211 Leonberg, ev. Stadtkirche (St. Johannes Bapt.) 1567
Grabplatte des Kindes Margretha von Rüppurr. Im Langhaus, im südlichen Seitenschiff (s. Lageplan
III); ursprünglich wohl im Chor im Boden1, bei der Renovierung der Kirche um 1962 gehoben
und bis 1995 außen, Südseite, Ostwand der Sakristei. Hochrechteckige Platte aus gelbem Sandstein.
Rahmung mit ornamentalem Blattwerk belegt; im rundbogigen Feld Wickelkind, vollständig in sein
Leichentuch gehüllt und aufgerichtet vor einem Brokatgrund; vier Wappen in den Ecken, unten acht-
zeilige Inschrift2. Oberfläche stark zerstört.
H. 107, B. 72,5, Bu. 3 cm. — Kapitalis Abb. 100
[AN]NO . D(OMI)NI. MDLXVIP DEN X . MAI . IST DEM / [EDJLEN VND
VESTEN RE(N)HARTEN VON / RIEPPVR D(E)RMALN OBERVOGT ZV
LEWE(N)/BERG VND ROSINA VON GILTLINGEN / SEINER LIEBE(N)
HAVSFRAWEN EIN TOCH=/TERLIN MIT NAME(N) MARGRETHA
GEBOR(N) / VND DEN . VIP . IVNII GEMELTS IARS [. . . I]M / HERN
SELIGLICH ENTSCHLAFFEN .
Wappen: Rüppurr Gültlingen
Speth Gültlingen
Reinhart von Rüppurr (gest. 1586) war 1564 — 1586 Obervogt zu Leonberg und hat vermutlich noch
zu Lebzeiten eine Grabstätte für seine Familie im Chor der Stadtkirche erworben1. Seme erste Ge-
mahlin Rosina von Gültlingen verstarb 1572 zusammen mit vier Söhnen an der Pest4.
Das Denkmal gehört zur frühen Werkgruppe des Jeremias Schwartz von Leonberg5, für die das deko-
rative Blattwerk der Rahmenpilaster typisch ist. Die Schrift ist eine Kapitalis in klassischen Propor-
tionen und mit überhöhten Versalien. Sie wirkt hier besonders dünnstnchig und eng gestellt, weil ein
umfangreicher Text unterzubringen war. Die Form der Buchstaben mit ausgeprägten Serifen spricht
jedoch ebenso für Schwartz wie bestimmte Eigenheiten, so die Verwendung von Punkten auf der
Grundlinie als Worttrenner.
a Die römischen Jahreszahlen durch Deckstriche mit Ausbuchtung nach oben hervorgehoben.
1 In OABLeonberg 1930 nicht erwähnt, da noch verdeckt.
2 Gabelkover überliefert die Inschrift nicht wörtlich, sondern in lateinischer Übersetzung.
3 Zum Bestattungsrecht in der Leonberger Stadtkirche vgl. Trugenberger, in: Ein seliges end 1998, 25 ff. — Zu Reinhart
von Rüppurr und seinen biographischen Daten vgl. bei nr. 240.
4 Frau und Kinder verstarben in Schwieberdingen (Lkr. Ludwigsburg), wohin sie vor der Seuche geflohen waren; für
die dortige Pfarrkirche ließ Reinhart ein Denkmal für sie anfertigen; vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 351.
5 Zu dieser frühen Werkgruppe gehören mehrere Denkmäler für die Familie Rüppurr, die alle diese Art des Blattwerks
und die gleiche Schrift verwenden; vgl. dazu Seeliger-Zeiss, in: Ein seliges end 1998, 113 — 117.
Gabelkover, Stuttgart, WLB Cod. hist. O 16c, p. 9. - Seeliger-Zeiss, in: Ein seliges end 1998, 79f. mit Abb.
212
Ehningen, Oberes Schloß
1567
Wappentafel des Franz Kurtz. Im Hof am Wohnbau. Rechteckige Tafel aus hellgrauem Sandstein,
oben und links zerstört. Offenbar ehemals Adikula mit halbkreisförmiger Bildnische, die von Rah-
menleisten mit Blattwerk gerahmt war; im Feld Vollwappen und geteilte Jahreszahl A (erhaben), in der
Sockelzone zweizeilige Inschrift B; als Worttrenner kräftige Vierkantpunkte.
H. 82, B. 63, Bu. 2,5 cm. - Kapitalis Abb. 86
A 15//67
B [ES G]ETH • SELCHAM • ZVO • FRANTZ • / [K]VORTZ • WIRTEM •
B[ERGISCH]ER • SECHR[E] • THARIV[S]
Wappen: Kurtz1
Die Ehnmger Wasserburg2 fiel nach häufigem Besitzerwechsel im 15. und 16. Jh. an Martin Klemm von
Ringelstein, den Forstmeister zu Nagold3, schließlich im Jahr 1564 durch Belehnung an Franz Kurtz.
Geboren 1517 in Leonberg, war dieser 1550 — 1568 Geheimer Kammer-Sekretär des Herzogs Chri-
stoph, dann Sekretär der Herzoginwitwe Anna Maria bis zu seiner Entlassung 15714. Er war bereits
141
Grabplatte des Kindes Margretha von Rüppurr. Im Langhaus, im südlichen Seitenschiff (s. Lageplan
III); ursprünglich wohl im Chor im Boden1, bei der Renovierung der Kirche um 1962 gehoben
und bis 1995 außen, Südseite, Ostwand der Sakristei. Hochrechteckige Platte aus gelbem Sandstein.
Rahmung mit ornamentalem Blattwerk belegt; im rundbogigen Feld Wickelkind, vollständig in sein
Leichentuch gehüllt und aufgerichtet vor einem Brokatgrund; vier Wappen in den Ecken, unten acht-
zeilige Inschrift2. Oberfläche stark zerstört.
H. 107, B. 72,5, Bu. 3 cm. — Kapitalis Abb. 100
[AN]NO . D(OMI)NI. MDLXVIP DEN X . MAI . IST DEM / [EDJLEN VND
VESTEN RE(N)HARTEN VON / RIEPPVR D(E)RMALN OBERVOGT ZV
LEWE(N)/BERG VND ROSINA VON GILTLINGEN / SEINER LIEBE(N)
HAVSFRAWEN EIN TOCH=/TERLIN MIT NAME(N) MARGRETHA
GEBOR(N) / VND DEN . VIP . IVNII GEMELTS IARS [. . . I]M / HERN
SELIGLICH ENTSCHLAFFEN .
Wappen: Rüppurr Gültlingen
Speth Gültlingen
Reinhart von Rüppurr (gest. 1586) war 1564 — 1586 Obervogt zu Leonberg und hat vermutlich noch
zu Lebzeiten eine Grabstätte für seine Familie im Chor der Stadtkirche erworben1. Seme erste Ge-
mahlin Rosina von Gültlingen verstarb 1572 zusammen mit vier Söhnen an der Pest4.
Das Denkmal gehört zur frühen Werkgruppe des Jeremias Schwartz von Leonberg5, für die das deko-
rative Blattwerk der Rahmenpilaster typisch ist. Die Schrift ist eine Kapitalis in klassischen Propor-
tionen und mit überhöhten Versalien. Sie wirkt hier besonders dünnstnchig und eng gestellt, weil ein
umfangreicher Text unterzubringen war. Die Form der Buchstaben mit ausgeprägten Serifen spricht
jedoch ebenso für Schwartz wie bestimmte Eigenheiten, so die Verwendung von Punkten auf der
Grundlinie als Worttrenner.
a Die römischen Jahreszahlen durch Deckstriche mit Ausbuchtung nach oben hervorgehoben.
1 In OABLeonberg 1930 nicht erwähnt, da noch verdeckt.
2 Gabelkover überliefert die Inschrift nicht wörtlich, sondern in lateinischer Übersetzung.
3 Zum Bestattungsrecht in der Leonberger Stadtkirche vgl. Trugenberger, in: Ein seliges end 1998, 25 ff. — Zu Reinhart
von Rüppurr und seinen biographischen Daten vgl. bei nr. 240.
4 Frau und Kinder verstarben in Schwieberdingen (Lkr. Ludwigsburg), wohin sie vor der Seuche geflohen waren; für
die dortige Pfarrkirche ließ Reinhart ein Denkmal für sie anfertigen; vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 351.
5 Zu dieser frühen Werkgruppe gehören mehrere Denkmäler für die Familie Rüppurr, die alle diese Art des Blattwerks
und die gleiche Schrift verwenden; vgl. dazu Seeliger-Zeiss, in: Ein seliges end 1998, 113 — 117.
Gabelkover, Stuttgart, WLB Cod. hist. O 16c, p. 9. - Seeliger-Zeiss, in: Ein seliges end 1998, 79f. mit Abb.
212
Ehningen, Oberes Schloß
1567
Wappentafel des Franz Kurtz. Im Hof am Wohnbau. Rechteckige Tafel aus hellgrauem Sandstein,
oben und links zerstört. Offenbar ehemals Adikula mit halbkreisförmiger Bildnische, die von Rah-
menleisten mit Blattwerk gerahmt war; im Feld Vollwappen und geteilte Jahreszahl A (erhaben), in der
Sockelzone zweizeilige Inschrift B; als Worttrenner kräftige Vierkantpunkte.
H. 82, B. 63, Bu. 2,5 cm. - Kapitalis Abb. 86
A 15//67
B [ES G]ETH • SELCHAM • ZVO • FRANTZ • / [K]VORTZ • WIRTEM •
B[ERGISCH]ER • SECHR[E] • THARIV[S]
Wappen: Kurtz1
Die Ehnmger Wasserburg2 fiel nach häufigem Besitzerwechsel im 15. und 16. Jh. an Martin Klemm von
Ringelstein, den Forstmeister zu Nagold3, schließlich im Jahr 1564 durch Belehnung an Franz Kurtz.
Geboren 1517 in Leonberg, war dieser 1550 — 1568 Geheimer Kammer-Sekretär des Herzogs Chri-
stoph, dann Sekretär der Herzoginwitwe Anna Maria bis zu seiner Entlassung 15714. Er war bereits
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