Der Inschrift vorangestellt ist ein Kreuz. Die Schrift ist schnurartig in Wachs modelliert und dem
Grund aufgelegt; die Buchstaben sind unregelmäßig in der Höhe und beim Guß verrutscht. C und
E sind noch offen gebildet, doch kommen vereinzelt geschlossene Formen vor. Insgesamt über-
wiegen die gerundeten Formen unzialer Buchstaben, wie das halbgeschlossene unziale M und das D
mit weit nach links gezogenem Bogenende. Alle diese Züge begründen eine Ansetzung noch im
13. Jahrhundert.
Der Text ist ein frühes Zeugnis für den aufkommenden Marienkult, der sich in der Folgezeit an zahl-
reichen Glocken des 14.Jahrhunderts ablesen läßt* 1. Die Glocke entstammt als einziges erhaltenes
Stück dem Vorgängerbau der heutigen, noch spätgotischen Turmchoranlage.
a Über dem Wort ein nach oben ausgebuchteter Kürzungsstrich.
b Letzte Silbe über dem Steg.
1 Vgl. dazu DGWürttHohenzollern 16 (Einl.).
OABLeonberg 1852, 139. — Keppler 1888, 192. — OABLeonberg 1930, 766.— DGWürttHohenzollern 1959 nr. 944,
Abb. 458 (Strichzeichnung) auf S. 402 und S.6 u. 16 (Einl.). - Schahl, A., Die ev. Pfarrkirche in Hausen a. d.Würm. In:
BllwürttKirchengeschichte 66/67 (1966/1967) 282ff.; hier 294.
13 Münklingen (Stadt Weil der Stadt), ev. Pfarrkirche (St.Jakob) 4.V. 13.Jh.
Glocke, unbezeichnet und undatiert. Schulterinschrift zwischen Schnurstegen mit weiträumig ange-
ordneten Buchstaben.
H. 54, Dm. 67,5 cm. — Gotische Majuskel, erhaben
+ O REX • GLORIE + VENI • CVM • PACE
O König der Herrlichkeit, komm mit Frieden!
Die Datierung noch ins 13. Jahrhundert wird gestützt durch die runde, aber noch offene Form des C
und E, in die ein senkrechter Zierstrich eingestellt ist. Das Relief der Buchstaben ist relativ hoch. Die
Verse der Inschrift sind durch Tatzenkreuze getrennt.
Kizik1 hat den Zusammenhang des Inschrifttextes mit Benediktionstexten des 13.Jahrhunderts her-
ausgestellt.
1 Kizik, E„ Die Funktion der Glockeninschriften. In: Vom Quellenwert der Inschriften 1992, 189 — 207; bes. 204 f.
Stuttgart, LKA, Glockenmventar 1917, A 26, 1478, 9. — OABLeonberg 1930, S. 955. — DGWürttHohenzollern 405,
nr.953 mit Abb.460 (Strichzeichnung).
14 J Tailfingen (Gde. Gäufelden), ev. Pfarrkirche (St. Afra) 13. Jh.
Glocke ohne Signatur und Datierung. Im Jahr 1888 noch als kleinste Glocke eines dreiteiligen alten
Geläutes erwähnt1.
Wortlaut nach Klunzinger.
Dm. 61 cm. — Vermutlich Gotische Majuskel, erhaben und spiegelverkehrt
LVCAS MARCVS MATHAEVS IOHANNES
Das besonders hohe Alter der Glocke läßt sich aus den Angaben über die Schrift erschließen: „mit
verkehrter, ganz roh ausgeführter Schrift“2. Das Glockenmventar spricht von „großen, lateinischen
Schriftzeichen“ und konnte die Inschrift nicht entziffern3. Vermutlich handelte es sich um spiegel-
bildlich oder rückläufig erscheinende Lettern der Gotischen Majuskel. Die Glocke war ein greifbares
Zeugnis für das hohe Alter der Tailfinger Kirche, die 1120 zur Hälfte in den Besitz des Klosters Hirsau
kam4.
1 Davon heute erhalten nur die größte Glocke nr. 148; die dritte (mittlere) Glocke von 1629 ist ohne Überlieferung
der Inschrift ebenfalls verloren.
2 So Klunzinger, 87. - Ähnlich urteilt Keppler: „Sehr alt, Ev.-Namen in verkehrter Schrift“.
3 Stuttgart, LKA, Glockeninventar 1917.
4 AmtlKreisbeschreibung III 92.
OABHerrenberg 1855, 292. — Klunzinger, Glockenkunde 1858/59, 87. — Keppler 1888, 167. — Stuttgart, LKA, Glocken-
mventar 1917, A 26, 1480, 4.
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Grund aufgelegt; die Buchstaben sind unregelmäßig in der Höhe und beim Guß verrutscht. C und
E sind noch offen gebildet, doch kommen vereinzelt geschlossene Formen vor. Insgesamt über-
wiegen die gerundeten Formen unzialer Buchstaben, wie das halbgeschlossene unziale M und das D
mit weit nach links gezogenem Bogenende. Alle diese Züge begründen eine Ansetzung noch im
13. Jahrhundert.
Der Text ist ein frühes Zeugnis für den aufkommenden Marienkult, der sich in der Folgezeit an zahl-
reichen Glocken des 14.Jahrhunderts ablesen läßt* 1. Die Glocke entstammt als einziges erhaltenes
Stück dem Vorgängerbau der heutigen, noch spätgotischen Turmchoranlage.
a Über dem Wort ein nach oben ausgebuchteter Kürzungsstrich.
b Letzte Silbe über dem Steg.
1 Vgl. dazu DGWürttHohenzollern 16 (Einl.).
OABLeonberg 1852, 139. — Keppler 1888, 192. — OABLeonberg 1930, 766.— DGWürttHohenzollern 1959 nr. 944,
Abb. 458 (Strichzeichnung) auf S. 402 und S.6 u. 16 (Einl.). - Schahl, A., Die ev. Pfarrkirche in Hausen a. d.Würm. In:
BllwürttKirchengeschichte 66/67 (1966/1967) 282ff.; hier 294.
13 Münklingen (Stadt Weil der Stadt), ev. Pfarrkirche (St.Jakob) 4.V. 13.Jh.
Glocke, unbezeichnet und undatiert. Schulterinschrift zwischen Schnurstegen mit weiträumig ange-
ordneten Buchstaben.
H. 54, Dm. 67,5 cm. — Gotische Majuskel, erhaben
+ O REX • GLORIE + VENI • CVM • PACE
O König der Herrlichkeit, komm mit Frieden!
Die Datierung noch ins 13. Jahrhundert wird gestützt durch die runde, aber noch offene Form des C
und E, in die ein senkrechter Zierstrich eingestellt ist. Das Relief der Buchstaben ist relativ hoch. Die
Verse der Inschrift sind durch Tatzenkreuze getrennt.
Kizik1 hat den Zusammenhang des Inschrifttextes mit Benediktionstexten des 13.Jahrhunderts her-
ausgestellt.
1 Kizik, E„ Die Funktion der Glockeninschriften. In: Vom Quellenwert der Inschriften 1992, 189 — 207; bes. 204 f.
Stuttgart, LKA, Glockenmventar 1917, A 26, 1478, 9. — OABLeonberg 1930, S. 955. — DGWürttHohenzollern 405,
nr.953 mit Abb.460 (Strichzeichnung).
14 J Tailfingen (Gde. Gäufelden), ev. Pfarrkirche (St. Afra) 13. Jh.
Glocke ohne Signatur und Datierung. Im Jahr 1888 noch als kleinste Glocke eines dreiteiligen alten
Geläutes erwähnt1.
Wortlaut nach Klunzinger.
Dm. 61 cm. — Vermutlich Gotische Majuskel, erhaben und spiegelverkehrt
LVCAS MARCVS MATHAEVS IOHANNES
Das besonders hohe Alter der Glocke läßt sich aus den Angaben über die Schrift erschließen: „mit
verkehrter, ganz roh ausgeführter Schrift“2. Das Glockenmventar spricht von „großen, lateinischen
Schriftzeichen“ und konnte die Inschrift nicht entziffern3. Vermutlich handelte es sich um spiegel-
bildlich oder rückläufig erscheinende Lettern der Gotischen Majuskel. Die Glocke war ein greifbares
Zeugnis für das hohe Alter der Tailfinger Kirche, die 1120 zur Hälfte in den Besitz des Klosters Hirsau
kam4.
1 Davon heute erhalten nur die größte Glocke nr. 148; die dritte (mittlere) Glocke von 1629 ist ohne Überlieferung
der Inschrift ebenfalls verloren.
2 So Klunzinger, 87. - Ähnlich urteilt Keppler: „Sehr alt, Ev.-Namen in verkehrter Schrift“.
3 Stuttgart, LKA, Glockeninventar 1917.
4 AmtlKreisbeschreibung III 92.
OABHerrenberg 1855, 292. — Klunzinger, Glockenkunde 1858/59, 87. — Keppler 1888, 167. — Stuttgart, LKA, Glocken-
mventar 1917, A 26, 1480, 4.
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