Metadaten

Cucuel, Ernst [Oth.]; Eckert, Hermann [Oth.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 1 : Heidelberger Reihe ; Band 1): Die Inschriften des badischen Main- und Taubergrundes: Wertheim-Tauberbischofsheim — Stuttgart: Druckenmueller, 1969

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53141#0057
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Schlosses, das Albrecht von Rosenberg 1561 begann (vgl. Nr. 243). Der Sinn der Inschrift ist um-
stritten. Man hat darauf hingewiesen, daß es in Götz von Berlichingens jungen Jahren einen reisigen
Knecht gab, „den hieß man den Affen“. Auch Albrecht von Rosenberg habe möglicherweise einen
Ritterbuben dieses Namens gehabt, dem jener Turm als Wohnung diente. Darum seien die Merk-
zeichen des Herrn und seines Buben angebracht worden. Eine andere Deutung1 will Darstellung
und Inschrift mit dem Zweck des Gebäudes als Gefängnis in Zusammenhang bringen. Dafür
spricht nicht allein die Tatsache, daß in der Volkssprache das Gefängnis vielerorts „Affe“ heißt2,
sondern daß auch an dem ehemaligen Heidelberger Brückenturm der Neuenheimer Seite, der
bereits 1476 als Karzer für Studenten genannt wird, das Bild eines Affen zu sehen war3. Diese
rechtssymbolische Verwendung hat sich vielleicht unter dem Einfluß des römischen Strafrechts
entwickelt, nach dem einem zu ertränkenden Verbrecher ein Affe in den Sack mitgegeben wurde.
Die hämische Böswilligkeit des Affen könnte schließlich zu der symbolischen Bedeutung geführt
haben, die vermutlich dem Schüpfer Affenbildnis und seiner Inschrift zugrunde liegt: als „Bube“
schlechthin grüßt er vom Gefängnis aus alle „Buben“ zur Warnung und hält ihnen das Wappen
des Gerichtsherrn vor.
Schönhuth: Bocksberg S. 54 — Bauer: Rosenberg S. 217 — Berberich S. 395 — Kdm. IV, 2 S. 219 —EckertS. 22 —
1 Kaufmann: Rosenberg S. 373ff. — 2Stocker: Notiz S. 114; Rhein. Wörterbuch I Sp. 75; Hagmeier S. 27 —
3Hoenninger S. 114.

37

Wertheim

1562

Zwei Schrifttafeln am Portal des Palastreppenturms auf der Burg. Im Hauptfeld über einem
reichverzierten Rundbogentor zwei Wappen, links das vermehrte Stolberger Wappen mit drei
Zimieren, rechts Wied-Runkel mit zwei Zimieren. Im Balken unter den Wappen die Zahl 15 6 2
und Stz 37, über ihnen die Schrifttafeln nebeneinander. Den oberen Abschluß bildet ein großer
Muschelaufsatz. Die Schrifttafeln sind leicht verwittert; r. S. je 29x76,5; Sehr. 3,5-4,5 cm.

LVDWIG GRAVE ZV STOLBERG • KOIL
IGSTElK ROSCHEFORT WERTHEM VH
WERHIGERODE.HERR ZV EPSTAIH
MlUCZEKBERG • AGtMOKT \II BREVBERG

WALPVRG GEBORKE GRAVIK
von WID . GRÄVIK ZV
STOLBERG . VIII) COKtGSTAtK .
EC

Über Ludwig von Stolberg und seine Gemahlin siehe Nr. 256. Der Steinmetz des schönen Por-
tales ist nicht Peter Herrschaft (vgl. Nr. 292), wie ältere Darstellungen behaupten, sondern Jörg
Koch aus München (gest. 1579), von dem auch die Grabmäler Nr. 223, 230 und 231 stammen.
Wibel Ferdinand: Burg S. 92 — Kdm. IV, 1 S. 219 mit Abb. — Lürtzing: Turmeingang S. 42ff. Abb. Taf. 56 —
Rommel: Wertheim S. 19f. Abb.

38 Tauberbischofsheim 1563

Holzbalken über dem ersten Obergeschoß des Hauses Kirchplatz 1. Sichtbare Höhe 20, Länge
270 cm; Sehr. 5 cm. Die Inschrift wurde erst 1933 freigelegt.
MENS[C]H DV MVST STERBEN DAR= FVR HILFT NICHT VND WEIST NICHT |
VF WELCH BETT DAS GESICHT . WEST NIT WIES WIRT GAN • DARUMB SOLTV
ALBE GEN IN REW STAN
Das Verbum des Nebensatzes in der zweiten Verszeile könnte des Reimes wegen weggelassen sein;
zu ergänzen wäre etwa „wirst legen“. Wahrscheinlicher ist aber die Deutung: ,,vf welch(em)
bett das geschieht“.

29
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften