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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0271
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A Anno • 1 • 60 • 9 • am • 21 • tag / Nouember • starb der • Erb=7=ar Simon
Hettler • Zu We=/=yssach • Schulthais • alhie / die Zeit • seines alters • 66 • / die
Zeit ■ seines Ampts • 36 • / Jar • dem Gott gnedig seii
B C[hri]stus ist mein leben • / Sterben ist mein gewin* 1

Wappen: Hettler2
1 Phi 1,21.
2 Pflugschar.

325 f Leonberg, Schloß, Pomeranzengarten 1609

Bauinschrift des Brunnens, ehemals in der Mittelachse der Gartenanlage. Die seit dem 17. Jahrhun-
dert verfallene Anlage wurde zwischen 1974 und 1988 aufgrund von Grabungen und Archivalien re-
konstruiert. Danach war der Inschriftenträger ein Obelisk1 als Brunnenstock eines Röhrenbrunnens.
In der Mitte eines achteckigen Brunnenbeckens erhob sich über quadratischem Grundriß der Brun-
nenstock, bestehend aus dem Sockel mit der Inschrift2 an der dem Schloß zugewandten Nordseite;
darüber über profiliertem Gesims der Stock mit vier wasserspeienden Löwenmasken; über dem
Kranzgesims mit vier kleinen wasserspeienden Delphinen wuchs der Obelisk auf; er trug auf der
Bergseite und der Talseite je ein Wappen.
Wortlaut der Inschrift nach OABLeonberg 19303.
Die Durchleichtig und Hochgeborn
Fraw Sibila Auserkorn
zu Wirtemberg ein Hertzogen
von Anhalt geborne Fürstin
hat Anno Sechzehnhundert nein
Diesen Platz genomen ein
wie wol er war von wilder Art
war doch draus gmacht der Lustiggart
Solchen zu Meren Lust und Ziert
Hat man Dis waser weit her gfiert.
Deutsche Reimverse
Wappen: Württemberg, Anhalt
Die Herzoginwitwe Sibylla von Württemberg geborene Fürstin von Anhalt (1564-1614)4 5 wird in der
Inschrift als Bauherrin des Leonberger Pomeranzengartens bezeichnet. Der Garten wurde nach Plänen
des Architekten Heinrich Schickhardt auf einer durch Substruktionen abgestützten Terrasse auf der
Feldseite des Leonberger Schlosses angelegt3. Schickhardts ausführender Mitarbeiter war Caspar
Kretzmaier6 * *. Die Ausführung der Bildhauerarbeit war vermutlich einem ortsansässigen Bildhauer
übertragen; vielleicht ist hier an den Leonberger Jeremias Schwartz zu denken '.
Heinrich Schickhardt (1558 — 1635) aus Herrenberg war einer der vielseitigsten württembergischen
Architekten und wurde 1608 als herzoglicher Baumeister Leiter des gesamten Bauwesens im Lande3.
Auf ihn geht nicht nur die Leonberger Gesamtanlage mit der Wassertechnik der Zierbrunnen, sondern
auch der künstlerische Entwurf zurück.
Ob Schickhardt auch der Verfasser des etwas holprigen Gedichts ist, bleibt offen. Da nur der Text
der Inschrift, nicht aber ihre Gestaltung im Detail auf dem Original-Obelisk überliefert ist, stellt die
Rekonstruktion wohl nur eine hypothetische Annäherung an das Original dar9.
1 Maße (hypothetisch): H. ca. 400, B. ca. 50 cm.
2 Ausführung der Inschrift heute in Kapitahs (modern).
3 Dort als Quellenangabe: „St., Lgb. 4; Lb. Nr. 1012; Staats PA. A, 33, 1.“
4 Herzogin Sibylla, Gemahlin des Herzogs Friedrich I. (gest. 1608), residierte 1609 bis zu ihrem Tod 1614 in dem ihr als
Witwe zugewiesenen Schloß Leonberg. Biographische Daten bei Raff, Hie gut Wirtemberg II, 56 — 78. — Weitere
Inschriften aus dem Umkreis Sibyllas s. nrr. 331, 342, 344; ferner DI 30 (Calw) nr. 317.
5 Die Vorbereitungen zum Bau der Gartenterrasse setzten ein mit dem Ankauf des Geländes für 380 fl.; über diese
Vorgänge vgl. OABLeonberg 1930, 608 f. Über eine nicht ausgeführte Alternativ-Planung des Gartens orientiert eine
Federzeichnung Schickhardts; Abb. in Kat. Renaissance 1986, Bd. 1, nr. B 35 (dort als Quellenangabe: Stuttgart, HStA
Inv. Nr. N200/A 72,4). - Speziell zu Geschichte und Planung der Anlage vgl. Elfgang, A., u. Kluckert, E., Schick-
hardts Leonberger Pomeranzengarten und die Gartenbaukunst der Renaissance. Bierlmgen 1988; ferner auch Fleisch-
hauer, Renaissance 1971, 297; Hehl, Renaissance in Baden-Württemberg 1996, 152 — 155.

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