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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0168
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167

Magstadt, ev. Pfarrkirche (St. Johannes Ev.)

l.V. 16. Jh.

Grabplatte des Priesters Michael Wust an der südlichen Umfassungsmauer des Kirchhofs. Fragment
einer Rechteckplatte aus rotem Sandstein, obere Hälfte fehlt; Umschrift zwischen Linien; im Feld
Kelch in Ritzzeichnung. Oberfläche blättert ab.
Abb. 66 H. 77, B. 80,5, Bu. 8 cm. - Frühhumanistische Kapitalis
. . . O]BIT ■ V(E)N(ERABI)LIS ■ AC • EGRE/GIVS • D(OMI)N(V)S ■
MICH/AHEL ■ WVST • AR[. . .
. . .] starb der verehrungswürdige und hervorragende Herr Michael Wust [. . .
Die Identifizierung des Verstorbenen und damit auch die Ansetzung der Grabplatte sind nicht eindeu-
tig möglich, denn es lassen sich zwei verschiedene Geistliche dieses Namens für Magstadt nachweisen.
Bossert verband den Verstorbenen mit dem 1478 an der damals neu gegründeten Universität Tübin-
gen inskribierten Michael Wust1, der offenbar identisch ist mit dem ein Jahr später, nämlich am 21. Juli
1479, an der Universität Heidelberg eingeschriebenen Studenten gleichen Namens2. Der in Magstadt
mehrfach nachweisbaren Familie entstammte auch em am 7. Mai 1535 immatrikulierter Michael
Magstadt „alias Wüst“3. Da letzterer als „Eslingensis“ bezeichnet wird, ist die Verbindung mit dem
älteren Michael Wust wahrscheinlicher.
Das Todesdatum fehlt, aber für eine Entstehung im 1. Viertel des 16. Jahrhunderts spricht die Schrift,
die eng verwandt ist mit der Schrift der zum Gedenken an Anshelm Reinhart in Weil der Stadt
geschaffenen Grabplatte4. Die Frühhumanistische Kapitalis ist auch hier durchsetzt mit den für diese
Schrift typischen Buchstaben: spitzes A mit breitem Deckstrich und gebrochenem Mittelbalken, run-
des D und spiegelbildlich zum D gebildetes G, Bogen-R in spitzer Ausbildung. Besonders typisch ist
das zweibogige E mit kräftigen Serifen. Bei allen Buchstaben zeigen die freien Hastenenden eine
Tendenz zur keilförmigen Verbreiterung. Als Wortrenner sind Vierkantpunkte in Zeilenmitte ver-
wendet.
1 Hermelink 2,2 (mit den Namens Varianten Wiest, Woenst, Wuest); Bossert, G. (d.J.), Die Reformation im Deka-
natsbezirk Böblingen, in: BllwürttKirchengeschichte NF 40 (1936) 161 — 221, hier 177.
2 Toepke I 360.
3 Ebd. 563.
4 Vgl. nr. 125.

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Oschelbronn (Gde. Gäufelden),
ev. Pfarrkirche (St. Maria u. Hippolyt)

l.V. 16.Jh.,1650

Abendmahlskelch mit Christusmonogramm und Kreuztitulus sowie einer später nachgetragenen
Stiftungsinschrift des Stefan Schöberlm (Schäberle). Silber, getrieben, graviert, vergoldet. Glatt-
wandige Kuppa auf mehrfach abgetrepptem, sechspassigem Fuß, ausladender Nodus zwischen zwei
kleinen sechseckigen Prismen, die seitlich mit alten Nieten befestigt sind. Auf dem Fuß Umschrift B,
von graviertem Blattmuster begleitet; über und unter dem Nodus Inschrift Al und A2.
Abb. 72, 73 H. 18,5, Dm. (Kuppa) 9,8, Dm. (Fuß) 11,3 cm. — Humanistische Minuskel (B), Frühhumanistische
Kapitalis (A)

Al IE(SV)Sa / CH(RISTV)Sb / N(OST)RA / SAL/VS
A2 IE(SV)Sa / NAS/ARE(NVS) / REX / IVD(EORVM)1
B Steffan Schöberlm // Schuldtheis stifftet // disen Kelch samt der // Zugehör der
Kirch // Eschelbrunn 1 • 6 • 50 •

Jesus Christus, unser Heil. — Jesus von Nazareth, König der Juden.
Die Formen des Kelches sind spätgotisch. Dies steht in Einklang mit dem kurzen Inschrifttext, der
aus einem Nomen sacrum für Jesus und dem „Titulus triumphalis“ des Gekreuzigten besteht, hier
bezogen auf die Funktion des Kelches bei der Eucharistiefeier. Mit der späteren Verwendung des Kel-
ches im lutherischen Abendmahl stehen diese Texte in Einklang.

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