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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0164
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161 Weil der Stadt, kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul 1519

Gewölbe-Schlußstein mit Bauzahl und bärtigem Kopf mit Kappe. In der Gewölbeachse des Chores,
westlich an die im Chorhaupt auf drei Schlußsteine verteilte Darstellung der Deesis anschließend.
Rundscheibe aus Sandstein, farbig gefaßt. Über dem Kopf gefaltetes Spruchband mit Jahreszahl.
Paragraphenzeichen als Trennzeichen zwischen den Ziffern.
Dm. ca. 60 cm.
• 1 • 5 • 19 •
Der spätgotische Neubau der Pfarrkirche ist durch eine Bauinschrift von 1492 am Südportal des Lang-
hauses datiert1. Neuerdings wird für die Bauabfolge als wahrscheinlich bezeichnet, daß mit dem Anbau
des spätgotischen Chores an den frühgotischen Vorgängerbau schon vor 1492 begonnen wurde, die
Einwölbung jedoch erst eine Generation später zur Durchführung kam2. Jedenfalls wurde 1518
das „chor gewelb“ für 150 rheinische Gulden an einen Meister Friedrich verdingt; 1519 war es
„usgemacht“3. Auf diesen Abschluß der spätgotischen Baumaßnahmen an der Pfarrkirche bezieht sich
der vorliegende Schlußstein. Vermutlich handelt es sich um em Baumeisterbild des wohl aus Stuttgart
stammenden, sonst unbekannten Meisters Friedrich4.
1 Zu dieser Inschrift vgl. nr. 104; dort weitere Angaben zur Baugeschichte.
2 Laier-Beifuss, in: Hirsau — St. Peter und Paul 1991, 420, 427.
3 Rott, Quellen und Forschungen II: Altschwaben und die Reichsstädte 1934, 231.
4 Weitere Zeichen und Monogramme am Gewölbe: im Chorscheitel die Initialen HM, ferner ein Schlußstein mit
dem Reichsadler als Stadtwappen und einem W für Weil.
OABLeonberg 1852, 246. - OABLeonberg 1930, 1026. - Hammer, F, Baumeister, Steinbildhauer und Steinmetzen an
der St. Peter- und Paul-Kirche zu Weil der Stadt. In: St. Peter und Paul Weil der Stadt. Festschrift zur Altarweihe 1983.
Weil der Stadt 1983, 58. — Laier-Beifuss, K., Kirchenbauten der von Hirsau abhängigen Pfarreien um 1500. In: Hirsau
— St. Peter und Paul 1991, 405 — 430; hier 422 — 424 mit Abb. 383. — Schütz, Siegfried, Zum 500. Jubiläum der Stadt-
kirche St. Peter und Paul in Weil der Stadt. In: Heimatverein Weil der Stadt, Berichte und Mitteilungen 42 (1993) H. 1,
3 — 5; hier 4.

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Leonberg, ev. Pfarrkirche (St. Johannes Bapt.)

1520

Grabplatte des Priesters Johannes Kremer (Kramer). Seit 1995 in der Vorhalle an der Ostwand
(s. Lageplan III), 1924 im Chor „unter dem Altar“ im Boden1, 1930 als Gegenstück zu dem damals „am
linken Chorpfeiler“ befindlichen Grabmal Janowitz (vgl. nr. 402) aufgerichtet2, zwischen ca. 1962 und
1995 außen am Chor auf der Südseite. Rechteckplatte aus gelbem Sandstein mit Umschrift, durch
Ritzlinie vom Innenfeld getrennt; im Feld Figur des Verstorbenen in flachem Relief, bekleidet mit
Kasel und Alba, Kelch und Manipel in Händen, auf dem Kopf em Barett, zu Füßen ein Wappen. Ober-
fläche geringfügig abgetreten, Stoßschäden.
Abb. 64 H. 172, B. 98,5, Bu. 7 cm. — Gotische Minuskel mit Versalien
Anno ■ d(omi)ni • M° ■ ccccc° ■ xxoa • de/cimaqumta • die • septembris • obijt •
spectabilis • Vir • / M(a)g(iste)r • Joannes ■ Kremerb • decan(us) / • Jn • greningen •
et • pleban(us) • in • leonberg • c(uius) • a(n)i(m)a • in • pace •
Im Jahr des Herrn 1520 am 15. Tag des September starb der hochwürdige Mann Magister Johannes Kremer, Dekan in
(Mark-)Gröningen und Pfarrer in Leonberg, dessen Seele in Frieden (ruhe).
Wappen: Kremer3
Hans Kremer war als „Johannes Kramer de Sindelfingen“ 1484 Aug. 29 an der Universität Tübingen
immatrikuliert4 und von 1490 bis 1517 Pfarrer zu Leonberg, 1506 Dekan des Landkapitels (Mark-)
Gröningen5, was die Grabschrift bestätigt.
Die Schrift ist eine hervorragend ausgeführte Gotische Minuskel mit gespaltenen Oberlängen und
einzelnen Versalien der Frühhumanistischen Kapitalis. Als Worttrenner Paragraphenzeichen.
a 1523 OABLeonberg.
b Kreiner OABLeonberg.
1 So bei Binder, Heimatbuch Leonberg 1924, 41.
2 So nach OABLeonberg 1930, 607.

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