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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0116
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in sant Luk und sant Mark und sant Johannes und in sant Matheus er gos mich
pantlion sydler zu esslingen da man zahlt Mcccc und Lxxxxv iara
Das Formular entspricht der bei Pantlion Sidler häufig vorkommenden Form für Evangelisten-
Glocken2. Die große Darmsheimer Glocke von 1510 wiederholt das Formular fast wörtlich3. Gegen
das in der älteren Literatur in arabischen Ziffern wiedergegebene Gußjahr 1485 spricht, daß die Pro-
duktion der Sidlerschen Gießhütte in Esslingen erst 1487 einsetzt. Ferner kommt die Evangelisten-
Anrufung im Formular der Sidlerschen Glocken erst ab 1493 häufiger vor4.
a In OABBöblingen und bei Th. Schön abweichendes Formular: Lucas . Marcus .Johannes . Mateus . Pantlion Sidler von
Eßlingengos mich do man zahlt 1485.
1 Zugehörig nr. 140. Die dritte und kleinste Glocke von 1698 (Georg Lehner, Stuttgart) wurde schon 1917 abgeliefert;
vgl. Fünfhundert Jahre Darmsheim, 1981, 18 ff. — Nach diesem Bericht wurden die beiden Sidler-Glocken von 1495
und 1510 nicht vor dem Einschmelzen in ein Glockenlager gebracht; weil sie für den Ausbau aus dem Glockenhaus
zu groß waren, hat man sie 1942 in brutalster Weise vor Ort in Stücke geschlagen und diese abtransportiert.
2 Vgl. die Würdigung Sidlers in: DGWürttHohenzollern, 28ff. (Einl.).
3 Vgl. nr. 140.
4 Ein frühes Beispiel die Glocke von 1493 in Heiningen (Lkr. Göppingen); vgl. DGWürttHohenzollern nr. 674 mit
Abb. 175; DI 41 (Göppingen) nr. 127.
OABBöblingen 1850, 141. - Schön, Glockenkunst Esslingen 1900, 105. - Stuttgart, LKA, Glockeninventar 1917, A 26,
1478, 4. — Fünfhundert Jahre Pelagiuskirche Darmsheim. Kleine Chronik zum Jubiläum 1981, 6f, 18 ff.

114 Altdorf, ev. Pfarrkirche (St. Blasius u. Brictius) nach 1495

Türsturz mit lateinischen Sprüchen. Im Chor auf der Nordseite, an der Tür zur Sakristei. Spätgotisches
Türgewände aus grobkörnigem gelbem Sandstein, mit gekreuztem Stabwerk; der Sturz aus einem im
Umriß rechteckigen Werkstück gearbeitet. Auf der glatten Fläche über dem Rahmenprofil zwei In-
schriften in verschiedener Ausführung und wohl auch aus verschiedener Zeit: Inschrift A links — von
unten nach oben in zwei Zeilen verlaufend — , Inschrift B oben quer und rechts umbiegend zwischen
zwei Vierpunkt-Füllungen. Im Scheitel des Kielbogens Stz. nr. 4, weiter unten am Gewände Stz. nr. 5.
Abb. 33 H. 34, B. 140, Bu. 6,5 —7,5 cm. — Frühhumanistische Kapitalis (A), Gotische Minuskel (B)
A EXITVS ACTAa / PRObATbl
B mala mah ma//lo mala (con)tulit O(mn)ia / mundo
Der Ausgang (hier im Sinne von Tod, Lebensende) ist der Prüfstein der Taten. — Der Rachen des Bösen hat durch den
Apfel alles Böse in die Welt gebracht.
Hexameter, einsilbig leonmisch gereimt
Kloster Bebenhausen hatte schon 1204 Besitz in Altdorfund erwarb 1291 den Fronhof und den Kir-
chensatz; 1402 wurde die Wehrkirche dem Kloster inkorporiert2. Das Kloster hatte damit der Bau-
pflicht nachzukommen. Am 16. Oktober 1495 wurde einem „maister Hansen stainmetzen zu Be-
benhusen“ der Neubau von Chor und Sakristei verdingt3. Daraus ergibt sich eine Ansetzung des
Türgewändes bald nach 1495. Das Steinmetzzeichen im Scheitel wird als dasjenige eines Steinmetzen
Franz von Tübingen bezeichnet, der hier offenbar als ein Mitarbeiter des ausführenden Meisters Hans
von Bebenhausen signiert, später aber auch als selbständiger Architekt nachweisbar ist4.
Der Zisterzienserkonvent bestellte bis zur Reformation den Pfarrer, der wohl meist ein Priester-
mönch aus Bebenhausen war. Der Text von Inschrift B ist ein lateinisches Wortspiel; der Inhalt spielt
auf den Sündenfall an5. Die Inschrift wird bereits in spätgotischer Zeit entstanden sein, wobei dies
nicht gleichzeitig mit dem Chorbau und der Entstehung der Sakristeitür geschehen sein muß. Jeden-
falls paßt die Ausführung in einer engstehenden und dünnstrichigen Minuskel mit hohen Oberlängen
und ohne Versalien auf die Zeit um 1500. In der Ausführung verwandt sind die Inschriften des Augu-
stiner-Kreuzgangs in Weil der Stadt6.
Inschrift A ist von anderer Hand wohl zu späterer Zeit beigefügt worden. Die Inschrift ist flüchtig
eingeritzt und nicht — wie bei B — von einem handwerklich versierten Steinmetzen ausgeführt. Das
hier nicht korrekt wiedergegebene Ovid-Zitat kann noch aus vorreformatorischer Zeit stammen;
denn Ovid gehörte zum Bildungsgut der Klosterschulen7. Eine Kapitalis mit Zügen der Frühhuma-
nistischen Kapitalis kommt freilich bis ins 16. Jahrhundert hinein vor, so daß dieser Zusatz nicht ein-
deutig zu datieren ist8. Abgesehen von den schlanken Proportionen der dicht gedrängt stehenden
Buchstaben ist vor allem das epsilonformige Anfangs-E typisch für diese Kapitalschrift.

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