90 f Herrenberg, Schloß 1481
Fragment einer Ofenkachel eines spätgotischen Kachelofens mit Wappenbeischrift des Grafen Eber-
hard d.J. von Württemberg, angeblich aus dem ehemaligen Schloß stammend. Hochrechteckige
Kachel mit dreiseitiger Rahmung durch spätgotische Stab-Profilierung, im Feld weibliche Figur als
Wappenhalterin, in der Rechten ein bogenförmiges Spruchband, die Linke umfaßt einen Helm mit
Helmzier; kleines leeres Spruchband in der Ecke rechts unten. Wohl Ton, gebrannt und grün glasiert.
Wortlaut nach Heideloff (Zeichnung bzw. Stich).
Frühhumanistische Kapitalis?
EBERHARDI • COMITIS DE • WIRTEMBERa • ET • MONTEPELIGARDE
/ IVNIORIS • 1481
(Wappen) Eberhards des Jüngeren, Grafen von Württemberg und Mömpelgard 1481.
Wappen: Württemberg
C. A. Heideloff behauptet, diese Ofenkachel zusammen mit einer zugehörigen Eck-Konsole des
Ofens, welche mit einem Hirschkopf geschmückt war, in Herrenberg aufgefunden zu haben. Dies
geschah vermutlich im Jahr 1808 gleichzeitig mit der Auffindung eines spätgotischen Holzbildwerks1.
Heideloff hat 1855 „trotz aller Nachforschungen keine Spur mehr“ von diesen Stücken gefunden,
aber er hat sie nach eigenhändigen Zeichnungen in seinem Sammelwerk zur schwäbischen Kunst ver-
öffentlicht.
Bei dem hier angesprochenen Grafen von Württemberg handelt es sich nicht um Graf Eberhard (V.)
im Bart (1445 — 1496, als Herzog Eberhard I. seit 1495), sondern um seinen Nachfolger Graf Eber-
hard VI. (1447—1504, als Herzog Eberhard II., abgesetzt 1498 und bis zu seinem Tod in Lindenfels
(Hessen, Lkr. Bergstraße) im Exil)2. Eberhard im Bart führte in Verbindung mit seinem Wappen meist
Palmbaum und Devise, welche hier fehlen3.
Die Ausführung der Beischrift ist durch Heideloff als Kapitalschrift bezeugt. Vermutlich war dies eine
Frühhumanistische Kapitalis, deren festes Datum 1481 für die epigraphische Forschung als frühes
Vorkommen dieser Schrift relevant ist.
a So für Wirtemberg oder Wirtemberga.
1 Vgl. nr. 92.
2 Biographische Daten bei Raff, Hie gut Wirtemberg I, 1988, 398 — 406.
3 Vgl. Alberti, Einleitung S. X; neuerdings dazu Faix, G., in: Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach Jerusalem 1998,
92-99.
Heideloff, C. A., Die Kunst des Mittelalters in Schwaben. Denkmäler der Baukunst, Bildnerei und Malerei. Stuttgart
1855, 7 und Taf. I Abb. 2, 3.
91 f Weil der Stadt, Augustiner-Klosterkirche 1481
Inschriften über dem Hauptportal der Kirche in Verbindung mit einer gemalten Darstellung und
einer Datierung. Beim Umbau des gotischen Langhauses im Jahre 1686 zerstört. Das spätgotische
Hauptportal, ehemals an der Südseite des Langhauses, ist überliefert durch die Aufzeichnungen des
Priors Gelasius Roller aus dem Jahr 1686 in der Klosterchronik, dem sog. Protocollum conventus1.
Die dort eingefugte Skizze ist durch Beischriften erläutert. Sie zeigt ein spitzbogiges Portal mit der
Bauzahl A in arabischen Ziffern im Scheitel. Darüber war offenbar ein großes Kruzifix etwa von
der Höhe des Türgewändes auf die Kirchenwand aufgemalt. Es besaß einen dreisprachig ausgeführ-
ten Titulus („Superscriptio hebraica, graeca et latina“). Unter dem Querbalken des Kreuzes sind
zwei lateinische Bibelzitate (Bl und B2) eingetragen. Unter dem linken Kreuzarm war Mana ge-
malt („Maria hic“); ihr war eine Inschrift (C) beigefügt. Links außen sah man den hl. Augustinus
(„hic erat S. P(ater) Augustm(us) depictus“) ebenfalls mit Beischrift (D). Unter dem rechten Kreuz-
arm war der Evangelist Johannes („Joannes“) mit einer Beischrift (E) gemalt. Rechts außen der
hl. Erhard („hic S. Erhardus“) mit Beischrift (F). Die Darstellung war als Stiftung gekennzeichnet,
denn am Kreuzfuß links ist ein Wappen skizziert („hic erat depicto“) und rechts die offenbar zu-
gehörige Inschrift (G).
Wortlaut nach Protocollum conventus. Abb. 24
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Fragment einer Ofenkachel eines spätgotischen Kachelofens mit Wappenbeischrift des Grafen Eber-
hard d.J. von Württemberg, angeblich aus dem ehemaligen Schloß stammend. Hochrechteckige
Kachel mit dreiseitiger Rahmung durch spätgotische Stab-Profilierung, im Feld weibliche Figur als
Wappenhalterin, in der Rechten ein bogenförmiges Spruchband, die Linke umfaßt einen Helm mit
Helmzier; kleines leeres Spruchband in der Ecke rechts unten. Wohl Ton, gebrannt und grün glasiert.
Wortlaut nach Heideloff (Zeichnung bzw. Stich).
Frühhumanistische Kapitalis?
EBERHARDI • COMITIS DE • WIRTEMBERa • ET • MONTEPELIGARDE
/ IVNIORIS • 1481
(Wappen) Eberhards des Jüngeren, Grafen von Württemberg und Mömpelgard 1481.
Wappen: Württemberg
C. A. Heideloff behauptet, diese Ofenkachel zusammen mit einer zugehörigen Eck-Konsole des
Ofens, welche mit einem Hirschkopf geschmückt war, in Herrenberg aufgefunden zu haben. Dies
geschah vermutlich im Jahr 1808 gleichzeitig mit der Auffindung eines spätgotischen Holzbildwerks1.
Heideloff hat 1855 „trotz aller Nachforschungen keine Spur mehr“ von diesen Stücken gefunden,
aber er hat sie nach eigenhändigen Zeichnungen in seinem Sammelwerk zur schwäbischen Kunst ver-
öffentlicht.
Bei dem hier angesprochenen Grafen von Württemberg handelt es sich nicht um Graf Eberhard (V.)
im Bart (1445 — 1496, als Herzog Eberhard I. seit 1495), sondern um seinen Nachfolger Graf Eber-
hard VI. (1447—1504, als Herzog Eberhard II., abgesetzt 1498 und bis zu seinem Tod in Lindenfels
(Hessen, Lkr. Bergstraße) im Exil)2. Eberhard im Bart führte in Verbindung mit seinem Wappen meist
Palmbaum und Devise, welche hier fehlen3.
Die Ausführung der Beischrift ist durch Heideloff als Kapitalschrift bezeugt. Vermutlich war dies eine
Frühhumanistische Kapitalis, deren festes Datum 1481 für die epigraphische Forschung als frühes
Vorkommen dieser Schrift relevant ist.
a So für Wirtemberg oder Wirtemberga.
1 Vgl. nr. 92.
2 Biographische Daten bei Raff, Hie gut Wirtemberg I, 1988, 398 — 406.
3 Vgl. Alberti, Einleitung S. X; neuerdings dazu Faix, G., in: Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach Jerusalem 1998,
92-99.
Heideloff, C. A., Die Kunst des Mittelalters in Schwaben. Denkmäler der Baukunst, Bildnerei und Malerei. Stuttgart
1855, 7 und Taf. I Abb. 2, 3.
91 f Weil der Stadt, Augustiner-Klosterkirche 1481
Inschriften über dem Hauptportal der Kirche in Verbindung mit einer gemalten Darstellung und
einer Datierung. Beim Umbau des gotischen Langhauses im Jahre 1686 zerstört. Das spätgotische
Hauptportal, ehemals an der Südseite des Langhauses, ist überliefert durch die Aufzeichnungen des
Priors Gelasius Roller aus dem Jahr 1686 in der Klosterchronik, dem sog. Protocollum conventus1.
Die dort eingefugte Skizze ist durch Beischriften erläutert. Sie zeigt ein spitzbogiges Portal mit der
Bauzahl A in arabischen Ziffern im Scheitel. Darüber war offenbar ein großes Kruzifix etwa von
der Höhe des Türgewändes auf die Kirchenwand aufgemalt. Es besaß einen dreisprachig ausgeführ-
ten Titulus („Superscriptio hebraica, graeca et latina“). Unter dem Querbalken des Kreuzes sind
zwei lateinische Bibelzitate (Bl und B2) eingetragen. Unter dem linken Kreuzarm war Mana ge-
malt („Maria hic“); ihr war eine Inschrift (C) beigefügt. Links außen sah man den hl. Augustinus
(„hic erat S. P(ater) Augustm(us) depictus“) ebenfalls mit Beischrift (D). Unter dem rechten Kreuz-
arm war der Evangelist Johannes („Joannes“) mit einer Beischrift (E) gemalt. Rechts außen der
hl. Erhard („hic S. Erhardus“) mit Beischrift (F). Die Darstellung war als Stiftung gekennzeichnet,
denn am Kreuzfuß links ist ein Wappen skizziert („hic erat depicto“) und rechts die offenbar zu-
gehörige Inschrift (G).
Wortlaut nach Protocollum conventus. Abb. 24
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