177 Ehningen, ev. Pfarrkirche (U. L. Frau) 1531
Grabplatte der Maria Klemm von Ringelstein geb. Gräfin von Zollern. Außen an der Südseite des
Chores. Rechteckplatte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, weitergeführt in drei
Zeilen im Feld; Vierkantpunkte in Zeilenmitte als Reste von Paragraphenzeichen. Zwei Wappen in
flachem Relief, das heraldisch rechte größer ausgeführt. Rand bestoßen, rechts unten schräglaufender
Bruch, in der linken Längsleiste zwei rechteckige Fehlstellen (Buchstabenverlust).
H. 165, B. 80, Bu. 7 cm. — Gotische Minuskel nut Versalien
[Anno] • d(omi)ni ■ 1531 • an • dem / ersten tag • decembris ■ Ist • gestobrna • die •
edel • vnd • tugen/haft frow • marmiab ■ des / • edlen • vnd • festen • martm • Klemen
• von • Ri[ngelstem]c // eehche(n) • hvsfrow / der • got • g(en)edig sij / Amen •
Wappen: Klemm von Ringelstein1, Zollern (mit Bastardfaden)
Martin Klemm2 von Rmgelstein3 war Wundarzt und Barbier. Vermutlich aufgrund seiner Beziehung
zu seiner Frau Maria, die als Gräfin von Zollern (obwohl unehelich geboren) einen gesellschaftlich
höheren Rang einnahm, wurde er geadelt und kam zu Vermögen. Er konnte sich 1515 den Kauf zweier
Schlösser — der Oberen Burg in Ehningen und der Burg Balgheim (Lkr. Tuttlingen) — erlauben4. Als
Forstmeister zu Nagold hatte er seinen Sitz 1521 — 1533 in der Oberen Burg zu Ehningen0.
Die Gotische Minuskel ist in der Ausführung unbeholfen; auf Versalien wurde weitgehend verzichtet.
Auffallend das extrem niedrige t.
a Verschrieben für gestorben.
b Verschrieben für maria.
c Name dem Wappen gemäß ergänzt; Befund unsicher, da das Wort im oberen Bereich zerstört ist. Bei Crusius: deß
Edlen vnnd Vesten Martin Klemmen von Rummeltshofen.
1 Ochsenkopf mit Klammer im Maul, wohl ursprünglich bürgerliches Wappen; vgl. Alberti 406.
2 AmtlKreisbeschreibung VI, 657: dort „Klein von Rmgelstein“.
3 Die namengebende Burg Ringelstein (abgegangen) lag bei Ringingen (Stadt Burladingen, Zollernalbkreis).
4 Balgheim hat er schon 1517 weiterveräußert; AmtlKreisbeschreibung VI, 657. Die Obere Burg in Ehningen wurde
1542 verkauft; zur weiteren Besitzgeschichte vgl. hier nr. 212.
5 Vgl. Pfeilsticker §2642.
Crusius, Paraleipomenos 1596, fol.38. — Klemm, A., Die Reutlinger Familie Klemm. In: Reutlinger Geschichtsbll. 3
(1892) Nr. 3, 40-46 (mit Strichzeichnung).
178 Herrenberg, ev. Stadtkirche (Stiftskirche U. L. Frau) 1533
Dreisitz mit Wangenreliefs und Beischriften, geschnitzt von Heinrich Schickhardt. Jetzt in der Chor-
achse an der Ostwand aufgestellt (s. Lageplan II), ursprünglich zwischen Hochaltar und Chorgestühl
auf der Epistelseite des Chores. Beide Reliefs sind David gewidmet: auf der rechten, dem Altar zuge-
wendeten Seite kniet David betend mit einem Spruchband A vor Gottvater, der über ihm segnend
erscheint; auf der linken Wange ist Goliath als Riese im Harnisch dargestellt, links von ihm der kleine
David mit der Steinschleuder, beide durch Namensbeischriften B bezeichnet. Auf den Wangen zwei
Wappenhalter, links ein Mann in Handwerkertracht, rechts em Putto. Eichenholz, ohne Fassung;
Spuren von Tinkturen auf den beiden geschnitzten Wappen der Wappenhalter. Das dreiteilige Dorsale
mit Blendmaßwerk ist eine Ergänzung von 1890/92.
H. (ohne Dorsale) 149, B. (Wange) 54, Bu. 1,5 (A), 2,3 (B) cm. — Frühhumanistische Kapitalis
A PERVIDEBA(M)a • D(OMI)N(V)Mb / IN • (CON)SPECTV • MEO / SEMPER
• QVONIA(M) / A DEZTRISC • EST / MICHI • NE • (COM)MOVEAR1
B DAVID // GOLIAS
Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; denn weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken.
Wappen: Stadt Herrenberg, Württemberg
Für die Herstellung des Dreisitzes ist em Rechnungseintrag von 1532/33 erhalten: „Heinrich Schreiner“
erhielt 4 1/2 Gulden zuzüglich eines Trinkgeldes für seinen Sohn2. Danach ist der Dreisitz ein Werk des
Heinrich Schickhardt wie schon die übrigen Schremerarbeiten des Chores, außerdem das letzte vor der
123
Grabplatte der Maria Klemm von Ringelstein geb. Gräfin von Zollern. Außen an der Südseite des
Chores. Rechteckplatte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, weitergeführt in drei
Zeilen im Feld; Vierkantpunkte in Zeilenmitte als Reste von Paragraphenzeichen. Zwei Wappen in
flachem Relief, das heraldisch rechte größer ausgeführt. Rand bestoßen, rechts unten schräglaufender
Bruch, in der linken Längsleiste zwei rechteckige Fehlstellen (Buchstabenverlust).
H. 165, B. 80, Bu. 7 cm. — Gotische Minuskel nut Versalien
[Anno] • d(omi)ni ■ 1531 • an • dem / ersten tag • decembris ■ Ist • gestobrna • die •
edel • vnd • tugen/haft frow • marmiab ■ des / • edlen • vnd • festen • martm • Klemen
• von • Ri[ngelstem]c // eehche(n) • hvsfrow / der • got • g(en)edig sij / Amen •
Wappen: Klemm von Ringelstein1, Zollern (mit Bastardfaden)
Martin Klemm2 von Rmgelstein3 war Wundarzt und Barbier. Vermutlich aufgrund seiner Beziehung
zu seiner Frau Maria, die als Gräfin von Zollern (obwohl unehelich geboren) einen gesellschaftlich
höheren Rang einnahm, wurde er geadelt und kam zu Vermögen. Er konnte sich 1515 den Kauf zweier
Schlösser — der Oberen Burg in Ehningen und der Burg Balgheim (Lkr. Tuttlingen) — erlauben4. Als
Forstmeister zu Nagold hatte er seinen Sitz 1521 — 1533 in der Oberen Burg zu Ehningen0.
Die Gotische Minuskel ist in der Ausführung unbeholfen; auf Versalien wurde weitgehend verzichtet.
Auffallend das extrem niedrige t.
a Verschrieben für gestorben.
b Verschrieben für maria.
c Name dem Wappen gemäß ergänzt; Befund unsicher, da das Wort im oberen Bereich zerstört ist. Bei Crusius: deß
Edlen vnnd Vesten Martin Klemmen von Rummeltshofen.
1 Ochsenkopf mit Klammer im Maul, wohl ursprünglich bürgerliches Wappen; vgl. Alberti 406.
2 AmtlKreisbeschreibung VI, 657: dort „Klein von Rmgelstein“.
3 Die namengebende Burg Ringelstein (abgegangen) lag bei Ringingen (Stadt Burladingen, Zollernalbkreis).
4 Balgheim hat er schon 1517 weiterveräußert; AmtlKreisbeschreibung VI, 657. Die Obere Burg in Ehningen wurde
1542 verkauft; zur weiteren Besitzgeschichte vgl. hier nr. 212.
5 Vgl. Pfeilsticker §2642.
Crusius, Paraleipomenos 1596, fol.38. — Klemm, A., Die Reutlinger Familie Klemm. In: Reutlinger Geschichtsbll. 3
(1892) Nr. 3, 40-46 (mit Strichzeichnung).
178 Herrenberg, ev. Stadtkirche (Stiftskirche U. L. Frau) 1533
Dreisitz mit Wangenreliefs und Beischriften, geschnitzt von Heinrich Schickhardt. Jetzt in der Chor-
achse an der Ostwand aufgestellt (s. Lageplan II), ursprünglich zwischen Hochaltar und Chorgestühl
auf der Epistelseite des Chores. Beide Reliefs sind David gewidmet: auf der rechten, dem Altar zuge-
wendeten Seite kniet David betend mit einem Spruchband A vor Gottvater, der über ihm segnend
erscheint; auf der linken Wange ist Goliath als Riese im Harnisch dargestellt, links von ihm der kleine
David mit der Steinschleuder, beide durch Namensbeischriften B bezeichnet. Auf den Wangen zwei
Wappenhalter, links ein Mann in Handwerkertracht, rechts em Putto. Eichenholz, ohne Fassung;
Spuren von Tinkturen auf den beiden geschnitzten Wappen der Wappenhalter. Das dreiteilige Dorsale
mit Blendmaßwerk ist eine Ergänzung von 1890/92.
H. (ohne Dorsale) 149, B. (Wange) 54, Bu. 1,5 (A), 2,3 (B) cm. — Frühhumanistische Kapitalis
A PERVIDEBA(M)a • D(OMI)N(V)Mb / IN • (CON)SPECTV • MEO / SEMPER
• QVONIA(M) / A DEZTRISC • EST / MICHI • NE • (COM)MOVEAR1
B DAVID // GOLIAS
Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; denn weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken.
Wappen: Stadt Herrenberg, Württemberg
Für die Herstellung des Dreisitzes ist em Rechnungseintrag von 1532/33 erhalten: „Heinrich Schreiner“
erhielt 4 1/2 Gulden zuzüglich eines Trinkgeldes für seinen Sohn2. Danach ist der Dreisitz ein Werk des
Heinrich Schickhardt wie schon die übrigen Schremerarbeiten des Chores, außerdem das letzte vor der
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