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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0050
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Lkr. Böblingen angedeutet. Nachdem hier em Kirchenmöbel-Fragment schon 1513 (nr. 150) den er-
sten Beleg bietet, setzte sich die Kapitalis auf Gärtrmger Grabmälern ab 1530 (nrr. 175, 180) durch,
vermutlich nach dem Vorbild etwa gleichzeitig entstandener Tübinger Denkmäler des Josef Schmid
von Urach173. Schon das Gärtrmger Denkmal von 1530 (nr. 175) verwendete in seiner noch feinstn-
chigen Schrift überhöhte Versahen. Die Kapitalis von Jeremias Schwartz übernahm die überhöhten
Versalien, stellt aber einen neuen, der antiken Kapitalis angenäherten Schrifttyp dar durch kräftige
Linksschrägen-Verstärkung und Sporenbildung. Neben Christoph Jelin und Georg Miler, die hier
ebenfalls mit charakteristischen Kapitahs-Inschriften vertreten sind (nrr. 234, 334, 336), ist noch die
Kapitalis der Herrenberger Forster-Werkstatt vorzustellen als eine zwar ebenfalls der klassischen Ka-
pitalis nachgebildete Schrift, bei der jedoch nicht die Linksschrägen, sondern die senkrechten Hasten
verstärkt sind. Das spitze A besitzt einen gebrochenen Mittelbalken; das übermäßig verbreiterte H
erhält meist eine Ausbuchtung nach oben; das quadratische M hat einen hochsitzenden Mittelteil.
Diese Schrift erfährt in einigen wenigen Exemplaren (nrr. 378, 385) eine Verwandlung durch die Ein-
führung eines Y-fÖrmigen L bzw. Ü, wodurch sich ihr manienstischer Charakterzug verstärkt. Die
Werkstatt Leonberg II führte dann die schrägliegende Kapitalis zusätzlich em, oft in Kombination mit
Fraktur und Humanistischer Kapitalis (nrr.408, 411). Das technisch vollkommenste Beispiel einer
schräghegenden Kapitalis ist das Epitaph des Johann Thomas Schwarz von 1591 in Altdorf (nr. 259).

6.6 Humanistische Minuskel
Als selten verwendete Schriftart kommt die Humanistische Minuskel auch im Bearbeitungsgebiet
nur mit 11 Belegen vor. Das früheste Beispiel ist untergeordneter Natur und als Schrift in den auf-
geschlagenen Büchern der Evangelisten auf dem Herrenberger Chorgestühl von 1517 (nr. 156) zu fin-
den. Als selbständige Schrift ist diese Schrift hier kaum nachweisbar, wohl aber erscheint sie in Kom-
bination mit anderen Schriftarten, so besonders häufig kombiniert mit der Fraktur. Auf dem Epitaph
des Pfarrers Pelagius Niethammer (nr. 279) in Hausen an der Würm ist die deutschsprachige Grab-
schrift in Fraktur, die lateinische Laudatio in Gestalt eines lateinischen Distichons aber in Humani-
stischer Minuskel ausgeführt. Auch in anderen Epitaphien ist diese Schrift für lateinische Devisen
oder andere Zusätze reserviert, so auch im Epitaph für Johann Neuffer (nr. 315). Besonders beliebt
war die Schrift in schräghegender Stellung zur Hervorhebung einzelner Namen oder Wörter mitten
in der Fraktur; diese Einschübe sind em Erkennungszeichen für die Schriftkunst der Werkstatt Leon-
berg II (nrr.411, 418, 420).

Tabelle 3: Verbreitung der Schriftarten im Bearbeitungsraum

Schriftart
vor 1300
vor 1400
vor 1500
vor 1600
vor 1650
Gesamt
Romanische Majuskel
4
2
4
Gotische Majuskel
17
1
18
Gotische Minuskel
2
41
40
83
davon mit Versahen
15
31
46
Frühhum. Kapitalis
7
7
14
Kapitalis
1
54
68
123
Fraktur
23
54
77
Humanist. Minuskel
3
8
11
Kombination mehrerer Schriften
4
9
27
40

173 Grabmal des Abtes Johannes von Fndmgen, gest. 1534, Klosterkirche Bebenhausen; vgl. Grabmäler Bebenhausen
1989, 56 mit Abb.; Grabplatte des Jakob von Anweil, gest. 1540, Tübingen, Stiftskirche; Photo Heidelberger Epi-
graphik-Archiv.

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