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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0055
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10 Die Burg „Hilteratshausen“ wird schon 1078 in Urkunden als Stammsitz eines Grafengeschlechtes erwähnt. Als
Kronzeuge für die These wird Eiselin benannt, weil er noch Reste der Burg gesehen hat; Hemzelmann u. Niet-
hammer, Von der Pfalzgrafenburg zum Chorherrenstift 1994, 339 — 341.
11 Was mit diesem Begriff gemeint ist, veranschaulicht am besten die Schweizer Dissertation von P Maggi über die sog.
„schlichten“ Tympana. Vgl. auch Reinle, A., Timpani romanici primitiv!,Jn: II Romanico. Atti del Seminario di studi
diritto da SP Sanpaolesi. Mailand 1975, 157-163; ferner Seeliger-Zeiss, Epigraphie et iconographie 1996, 212-213.
12 In Baden-Würtemberg ähnlich auf den Tympana in Weinsberg (Lkr. Heilbronn) und Rangendmgen-Bietenhausen
(Zollernalbkreis); vgl. Wischermann, Romanik 1987, Abb. 90 und Kat. S.296 mit Abb.; zu Weinsberg vgl. Seeli-
ger-Zeiss, Epigraphie et iconographie 1996, 210, Abb. 5.
13 Zu dieser Deutung vgl. Maggi 1986, 27 u. ö.
14 Vgl. Volbach, E, Ein mittelalterlicher Türsturz aus Ingelheim. In: Mitteilungen d. Oberhessischen Geschichtsvereins
NF 44 (1960) 15-19; bes. 16.
15 Als Vergleichsbeispiele für eine Datierung kommen hinsichtlich der Schriftformen in Frage: das Tympanon der
Walterichskirche in Murrhardt von 1170/1180, vgl. DI 37 (Rems-Murr-Kreis) nr. 1, Abb. 1; das Tympanon von ca.
1190 am Refektorium in Rothenkircherhof (Stadt Kirchheimbolanden, Donnersbergkreis); vgl. Kohler, Herrenalb
1986, Abb. 113; das Tympanon in Simmersfeld, 11.Jh. (?), vgl. DI 30 (Calw) nr. 1, Abb. 1.
16 Zu einer Gruppierung der Themen romanischer Tür Inschriften vgl. Favreau, R., Le themezepigraphique de la
porte. In: Cahiers de Civilisation Medievale 34 (1991) 267-279; zugleich in: Favreau, R., Etudes d’epigraphie
medievale. Recueil d’articles de Robert Favreau rassembles ä l’occasion de son depart ä la retraite. T. 1. Limoges
1995, 547—567. — Die Sammlung romanischer Portalinschriften von Calvin B. Kendall verzeichnet die vorliegende
Inschrift nicht, weil sie leider das deutsche Material weitgehend ausklammert; Kendall, C.B., The Allegory of the
Church. Romanesque Portals and Their Verse Inscriptions. Toronto, Buffalo, London 1998.
17 Vgl. Anm. 12.
18 Vgl. DI 37 (Rems-Murr-Kreis) nr. 1 mit Abb.; Seeliger-Zeiss, Epigraphie et iconographie 1996, 217—218, fig.4. —
Es gehört ebenfalls zu der Gruppe der „schlichten“ Tympana; dort drei Medaillons und ebenfalls eine achtstrahlige
Rosette; auch der Begriff TEMPLUM für Kirche.
Eiselin, Bartholomäus, Chronicon patriae Hilrizhusanae et Herrenbergicae (auch Zeitregister genannt), um 1620, Stutt-
gart, HStA J1 Nr.34, Bl. 144r—177v; hier 147v. — Ders., Extract Jenigen Zeit Registers etc., Stuttgart, WLB Cod. hist.
F 680, lr—61r; hier 9V. — Hess, Chronik Herrenberg, Stuttgart, HStA J1 Nr.256, p. 1603; WLB Cod. hist. F 278,
Bd.3(c), p.437—438. — OABHerrenberg 1855, 207. — Keppler 1888, 165. — KdmSchwarzwaldkreis 1897, 123. — Fa-
stenau, J., Die romanische Steinplastik in Schwaben. Esslingen 1907, 32 mit Abb. — Schahl, Neckarschwaben 1966, 187.
— Irtenkauf, W, Sprechende Türen. In: Kath. Volks- u. Hauskalender 117 (1967) 71 — 77; hier 75, Abb. S. 77. — Heß,
Karl, Zur Ortsgeschichte von Hildrizhausen. In: ASG 1977, Nr.3/4, S. 9f. - Maggi, P, Das schlichte Tympanon im
12.Jh. Ein Beitrag zur Deutung allegorischer Skulptur an mittelalterlichen Kirchenportalen. Diss. phil. Zürich 1986,
58-63 mit Abb. (Strichzeichnung). - Wischermann, Romanik 1987, 273, Abb. 167. - Dehio Baden-Württemberg I,
1993, 353. — Heinzelmann, E, u. Niethammer, G., Von der Pfalzgrafenburg zum Chorherrenstift. Die Nikomedeskir-
che in Hildrizhausen. In: Schwäbische Heimat 45 (1994) H.4, 336 — 346; hier 345 mit Abb. — Seeliger-Zeiss, A., Epi-
graphie et iconographie des portes romanes en Bade-Wurtemberg. In: Epigraphie et iconographie. Actes du Colloque
tenu ä Poitiers 1995 (Civilisation Medievale II). Poitiers 1996, 211-227; hier 220 mit Abb. - Holzgerlingen. Von der
Schönbuchsiedlung zur Stadt. Hg. Lorenz, S., Gernhäuser, S., u.a. Stuttgart 1995, 31 mit Abb. — Klein, Bartholomäus
Eiselin 1996, 162-189.

2 Herrenberg, ev. Stadtkirche (Stiftskirche U. L. Frau) Ende 12. Jh.

Glocke mit steiler Zuckerhutform und hoher, romanischer Krone, die Schulterinschrift mit Hilfe von
Wachsfäden gebildet1. In der Glockenstube des Westturms. Die Inschrift aus Buchstaben von sehr
unterschiedlicher Höhe beginnt mit einem großen Kreuz mit gespaltenen, spiralförmig nach außen
gerollten Enden.
H. 57, Gesamthöhe 74, Dm. 56, Bu. 2 — 5 cm. — Romanische Majuskel, erhaben Abb. 1
+ TETRA GRAMATON
Der Text der Inschrift ist eine Umschreibung des aus vier hebräischen Buchstaben bestehenden Na-
mens Jahwe in griechischer Sprache (dt. „das Vierbuchstabige“) und ausgeschrieben in lateinischen
Buchstaben2. Wie andere mystische Formeln — so etwa die gleichbedeutende Formel AGLA, ferner
Alpha und Omega oder andere Nomina Sacra in lateinischen oder griechischen Buchstaben - gehört
diese zu den magischen Beschwörungsformeln gegen das Böse. Auf frühen Majuskelglocken wurden
solche Formeln besonders gern verwendet, um von der Kirche und der zugehörigen Siedlung Scha-
den — etwa Feuersnot, Sturm oder Hagelschlag — abzuwenden3.
Die Schriftformen sind ganz aus der besonderen Technik der aus etwa fingerdicken Wachssträngen
geformten Buchstaben heraus entwickelt, deren Enden sich spielerisch einrollen lassen. Das Schrift-
band ist wie ein ornamentaler Kranz gestaltet, wobei die einzelnen Buchstaben durch weite Zwi-
schenräume voneinander getrennt sind. Die Buchstabengröße ist unterschiedlich wie auch die Posi-
tion, die auf ein rahmendes, den Zug der Schrift stabilisierendes Linienschema verzichtet. Einzelne

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