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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0121
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121 Herrenberg, ev. Stadtkirche (Stiftskirche U. L. Frau) 4.V. 15. Jh.

Abendmahlskelch mit Sechspaßfuß über einer Zarge mit gitterartiger Verzierung; mit gravierten
Blüten besetzter Knauf mit sechseckigem Schaft; auf dem Schaft über dem Knauf gravierte Buch-
staben einer Umschrift, unterhalb Dekorfelder. Auf der Oberseite des Fußes Beschauzeichen wohl
der Stadt Tübingen* 1, daneben schwach angedeutet eine Art Andreaskreuz in einem Kreis. Silber,
ganz vergoldet.
H. 16,4, Dm. (Fuß) 12,5, (Kuppa) 9,9, Bu. 1,1 cm. — Gotische Minuskel Abb. 40
h/i/e/s/v/sa
Der Kelch gehört zu einer Gruppe von drei noch spätgotischen Kelchen im Besitz der ehemaligen
Stiftskirche; die andern beiden tragen keine Inschrift, sind aber im sechseckigen Aufbau verwandt.
Der vorliegende Kelch könnte auch das Ergebnis einer Montage eines älteren Fußes aus dem
14. Jahrhundert und eines Schaftes mit Knauf und Kuppa aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhun-
derts sein2. Die Inschrift ist in einer Konturschrift mit gespaltenen Hastenenden eingraviert und
bandartig gestaltet.
a Der Buchstabe h ist unten fast geschlossen wie ein b.
1 Rosenberg Bd. 3, 336, nr. 4690: eine dreilätzige Kirchenfahne mit drei Ringen, also das Stadtwappen, das ab dem
16. Jahrhundert als Tübinger Beschauzeichen nachweisbar ist.
2 Nach mündlicher Beurteilung von Prof. Dr. Johann M. Fritz, Münster.

122 Weil der Stadt, kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul 4. V 15. Jh.

Kelch aus Silber mit Achtpaß-Fuß über einer mit Zick-Zack-Muster verzierten Zarge; ausladender
Knauf, abwechselnd durch Kehlen und Wulste gegliedert; auf dem Schaft mit rundem Querschnitt
oberhalb und unterhalb des Knaufes Inschrift B. Der Fuß ist mit einer winzigen plastischen Kreuzi-
gungsgruppe mit Maria und Johannes, getragen von einer Astkonsole, belegt; der Titulus A. Keine
Marken.
H. 21, Dm. (Kuppa) 11,5, (Fuß) 15,3, Bu. 1,7 cm. — Gotische Minuskel Abb. 41
A inri
B ■ ave • vive(n)s // • hostia
ver(itas et vita)1
Sei gegrüßt, lebendiges Opferlamm, Wahrheit (und Leben).
Hymnenvers
Der gerippte Knauf, kombiniert mit einem runden Schaft, ist selten. Hier ist vergleichbar der von
Fritz als oberrheinisch oder innsbruckisch bezeichnete Kelch des Freiburger Münsters, der laut
Inschrift durch Erzherzog Sigmund den Münzreichen von Tirol 1480 gestiftet wurde2. Für die
Frage der Herkunft ist wichtig, daß ein Kelch mit den Figuren von Maria und Johannes am Fuß
erst 1636 durch das Vermächtnis des Franz Marquard Flade in Besitz der Pfarrkirche gekommen
sein soll3. Dieser Bürgermeister Flade (gest. 1635) hat der Kirche bedeutende Stiftungen vermacht4.
Der Text läßt sich ergänzen zu der Anfangsstrophe des verbreiteten Hymnus ,,De Corpore Chri-
sti“5, beginnend: „Ave, vivens hostia / Veritas et vita / In qua sacrificia / Cuncta sunt finita / etc.“
Die Inschrift in klar geformten Konturbuchstaben über einem in Tremolierstich ausgeführten Grund
ist durch s-förmige Worttrenner gegliedert.
1 Anfang eines Hymnus „De Corpore Christi“ von John Peckham.
2 Spätgotik am Oberrhein. Kat. d. Ausst. 1970, 232, nr. 184 mit Abb. 160.
3 Kiaiber 1929, 103.
4 Die bedeutendste Stiftung war das steinerne Sakramentshaus von 1611; vgl. nr. 334.
5 Analecta Hymnica Medii Aevi. Hg. v. Blume, C. und Dreves, G. M. Bd. 31: Pia dictamina. Reimgebete und Lese-
lieder des Mittelalters. Leipzig 1898 (Neudruck New York u. London 1961), 111.
Kiaiber, Geschichte der Pfarrkirche zu St. Peter und Paul in Weilderstadt 1929, 103 f. — OABLeonberg 1930, 1029.

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