lieferungen zugleich inneres Burgtor gewesen zu sein scheint. Zwischen ihnen wurde später der
Inschriftstein Nr. 50 eingefügt.
Dargestellt ist auf dem einen Stein Jörg, auf dem anderen Osanna von Rosenberg, beide in ziem-
lich hohem Relief. Jörg in knielangem Mantel und Hut hält eine Axt und einen Rosenkranz,
Osanna trägt in der Rechten ebenfalls einen Rosenkranz, außerdem eine Flasche, in der Linken
einen mit Broten (?) gefüllten Flenkelkorb und eine doppelte Korbflasche. Die Umschrift auf hoher
Randleiste beginnt auf dem Stein des Mannes links oben, springt nach der dritten Zeile auf den
links danebenstehenden der Frau über, beginnt dort rechts unten, läuft auf ihm ringsum und
endet mit der letzten Zeile des ersten Steins. Der erste Stein ist an der linken unteren Ecke durch-
gesprungen, außerdem sind Gesicht, Axtstiel und Rosenkranz zerstört; der zweite ist mehrfach
gesprungen, zwei größere Stücke fehlen. Die untere Schriftleiste ist abgebrochen und heute ver-
kehrt eingesetzt.
1. Stein:
&nno • hm • m • cccc • Ixxx • jor • bf | mittüotljßn • bor • mitfaften • Ijab • irifj •
jorge • bon • rofenbng • rittet | • bem • erften • ftepn • ?u • boxb|e] |
2. Stein:
rg • legen • lofffen] • benfelbtge • Ijot • ofann |-• bo • evdjolblje • geborn • mein •
elidje-bnb • mi | r • fblidje • batoe • getrebdidj • Ijelffe • b | olbrtnge • tote •
fie • fne • ftet • bnb tft • bet • lug • tnö • lant • bornodj • auf? • getnadjt |
1. Stein:
bf mötag • nodj • fant • mtdjelö • tag • jm • xttij • jor • bit • got • für • bnö • beb
Der Boxberger Bergfried, der „luginslant“1 war wegen seiner Höhe weithin berühmt; 1493 am
30. September wurde er fertiggestellt (ausmachen = efficere, perficere2), 1480 am 8. März begon-
nen. - 1470 war Burg und Stadt der Rosenberger Raubritter eingenommen und die Burg stark
zerstört worden, 1477 erlangte Jörg von Rosenberg Schloß und Stadt zurück. 1480 begann er mit
dem Wiederaufbau, der 15 Jahre dauerte. Denkmal dieser Leistung sollen die beiden Steine sein.
Sie erwecken den Eindruck, als habe Jörg selbst am Wiederaufbau seiner Burg mitgearbeitet und
Osanna ihm und den Seinen die Speisen zugetragen. Diese für ein Ritterpaar ungewöhnliche Art
der Darstellung zu Lebzeiten auf grabsteinartigen Platten im Gewand und mit Gegenständen
eines werktätigen Lebens gab zu folgender Sage3 Anlaß: Eine Freifrau von Rosenberg tat den
Armen viel Gutes. Um es vor ihrem Mann zu verbergen, machte sie manche heimlichen Gänge.
Die fielen dem Ritter schließlich auf und er schöpfte Verdacht, daß seine Frau ihm untreu sei.
Er schlich ihr deswegen einmal mit einem Beile nach, aber er fand sie, wie sie am Burggraben
unter die Armen aus einem Korbe Brot und Wein verteilte: da erkannte er seinen Irrtum und
setzte als Denkmal ihrer Treue die beiden Steine. Die Sage hat sich offenbar die Legende der
hl. Elisabeth zum Vorbild genommen.
Andreae S. lOf. — Alt S. 165 — Schönhuth: Bocksberg S. 17; Burgen II S. 67 — Stocker: Bocksberg S. 23 — Ber-
berich S. 281 — Kdm. IV, 2 S. 12 — Bergner S. 569 — Hofmann: Tausend Jahre S. 9 — v. Schneider S. 43 —
1Grimm: Dt. Wörterbuch VI Sp. 1284 mehrere Belege für luginslant = hoher Wartturm — 2Grimm: Dt.
Wörterbuch I Sp. 913 — Mach Schneller II S. 615; vgl. außerdem Baader Volkssagen S. 325 f.; Gottschalck V
S.‘136f.; Schönhuth: Burgen II S. 80ff.
22
Lauda
1496
Steintafel über dem Rundbogen des oberen Stadttors. Kalkstein 35 X62; Sehr. 6-8,5 cm. Über der
Tafel ein kleiner Wasserschlag; jetzt gold auf rot ausgemalte Buchstaben.
?b tJifer ?eit burgermeifte | getoeft fjanö gaffenfat £ bnb Ijamman luolt? •
Ein Thomas Gassenfat als Bürgermeister wird auf der Brückeninschrift Nr. 25 genannt. Über der
Tafel war der Wappenstein Nr. 23 angebracht.
Kdm. IV, 2 S. 103.
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Inschriftstein Nr. 50 eingefügt.
Dargestellt ist auf dem einen Stein Jörg, auf dem anderen Osanna von Rosenberg, beide in ziem-
lich hohem Relief. Jörg in knielangem Mantel und Hut hält eine Axt und einen Rosenkranz,
Osanna trägt in der Rechten ebenfalls einen Rosenkranz, außerdem eine Flasche, in der Linken
einen mit Broten (?) gefüllten Flenkelkorb und eine doppelte Korbflasche. Die Umschrift auf hoher
Randleiste beginnt auf dem Stein des Mannes links oben, springt nach der dritten Zeile auf den
links danebenstehenden der Frau über, beginnt dort rechts unten, läuft auf ihm ringsum und
endet mit der letzten Zeile des ersten Steins. Der erste Stein ist an der linken unteren Ecke durch-
gesprungen, außerdem sind Gesicht, Axtstiel und Rosenkranz zerstört; der zweite ist mehrfach
gesprungen, zwei größere Stücke fehlen. Die untere Schriftleiste ist abgebrochen und heute ver-
kehrt eingesetzt.
1. Stein:
&nno • hm • m • cccc • Ixxx • jor • bf | mittüotljßn • bor • mitfaften • Ijab • irifj •
jorge • bon • rofenbng • rittet | • bem • erften • ftepn • ?u • boxb|e] |
2. Stein:
rg • legen • lofffen] • benfelbtge • Ijot • ofann |-• bo • evdjolblje • geborn • mein •
elidje-bnb • mi | r • fblidje • batoe • getrebdidj • Ijelffe • b | olbrtnge • tote •
fie • fne • ftet • bnb tft • bet • lug • tnö • lant • bornodj • auf? • getnadjt |
1. Stein:
bf mötag • nodj • fant • mtdjelö • tag • jm • xttij • jor • bit • got • für • bnö • beb
Der Boxberger Bergfried, der „luginslant“1 war wegen seiner Höhe weithin berühmt; 1493 am
30. September wurde er fertiggestellt (ausmachen = efficere, perficere2), 1480 am 8. März begon-
nen. - 1470 war Burg und Stadt der Rosenberger Raubritter eingenommen und die Burg stark
zerstört worden, 1477 erlangte Jörg von Rosenberg Schloß und Stadt zurück. 1480 begann er mit
dem Wiederaufbau, der 15 Jahre dauerte. Denkmal dieser Leistung sollen die beiden Steine sein.
Sie erwecken den Eindruck, als habe Jörg selbst am Wiederaufbau seiner Burg mitgearbeitet und
Osanna ihm und den Seinen die Speisen zugetragen. Diese für ein Ritterpaar ungewöhnliche Art
der Darstellung zu Lebzeiten auf grabsteinartigen Platten im Gewand und mit Gegenständen
eines werktätigen Lebens gab zu folgender Sage3 Anlaß: Eine Freifrau von Rosenberg tat den
Armen viel Gutes. Um es vor ihrem Mann zu verbergen, machte sie manche heimlichen Gänge.
Die fielen dem Ritter schließlich auf und er schöpfte Verdacht, daß seine Frau ihm untreu sei.
Er schlich ihr deswegen einmal mit einem Beile nach, aber er fand sie, wie sie am Burggraben
unter die Armen aus einem Korbe Brot und Wein verteilte: da erkannte er seinen Irrtum und
setzte als Denkmal ihrer Treue die beiden Steine. Die Sage hat sich offenbar die Legende der
hl. Elisabeth zum Vorbild genommen.
Andreae S. lOf. — Alt S. 165 — Schönhuth: Bocksberg S. 17; Burgen II S. 67 — Stocker: Bocksberg S. 23 — Ber-
berich S. 281 — Kdm. IV, 2 S. 12 — Bergner S. 569 — Hofmann: Tausend Jahre S. 9 — v. Schneider S. 43 —
1Grimm: Dt. Wörterbuch VI Sp. 1284 mehrere Belege für luginslant = hoher Wartturm — 2Grimm: Dt.
Wörterbuch I Sp. 913 — Mach Schneller II S. 615; vgl. außerdem Baader Volkssagen S. 325 f.; Gottschalck V
S.‘136f.; Schönhuth: Burgen II S. 80ff.
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Lauda
1496
Steintafel über dem Rundbogen des oberen Stadttors. Kalkstein 35 X62; Sehr. 6-8,5 cm. Über der
Tafel ein kleiner Wasserschlag; jetzt gold auf rot ausgemalte Buchstaben.
?b tJifer ?eit burgermeifte | getoeft fjanö gaffenfat £ bnb Ijamman luolt? •
Ein Thomas Gassenfat als Bürgermeister wird auf der Brückeninschrift Nr. 25 genannt. Über der
Tafel war der Wappenstein Nr. 23 angebracht.
Kdm. IV, 2 S. 103.
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