• IOSANNA • HAIS • ICH •
VS ■ DEM ■ FVRER • FLOS • ICH •
FRIDERICH • KESLER • VON • STVOGARTEN • GOS • MICH •
ANNA / 1552a
Deutsche Reimverse
Die Gießer-Sippe der Kesler (Kessler) stammte aus Urach2.
Die Inschrift ist aus scharf geschnittenen Lettern einer gut proportionierten Renaissance-Kapitalis
gebildet. Die Versalien sind durch ihre Größe herausgehoben. Da offenbar keine arabischen Ziffern für
die Jahreszahl zur Verfügung standen, verwendete Kesler hier entsprechende Buchstaben. Die Schrei-
bung der Jahreszahl in Buchstaben lautet ANNA IVSZ für ANNO 15523.
a Die Jahreszahl steht unter der Zeile.
1 Vgl. nr. 114; Glocke von 1767 verloren.
2 Zu den biographischen Daten vgl. DGWürttHohenzollern S. 66 ff. (Einl.).
3 Die gleiche Form der Jahreszahl auf einer nicht mehr erhaltenen Glocke der Kesler in Weil im Schönbuch; vgl. nr. 195.
OABBöblingen 1850, 122. - Keppler 1888, 40. - Klunzinger, Glockenkunde 1858/59, 105. - DGWürttHohenzollern
nr. 271 und Äbb. 245.
194 Stuttgart, Württ. Landesmuseum 1552
Wappenscheibe mit dem Böblinger Stadtwappen, Datierung und Beischrift (Inv. nr. E 2076). Aus
privatem Besitz am Bodensee angekauft1. Rundscheibe, auf dem — mit blauem Rankenwerk auf
schwarzem Grund — geschmückten Rahmen oben Inschriftband zwischen Doppellinien; Buchstaben
hellblau auf schwarz. Im Feld Wappen vor grünem Rankendamast-Hintergrund, von Blattranken ein-
gefaßt.
Dm. 34,5 cm. — Fraktur Abb. 82
Der ■ stat • Beblingen • Wapen • 1552
Wappen: Stadt Böblingen2
Die Scheibe ist einmal wegen der Rundform, zum andern wegen der Qualität der Dekoration und
nicht zuletzt wegen der Gestaltung der Inschrift bemerkenswert. Letztere besitzt auffallende Versahen,
die als Verzierung bei D und B eine Doppelung und Brechung, kombiniert mit schlmgenförmigen
Haarstrichen, verwenden. Besonders auffällig ist das n gebildet, dessen rechte Haste aus einem Schwell-
zug besteht, der unten gebrochen ist. Als Worttrenner Paragraphenpunkte. In Frage kommt eine
ursprüngliche Verwendung im profanen Bereich, vermutlich in Verbindung mit einem Zyklus ähnlich
gestalteter Kabinettscheiben von Amtsträgern.
Im 16. Jahrhundert verbreitete sich — von der Schweiz ausgehend — auch in Württemberg der Brauch
der Scheibenstiftung im öffentlichen Profanbereich. Besonders in Rathäusern und Zunftstuben
entstanden Zyklen solcher „Schweizer Scheiben“, sog. Kabinettscheiben’, mit den Wappen und
Abzeichen sowie den genauen Titulaturen der Stifter. Auf diese Weise werden Dienstverhältnisse oder
politische Bündnisse dokumentiert. Solche Zyklen sind nach der Mitte des 16.Jahrhunderts in Rat-
haus-Sälen in Württemberg mehrfach zu belegen. In Analogie zu den Zyklen für die Rathäuser in
Wildberg und Nagold4, in Großbottwar und Großsachsenheim0 sowie in Urach6 ist auch hier an das
Innere eines Ratssaales zu denken. Das Alte Rathaus in Sindelfingen liefert ein Beispiel für das Bear-
beitungsgebiet. Dort ist als ältestes Datum eines nur lückenhaft überlieferten Zyklus verlorener Schei-
ben das Jahr 1555 überliefert, also ein Datum, das nur drei Jahre später als die vorliegende Scheibe liegt7.
Man darf an das Rathaus in Böblingen als Standort eines ähnlichen Zyklus denken, denn diese Serien
stellten meist das eigene Stadtwappen in den Mittelpunkt6.
Die Meisterfrage ist nicht zu beantworten, weil für das Gebiet der Kabinettscheiben in Württemberg
Untersuchungen fehlen. Immerhin sei erwähnt, daß die Uracher Scheibe mit dem Stadtwappen einen
Rankendamastgrund ähnlicher Art benutzt. Jener Zyklus wird mit den späteren Entstehungsjahren
1561 und 1565 und einem urkundlich nachweisbaren „Glasmaler von Meßkirch“ verbunden7.
1 Nach einem alten, 1967 in Papieren des Museums aufgefundenen Zettel wurde die Scheibe angeblich aus Tübingen-
Bebenhausen übernommen, wobei an die königlich-württembergischen Sammlungen dort gedacht werden darf.
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FRIDERICH • KESLER • VON • STVOGARTEN • GOS • MICH •
ANNA / 1552a
Deutsche Reimverse
Die Gießer-Sippe der Kesler (Kessler) stammte aus Urach2.
Die Inschrift ist aus scharf geschnittenen Lettern einer gut proportionierten Renaissance-Kapitalis
gebildet. Die Versalien sind durch ihre Größe herausgehoben. Da offenbar keine arabischen Ziffern für
die Jahreszahl zur Verfügung standen, verwendete Kesler hier entsprechende Buchstaben. Die Schrei-
bung der Jahreszahl in Buchstaben lautet ANNA IVSZ für ANNO 15523.
a Die Jahreszahl steht unter der Zeile.
1 Vgl. nr. 114; Glocke von 1767 verloren.
2 Zu den biographischen Daten vgl. DGWürttHohenzollern S. 66 ff. (Einl.).
3 Die gleiche Form der Jahreszahl auf einer nicht mehr erhaltenen Glocke der Kesler in Weil im Schönbuch; vgl. nr. 195.
OABBöblingen 1850, 122. - Keppler 1888, 40. - Klunzinger, Glockenkunde 1858/59, 105. - DGWürttHohenzollern
nr. 271 und Äbb. 245.
194 Stuttgart, Württ. Landesmuseum 1552
Wappenscheibe mit dem Böblinger Stadtwappen, Datierung und Beischrift (Inv. nr. E 2076). Aus
privatem Besitz am Bodensee angekauft1. Rundscheibe, auf dem — mit blauem Rankenwerk auf
schwarzem Grund — geschmückten Rahmen oben Inschriftband zwischen Doppellinien; Buchstaben
hellblau auf schwarz. Im Feld Wappen vor grünem Rankendamast-Hintergrund, von Blattranken ein-
gefaßt.
Dm. 34,5 cm. — Fraktur Abb. 82
Der ■ stat • Beblingen • Wapen • 1552
Wappen: Stadt Böblingen2
Die Scheibe ist einmal wegen der Rundform, zum andern wegen der Qualität der Dekoration und
nicht zuletzt wegen der Gestaltung der Inschrift bemerkenswert. Letztere besitzt auffallende Versahen,
die als Verzierung bei D und B eine Doppelung und Brechung, kombiniert mit schlmgenförmigen
Haarstrichen, verwenden. Besonders auffällig ist das n gebildet, dessen rechte Haste aus einem Schwell-
zug besteht, der unten gebrochen ist. Als Worttrenner Paragraphenpunkte. In Frage kommt eine
ursprüngliche Verwendung im profanen Bereich, vermutlich in Verbindung mit einem Zyklus ähnlich
gestalteter Kabinettscheiben von Amtsträgern.
Im 16. Jahrhundert verbreitete sich — von der Schweiz ausgehend — auch in Württemberg der Brauch
der Scheibenstiftung im öffentlichen Profanbereich. Besonders in Rathäusern und Zunftstuben
entstanden Zyklen solcher „Schweizer Scheiben“, sog. Kabinettscheiben’, mit den Wappen und
Abzeichen sowie den genauen Titulaturen der Stifter. Auf diese Weise werden Dienstverhältnisse oder
politische Bündnisse dokumentiert. Solche Zyklen sind nach der Mitte des 16.Jahrhunderts in Rat-
haus-Sälen in Württemberg mehrfach zu belegen. In Analogie zu den Zyklen für die Rathäuser in
Wildberg und Nagold4, in Großbottwar und Großsachsenheim0 sowie in Urach6 ist auch hier an das
Innere eines Ratssaales zu denken. Das Alte Rathaus in Sindelfingen liefert ein Beispiel für das Bear-
beitungsgebiet. Dort ist als ältestes Datum eines nur lückenhaft überlieferten Zyklus verlorener Schei-
ben das Jahr 1555 überliefert, also ein Datum, das nur drei Jahre später als die vorliegende Scheibe liegt7.
Man darf an das Rathaus in Böblingen als Standort eines ähnlichen Zyklus denken, denn diese Serien
stellten meist das eigene Stadtwappen in den Mittelpunkt6.
Die Meisterfrage ist nicht zu beantworten, weil für das Gebiet der Kabinettscheiben in Württemberg
Untersuchungen fehlen. Immerhin sei erwähnt, daß die Uracher Scheibe mit dem Stadtwappen einen
Rankendamastgrund ähnlicher Art benutzt. Jener Zyklus wird mit den späteren Entstehungsjahren
1561 und 1565 und einem urkundlich nachweisbaren „Glasmaler von Meßkirch“ verbunden7.
1 Nach einem alten, 1967 in Papieren des Museums aufgefundenen Zettel wurde die Scheibe angeblich aus Tübingen-
Bebenhausen übernommen, wobei an die königlich-württembergischen Sammlungen dort gedacht werden darf.
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