Blendmaßwerk und stilisierte Delphin-Masken abwechseln. Die achteckige Plinthe darüber trägt die
lebensgroße, vollrunde Figur des Heiligen mit dem Christuskmd auf der rechten Schulter, gefertigt
aus gelbem Sandstein. An der Rückseite (jetzt der Wand zugekehrt und schlecht sichtbar) die Datie-
rung in Ziffern eingehauen, daneben die Renovierungsdaten.
H. (gesamt einschließlich Plinthe) 235, (Figur) 175 cm.
1526a
Das künstlerisch bedeutende Bildwerk ist wegen seiner eindeutigen Datierung für die Stadtgeschichte
relevant. Die Datierung bezieht sich mit Sicherheit auf das Aufstellungsjahr des Brunnens und nicht -
wie die übrigen Ziffern — auf Reparaturen. Die Verehrung des hl. Christophorus als eines der Vierzehn
Nothelfer genoß im Spätmittelalter weite Verbreitung. Seme Darstellung an einem unübersehbaren,
öffentlichen Standort geht auf den Volksglauben zurück, eine kurze Anrufung dieses Heiligen
beschütze vor jähem Tod2. Dies begründete auch seine Beliebtheit als Beschützer vor der Pest3. Die
Wahl eines Heiligen als Brunnenfigur im profanen Platzraum war nicht ungewöhnlich, zumal ein als
Stiftung Herzog Eberhards im Bart bemerkenswerter Brunnen, der Marktbrunnen in Bad Urach von
1495, demselben Heiligen gewidmet war. Daß der Böblinger Christophorus-Brunnen nach 1534 nicht
der Reformation zum Opfer fiel, bleibt em erstaunliches Faktum, denn gerade dieser Heilige wurde
zur Zielscheibe der evangelischen Kritik am Heiligenkult. Erst in der Folgezeit wuchs dem Markt-
brunnen als Träger von politischen Herrschaftszeichen eine neue Bedeutung zu4.
Bestimmte stilistische Züge und Ziermotive an der Kleidung rücken das Werk in die Nähe zu der
Werkgruppe eines noch unbekannten Meisters, der wohl auch das Grabmal des Hans Reinhart von
Gärtringen, gest. 1519, schuf5.
a Daneben Jahreszahlen, die spätere Renovierungsmaßnahmen bezeichnen: 1738, 1839, 1895, 1908.
1 Angefertigt von Bildhauer Norbert Beck, Schönaich.
2 Nachweise in: LCI 5 (1973) Sp. 496 —508.
3 Bulst, N., Heiligenverehrung in Pestzeiten. In: Mundus in imagine 1996, 63 — 97; bes. 74 — 76.
4 Als frühestes Beispiel eines Marktbrunnens mit Wappner gilt der Brunnen von Traunstein, ebenfalls 1526 entstan-
den; im Bearbeitungsgebiet ist der Marktbrunnen von 1537 in Weil der Stadt mit den Abzeichen der österreichi-
schen Herrschaft als ältestes Beispiel zu nennen; vgl. nr. 179.
5 Vgl. nr. 158.
KdmNeckarkreis 1889, 93 mit Abb. — Vollmer, H., Schwäbische Monumentalbrunnen. Berlin 1906, 106f. mit Abb. —
Schahl, Neckarschwaben 1966, 188. — Kläger, E., Ostermeier, M., Beck, N., St. Christophorus auf dem Böblinger
Marktbrunnen. Böblingen 1989 (mit zahlr. Abb.).
171
Tailfingen (Gde. Gäufelden), ev. Pfarrkirche (St. Afra)
1528
Grabplatte des Priesters Mathias Rieck. Im Chor an der Nordwand. Rechteckplatte aus grauem
Sandstein mit Umschrift zwischen Linien; im Feld Standkreuz und Kelch in Ritzzeichnung.
Abb. 71 H. 175, B. 91, Bu. 5 cm. — Gotische Minuskel mit Versalien
Anno d(omi)ni 1528 • Am / Donrstag nach Liechtmesz Starb der Erwirdig / Herr
Mathias Rieck / dem Got gnedig sein woela • Amen -b
Datum: 6. Februar
Ein „Mathias Rieg de Tailfingen“ wurde am 28.Jan. 1513 an der Tübinger Universität eingeschrie-
ben1. Die gut erhaltene Inschrift besitzt zahlreiche elegant verzierte Versalien, die einer spätgotischen
Textura-Buchschrift entnommen sein könnten, so der Versal A in drei reizvollen Varianten.
a Das e über dem o hochgestellt.
b Am Zeilenende Vierkantpunkt und Dreiblatt-Ranke.
1 Hermelink 63, 99; Baccalaureus artium 1514.
172 Bondorf, ev. Pfarrkirche (St. Remigius) 1529
Grabplatte des Hans Schürer. Außen an der Südwand des Langhauses, umrahmt vom Gewände des
zugemauerten Südportals; bis zur Kirchenrenovierung 1967 im Chor im Boden. Umschrift zwischen
Linien, im Feld oben Spuren eines Wappenschildes in ganz flachem Relief. Roter Sandstein, im un-
teren Drittel quer gebrochen (Buchstabenverlust), Oberfläche abgerieben.
120
lebensgroße, vollrunde Figur des Heiligen mit dem Christuskmd auf der rechten Schulter, gefertigt
aus gelbem Sandstein. An der Rückseite (jetzt der Wand zugekehrt und schlecht sichtbar) die Datie-
rung in Ziffern eingehauen, daneben die Renovierungsdaten.
H. (gesamt einschließlich Plinthe) 235, (Figur) 175 cm.
1526a
Das künstlerisch bedeutende Bildwerk ist wegen seiner eindeutigen Datierung für die Stadtgeschichte
relevant. Die Datierung bezieht sich mit Sicherheit auf das Aufstellungsjahr des Brunnens und nicht -
wie die übrigen Ziffern — auf Reparaturen. Die Verehrung des hl. Christophorus als eines der Vierzehn
Nothelfer genoß im Spätmittelalter weite Verbreitung. Seme Darstellung an einem unübersehbaren,
öffentlichen Standort geht auf den Volksglauben zurück, eine kurze Anrufung dieses Heiligen
beschütze vor jähem Tod2. Dies begründete auch seine Beliebtheit als Beschützer vor der Pest3. Die
Wahl eines Heiligen als Brunnenfigur im profanen Platzraum war nicht ungewöhnlich, zumal ein als
Stiftung Herzog Eberhards im Bart bemerkenswerter Brunnen, der Marktbrunnen in Bad Urach von
1495, demselben Heiligen gewidmet war. Daß der Böblinger Christophorus-Brunnen nach 1534 nicht
der Reformation zum Opfer fiel, bleibt em erstaunliches Faktum, denn gerade dieser Heilige wurde
zur Zielscheibe der evangelischen Kritik am Heiligenkult. Erst in der Folgezeit wuchs dem Markt-
brunnen als Träger von politischen Herrschaftszeichen eine neue Bedeutung zu4.
Bestimmte stilistische Züge und Ziermotive an der Kleidung rücken das Werk in die Nähe zu der
Werkgruppe eines noch unbekannten Meisters, der wohl auch das Grabmal des Hans Reinhart von
Gärtringen, gest. 1519, schuf5.
a Daneben Jahreszahlen, die spätere Renovierungsmaßnahmen bezeichnen: 1738, 1839, 1895, 1908.
1 Angefertigt von Bildhauer Norbert Beck, Schönaich.
2 Nachweise in: LCI 5 (1973) Sp. 496 —508.
3 Bulst, N., Heiligenverehrung in Pestzeiten. In: Mundus in imagine 1996, 63 — 97; bes. 74 — 76.
4 Als frühestes Beispiel eines Marktbrunnens mit Wappner gilt der Brunnen von Traunstein, ebenfalls 1526 entstan-
den; im Bearbeitungsgebiet ist der Marktbrunnen von 1537 in Weil der Stadt mit den Abzeichen der österreichi-
schen Herrschaft als ältestes Beispiel zu nennen; vgl. nr. 179.
5 Vgl. nr. 158.
KdmNeckarkreis 1889, 93 mit Abb. — Vollmer, H., Schwäbische Monumentalbrunnen. Berlin 1906, 106f. mit Abb. —
Schahl, Neckarschwaben 1966, 188. — Kläger, E., Ostermeier, M., Beck, N., St. Christophorus auf dem Böblinger
Marktbrunnen. Böblingen 1989 (mit zahlr. Abb.).
171
Tailfingen (Gde. Gäufelden), ev. Pfarrkirche (St. Afra)
1528
Grabplatte des Priesters Mathias Rieck. Im Chor an der Nordwand. Rechteckplatte aus grauem
Sandstein mit Umschrift zwischen Linien; im Feld Standkreuz und Kelch in Ritzzeichnung.
Abb. 71 H. 175, B. 91, Bu. 5 cm. — Gotische Minuskel mit Versalien
Anno d(omi)ni 1528 • Am / Donrstag nach Liechtmesz Starb der Erwirdig / Herr
Mathias Rieck / dem Got gnedig sein woela • Amen -b
Datum: 6. Februar
Ein „Mathias Rieg de Tailfingen“ wurde am 28.Jan. 1513 an der Tübinger Universität eingeschrie-
ben1. Die gut erhaltene Inschrift besitzt zahlreiche elegant verzierte Versalien, die einer spätgotischen
Textura-Buchschrift entnommen sein könnten, so der Versal A in drei reizvollen Varianten.
a Das e über dem o hochgestellt.
b Am Zeilenende Vierkantpunkt und Dreiblatt-Ranke.
1 Hermelink 63, 99; Baccalaureus artium 1514.
172 Bondorf, ev. Pfarrkirche (St. Remigius) 1529
Grabplatte des Hans Schürer. Außen an der Südwand des Langhauses, umrahmt vom Gewände des
zugemauerten Südportals; bis zur Kirchenrenovierung 1967 im Chor im Boden. Umschrift zwischen
Linien, im Feld oben Spuren eines Wappenschildes in ganz flachem Relief. Roter Sandstein, im un-
teren Drittel quer gebrochen (Buchstabenverlust), Oberfläche abgerieben.
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