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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0093
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Derselbe Wortlaut auch in der Inschrift des Haslacher Altar-Retabels von 14933. Die heutige Kirche,
ein Barockbau von 1792, hatte einen spätgotischen Vorgängerbau mit der Ersterwähnung 1470. Da
die Glocke zu dessen Neuausstattung gehört haben dürfte, wird eine Ansetzung nach 1470 in Erwä-
gung gezogen.
a Im Kirchenführer in Kapitalis-Buchstaben.
1 Die zweite „große“ Glocke unbekannten Datums zersprang schon 1758 und wurde 1760 umgegossen. Die Inschrift
ist nicht überliefert.
2 Anfang des Ave-Maria-Gebets nach Lc 1,28.
3 Vgl. nr. 108.
OABHerrenberg 1855, 202. — Klunzinger, Glockenkunde 1858/59, 89. — Zweihundert Jahre Jakobuskirche in Haslach.
Kirchenfiihrer. Haslach 1992, 46.

79 Stuttgart, Württ. Landesmuseum 1473

Glocke aus Böblingen, angeblich zuletzt im Rathaus1, wohl als einzige Glocke des fünfteiligen alten
Geläutes der ev. Stadtkirche St. Dionysius erhalten geblieben2. Krone beschädigt; die Kronenbügel
mit Zopf belegt. Die Schultermschrift zwischen doppelten Stegen beginnt mit einem kleinen Relief,
das zwei Hasen zwischen stehenden Blumenstengeln mit fünfteiligen Blüten wiedergibt3; Wort-
trenner Glöckchen. An der Flanke em Riß.
H. (ohne Krone) 38, Dm. 50, Bu. 3 cm. — Gotische Minuskel in Bandform, erhaben Abb. 15
■ anno • domin(ni) • 1473 • ave ■ maria • gracia • blena • dominvs • tecvm4
Die Böblmger Pfarrkirche war 1468 durch Erzherzogin Mechtild von Österreich dem Kloster Hirsau
geschenkt worden, das anschließend die Inkorporation erreichte. Vermutlich ist Hirsau der Auftrag-
geber der Glocke. Der Ave-Maria-Text der Glockenrede beweist ihre Bestimmung für den kirchlichen
Gebrauch, so daß die Herkunft aus der Stadtkirche wahrscheinlich ist.
Schmuckformen und Schriftgestaltung in Bandminuskel mit umgelegten Enden weisen auf südwest-
deutsche oder elsässische Vorbilder’’. Die Inschrift ist ohne Versalien; sie fällt durch die exakte Aus-
führung auf und wirkt durch die engstehenden Hasten gitterartig. Die Jahreszahl ist in arabischen
Ziffern eingefügt (schlingenförnnge Vier, aufgerichtete Sieben).
1 So laut Inventar des Museums (Inv. Nr. 14478); erworben am 28.12.1920 von der Böblmger Stadtverwaltung für
1.990 Mark (Metallwert).
2 OABBöblingen 1850, 101, nennt fünf Glocken, beschreibt aber nur die vier im Glockenhaus; vermutlich ist die
vorliegende kleine Glocke mit der fünften, damals darüber „in der Kuppel“ hängenden, identisch. — Vgl. nrr. 15,
287; ferner Glocken von 1765 und 1789.
3 S. Thurm spricht von Hase und Hund; DGWürttHohenzollern nr. 1600.
4 Anfang des liturgischen Ave-Maria-Gebets nach Lc 1,28.
5 Vgl. die zahlreichen Bandminuskel-Glocken am Oberrhein, ferner in Augsburg die Glocken von 1479 und 1510,
gegossen von Jacob und Eloy Ambosmeister; DGBaden, Einl. S. 92 f; DGBayerisch-Schwaben, Einl. S. 22 f. Nächst-
verwandt in Württemberg die Glocke von 1479 in Besenfeld (Lkr. Freudenstadt); DGWürttHohenzollern nr. 571.
DGWürttHohenzollern nr. 1600 und Einl. 46 Anm. 131.

80f Böblingen, Friedhofskirche (U. L. Frau), Enge Gasse 10 1473

Grabplatte des Pfarrers Johannes Kielmann. Rechteckplatte mit Umschrift1. Zuletzt 1888 als ältestes
Denkmal der Kirche erwähnt2.
Inschrift nach OABBöblingen 1850.
anno dom(ini) 1473 . obiit Johannes Kielmann pastor
Ursprünglich war die Friedhofskirche eine „Urpfarrkirche“ für Böblingen und Umgebung bis zur
Erhebung der Schloßkapelle St. Dionys zur Pfarrkirche im Jahr 1419. Da die „an Grabmälern reiche“
spätgotische Kirche von einem Friedhof umgeben war, diente sie weiterhin als „Gottesackerkirche“
und wurde 1586/1587 durchgreifend erneuert3. Nach Verlegung des Friedhofs 1836 ist die Kirche
profaniert und zur Turnhalle umgewandelt worden. Die Eintragung des Bauwerks ins Denkmalbuch

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