82 Weil der Stadt, kath. Pfarrkirche St. Peter u. Paul 3.V. 15. Jh.
Grabplatte des Priesters Ulrich (Udalricus) von Kröwelsau genannt Pfeffinger. Bei der Restaurierung
1978 — 1983 im Boden zwischen den Osttürmen aufgefunden, jetzt im nördlichen Seitenschiff an der
Westwand. Rechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im Feld Figur
eines Priesters im Meßgewand — offenbar Kasel und Alba; er hält mit beiden Händen einen Kelch;
zu Füßen Wappenschild. Flaches Relief, Oberfläche abgetreten, Inschrift mehrfach beschädigt
(Buchstabenverlust).
H. 210, B. 87, Bu. 2 — 4 cm. - Gotische Minuskel mit Versal Abb. 17
A[nno d](omi)ni • m° • cccc ob]iit • venerabilis • vir • d(omi)n(v)s • vdal-
ricvs ■ de • / krowelsow • alias • / dictvs • pf[e]ffinger • cfvivs • anima •] reqviesscat3
• in • pace • ame(n) •
Im Jahr des Herrn 14[. .] [. . .] starb der ehrwürdige Mann, Herr Ulrich von Kröwelsau, auch Pfeffinger genannt, dessen
Seele in Frieden ruhe.
Wappen: Kröwelsau
Die von Kröwelsau, auch genannt Pfeffinger von Kröwelsau, waren Wappengenossen der Herren von
Wile (Weil) und in Weil der Stadt ansässig1. Ein Ulrich von Kröwelsau studierte 1438 in Wien2.
Eine Ansetzung im 3. Viertel des 15. Jahrhunderts entspricht sowohl dem Stil der Darstellung als auch
dem epigraphischen Befund: schlanke, dicht gedrängt stehende Gotische Minuskel mit Versal zu
Beginn, als Worttrenner kleine Vierkantpunkte, Kürzungen nur bei domini, dominus und amen.
a Schreibung mit rundem und langem s nach dem e.
1 Alberti 424. — Zu weiteren, durch Inschriften in Weil der Stadt nachweisbaren Gliedern der Familie vgl. nr. 62.
2 Schütz, Stadtkirche 1985, 41.
Schütz, Siegfried, Die Stadtkirche von St. Peter und Paul in Weil der Stadt. Weil der Stadt 1985, 41 mit Abb.
83 Sindelfingen, ev. Stadtkirche (Stiftskirche St. Martin) 1477
Gedenk- und Stifterinschrift der Erzherzogin Mechtild von Österreich und des Grafen Eberhard V. von
Württemberg auf die Verlegung des Smdelfinger Chorherrenstifts nach Tübingen und die Stiftung ei-
nes regulierten Augustiner-Chorherrenstifts an seiner Stelle. Im nördlichen Seitenschiff an der West-
wand; ehemals außen über dem spitzbogigen Portal neben der Haupteinfahrt in den Stiftshof; dann „im
Südchor“ h Hochrechteckige Tafel aus graugelbem Sandstein, umfaßt von einer zweiten Rahmung aus
grobem braunem Sandsteinmaterial. Die Figuren der Stifter sind in hohem Relief gearbeitet. Sie knien
mit betend erhobenen Händen zu beiden Seiten von Christus als Schmerzensmann, der stehend seine
Wundmale vorweist; darunter sechszeihge Inschrift, auf separat gearbeiteter Tafel. Die Stifterfiguren
sind durch ihre gelehnten Wappen ausgewiesen. Die Unterarme Jesu und das Schwert Eberhards sind
abgebrochen, weitere Beschädigungen an Helm und Rüstung. Der Hintergrund mit Spuren farbiger
Fassung (Brokatmuster?), die Figuren jetzt bräunlich gefaßt, die Augäpfel in Farbe angelegt.
H. 212, B. 148, Bu. 4,3 —3,6 cm. — Gotische Minuskel mit Versalien Abb. 18
Jllustrissima • d(omi)na • mechtildis • nata • palentina / Reni • at(que) • archiducissa
• austrie • Et • illustris • / • Ebrehardus • Comes • de ■ wirtemberg • et • eiusdem • /
■ fihus • huius • sacri • cenobij ■ post • prioris • collegij • tra(n)s/ • lacione(m) • ad •
Tiwinge(n) • restauratores ■ atq(ue) • canonice • regu=/le • mstitutores • Anno •
dommi • M° • cccc° • Ixxvii •
Die durchlauchtigste Frau Mechtild geborene Pfalzgräfm bei Rhein und Erzherzogin von Österreich und der erlauchte
Graf Eberhard von Württemberg, ihr Sohn, haben — nach Verlegung des früheren Stifts nach Tübingen — dieses heilige
Kloster erneuert und (hier) die Kanonikerregel eingefuhrt. Im Jahr des Herrn 1477.
Wappen: Österreich und Pfalz (gespalten), Württemberg
Bei den Personen handelt es sich nicht um ein Ehepaar, wie die Darstellungsform zunächst glauben
läßt. Aus der Inschrift geht hervor, daß links Mechtild Pfalzgräfm bei Rhein (geb. 1419, gest. 1482)2
dargestellt ist; sie war in erster Ehe verheiratet mit Graf Ludwig I. von Württemberg (gest. 1450), in
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Grabplatte des Priesters Ulrich (Udalricus) von Kröwelsau genannt Pfeffinger. Bei der Restaurierung
1978 — 1983 im Boden zwischen den Osttürmen aufgefunden, jetzt im nördlichen Seitenschiff an der
Westwand. Rechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im Feld Figur
eines Priesters im Meßgewand — offenbar Kasel und Alba; er hält mit beiden Händen einen Kelch;
zu Füßen Wappenschild. Flaches Relief, Oberfläche abgetreten, Inschrift mehrfach beschädigt
(Buchstabenverlust).
H. 210, B. 87, Bu. 2 — 4 cm. - Gotische Minuskel mit Versal Abb. 17
A[nno d](omi)ni • m° • cccc ob]iit • venerabilis • vir • d(omi)n(v)s • vdal-
ricvs ■ de • / krowelsow • alias • / dictvs • pf[e]ffinger • cfvivs • anima •] reqviesscat3
• in • pace • ame(n) •
Im Jahr des Herrn 14[. .] [. . .] starb der ehrwürdige Mann, Herr Ulrich von Kröwelsau, auch Pfeffinger genannt, dessen
Seele in Frieden ruhe.
Wappen: Kröwelsau
Die von Kröwelsau, auch genannt Pfeffinger von Kröwelsau, waren Wappengenossen der Herren von
Wile (Weil) und in Weil der Stadt ansässig1. Ein Ulrich von Kröwelsau studierte 1438 in Wien2.
Eine Ansetzung im 3. Viertel des 15. Jahrhunderts entspricht sowohl dem Stil der Darstellung als auch
dem epigraphischen Befund: schlanke, dicht gedrängt stehende Gotische Minuskel mit Versal zu
Beginn, als Worttrenner kleine Vierkantpunkte, Kürzungen nur bei domini, dominus und amen.
a Schreibung mit rundem und langem s nach dem e.
1 Alberti 424. — Zu weiteren, durch Inschriften in Weil der Stadt nachweisbaren Gliedern der Familie vgl. nr. 62.
2 Schütz, Stadtkirche 1985, 41.
Schütz, Siegfried, Die Stadtkirche von St. Peter und Paul in Weil der Stadt. Weil der Stadt 1985, 41 mit Abb.
83 Sindelfingen, ev. Stadtkirche (Stiftskirche St. Martin) 1477
Gedenk- und Stifterinschrift der Erzherzogin Mechtild von Österreich und des Grafen Eberhard V. von
Württemberg auf die Verlegung des Smdelfinger Chorherrenstifts nach Tübingen und die Stiftung ei-
nes regulierten Augustiner-Chorherrenstifts an seiner Stelle. Im nördlichen Seitenschiff an der West-
wand; ehemals außen über dem spitzbogigen Portal neben der Haupteinfahrt in den Stiftshof; dann „im
Südchor“ h Hochrechteckige Tafel aus graugelbem Sandstein, umfaßt von einer zweiten Rahmung aus
grobem braunem Sandsteinmaterial. Die Figuren der Stifter sind in hohem Relief gearbeitet. Sie knien
mit betend erhobenen Händen zu beiden Seiten von Christus als Schmerzensmann, der stehend seine
Wundmale vorweist; darunter sechszeihge Inschrift, auf separat gearbeiteter Tafel. Die Stifterfiguren
sind durch ihre gelehnten Wappen ausgewiesen. Die Unterarme Jesu und das Schwert Eberhards sind
abgebrochen, weitere Beschädigungen an Helm und Rüstung. Der Hintergrund mit Spuren farbiger
Fassung (Brokatmuster?), die Figuren jetzt bräunlich gefaßt, die Augäpfel in Farbe angelegt.
H. 212, B. 148, Bu. 4,3 —3,6 cm. — Gotische Minuskel mit Versalien Abb. 18
Jllustrissima • d(omi)na • mechtildis • nata • palentina / Reni • at(que) • archiducissa
• austrie • Et • illustris • / • Ebrehardus • Comes • de ■ wirtemberg • et • eiusdem • /
■ fihus • huius • sacri • cenobij ■ post • prioris • collegij • tra(n)s/ • lacione(m) • ad •
Tiwinge(n) • restauratores ■ atq(ue) • canonice • regu=/le • mstitutores • Anno •
dommi • M° • cccc° • Ixxvii •
Die durchlauchtigste Frau Mechtild geborene Pfalzgräfm bei Rhein und Erzherzogin von Österreich und der erlauchte
Graf Eberhard von Württemberg, ihr Sohn, haben — nach Verlegung des früheren Stifts nach Tübingen — dieses heilige
Kloster erneuert und (hier) die Kanonikerregel eingefuhrt. Im Jahr des Herrn 1477.
Wappen: Österreich und Pfalz (gespalten), Württemberg
Bei den Personen handelt es sich nicht um ein Ehepaar, wie die Darstellungsform zunächst glauben
läßt. Aus der Inschrift geht hervor, daß links Mechtild Pfalzgräfm bei Rhein (geb. 1419, gest. 1482)2
dargestellt ist; sie war in erster Ehe verheiratet mit Graf Ludwig I. von Württemberg (gest. 1450), in
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