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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0293
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Wappen: Stadt Leonberg
VI. Langhaus, Südwand, links vom ehemaligen Standort der Kanzel zwischen dem ersten und zweiten
Fenster von Osten: Christus als Salvator mundi (Erlöser der Welt) mit der von einem Kreuz bekrönten
Weltkugel in der Linken, die Rechte segnend erhoben. Zu Häupten Namensbeischrift A, rechts dar-
über Kartusche mit Wort Jesu B, em weiterer Bibelvers mit Wort Jesu C unterhalb der Kartusche ohne
Rahmung. - In der Nische, in der bis 1746 die noch erhaltene spätgotische Kanzel aufgestellt war,
wurde eine weitere Inschrift D aufgedeckt, die sich auf die Inspiration des Predigers durch den Heili-
gen Geist bezog; dabei war die Heiliggeist-Taube gemalt. Inschrift und Taube wurden nicht restauriert.
Wortlaut von D nach Trugenberger, Eltingen 1988, 65.
A Jesus Christus Gottes / vnd mariä Sohn .
B Johannes / am • 56 / Warlich warlich sage ich eüch • / wer mein wort höret
vnd glaübet / dem der mich gesand hat der hat das ewige / leben vnd kommet
nicht In der Gerüchte • / sondern ist vom Tode zum leben / hindurch
getrungen •
C Johanes am 147 / Ich bin der weg die warhait / vnd dasz leeben niemmant /
kombet zum vater den / durch mich •
Df Jh 1,328 / Ich sah, daß der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel.
VII. Langhaus, Südwand, zwischen dem zweiten und dritten Fenster Figur des Apostels Simon
Zelotes, hier mit seiner Herkunft aus Kana bezeichnet; er hält in der Rechten sein Attribut, eine Säge.
Zu Häupten Namensbeischrift B, darüber Inschriftkartusche mit Bibelvers A.
A Korinther / ■ 159 • / Nun Aber Jst Christus Auffer=/standn Von den todten •
vnd der erstling worden / von denen die da schlaffen Sintenmal durch einen /
menschen der tod • vnd durch einen menschen die auffer/stehung der todten
kommet • den gleich wie / durch Adam alle sterben • Also werden sie in
christo / alle lebendig / gemacht / werden
B S • simon • Von • Cana
VIII. Langhaus, Nordwand: nach der Freilegung wurden zwei schlecht erhaltene Bibelverse A und B
wieder zugetüncht, ihr genauer Standort auf der Wandfläche ist unbekannt1(). Vermutlich waren auch
an dieser Wand ursprünglich Figuren des Apostelzyklus aufgemalt; sie wurden wahrscheinlich hier —
ebenso wie auf der Westseite des Langhauses — durch die später errichtete Längsempore zerstört.
Wortlaut nach Trugenberger, Eltingen 1988, 62.
Af Eins aber sei euch unverhalten, ihr Lieben, daß em Tag vor dem Herrn ist wie
tausend Jahre [. . -11
Bf Meine Kindlen, solches schreibe ich euch, auf daß ihr nicht sündiget [. . .12
Der Anlaß zur Ausmalung der Kirche könnte das hundertjährige Jubiläum von Luthers Thesen-
anschlag in Wittenberg gewesen sein13. Der ausführende Meister war laut Inschrift der Leonberger
Martin Wagner, vermutlich ein Verwandter des Gipsers Conrad Wagner14. Ob er identisch ist mit dem
in Inschrift A genannten Amtsträger Martin Wägner, muß offen bleiben. Der Pfarrer Johann Ludwig
Grab, der an der Spitze der dort aufgefuhrten Amtsträger steht und dem vielleicht das theologische
Programm zu verdanken ist, versah sein Amt in Eltingen von 1611 bis zu seinem Tod 1635 15.
Das Programm von 1617 ist unvollständig, weil Teile fehlen und weil vermutlich die spätgotischen
Architekturformen den Vorrang behalten sollten16. Die zentrale Darstellung des gesamten Programms
— das Weltgericht — trägt keinerlei Inschrift. Dies ist ungewöhnlich angesichts der Bedeutung, die das
gemalte Bibelwort neben dem gemalten Bild gegen Ende des 16. Jahrhunderts im lutherischen Kon-
fessionsbereich erlangt hat17. Wahrscheinlich geht die Darstellung auf ein spätgotisches Wandbild
gleichen Themas zurück, denn die Ikonographie mittelalterlicher Weltgerichtsbilder wurde oftmals
nach der Reformation übernommen18. Auch der Zyklus der Apostel gehörte nach der Reformation
weiterhin zu den wichtigsten Programmen kirchlicher Wandmalerei19. Typisch für die lutherische
Bildtheologie ist die Beifügung von Bibelversen, die nur indirekt einen Bezug zu den dargestellten
Personen haben und als Kernsätze der Bibel — wie ein theologisches Lehrbuch für die Gemeinde — auf
die Wand aufgemalt sind.
Die in Fraktur ausgeführten Inschriften besitzen Zierversalien. Der Zustand ist nach der Restaurierung
nur noch teilweise der ursprüngliche.

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