PHILIPP I:* 1 II. / CHRISTVS IST M[EI]N LEB[EN], / STERBEN IST MEIN
GEWIN.
Der Verstorbene ist 1588 als ein Sohn des Architekten Heinrich Schickhardt (1558 — 1635) und als ein
Urenkel des Schreiners Heinrich Schickhardt, des Schöpfers des Herrenberger Chorgestühls von 1517,
geboren2. Johanns Mutter Barbara war eine Tochter des Bürgermeisters Johann Grünmger3. Johann
durchlief als Keller und Kastenpfleger zu Herrenberg die typische Amtsträger-Laufbahn eines Gliedes
der Ehrbarkeit. Durch seine 1613 geschlossene Ehe mit Brigitte, Tochter des Herrenberger Unter-
vogtes Bernhard Leyrer (gest. 1602) und der Anna geb. Mayer, verband er sich mit einer weiteren
einflußreichen Familie seiner Vaterstadt4.
Für sein Epitaph wurde die für die Herrenberger Ehrbarkeit typische schlichte Form gewählt, die
bereits am Grabmal seines Großvaters Grüninger auffiel. Auch hier ist die Ausführung der Inschrift
im einzelnen hervorragend, insgesamt aber ist die Gestaltung schmucklos und trocken: ein rein archi-
tektonisch gebildeter Rahmen umfaßt das Inschrift-Feld. Die Kartusche am Sockel, geeignet für das
Wappen des Verstorbenen, bheb auch hier wie bei den meisten Herrenberger Denkmälern leer. Die
Inschrift ist der klassischen Kapitalis nachempfunden sowohl in den Proportionen der einzelnen
Buchstaben als auch in deren Formgebung. Ligaturen und Kürzungen sind vermieden. Das Denkmal
nimmt trotz seines schlechten Erhaltungszustandes für Herrenberg eine Schlüsselstellung ein. Denn
da Johannes zu Lebzeiten seines Vaters Heinrich Schickhardt (gest. 1634) verstorben war, ist anzu-
nehmen, daß das Epitaph nicht ohne dessen Wissen und Einflußnahme gefertigt wurde. Heinrich
Schickhardt hat als der damals bedeutendste Architekt des Landes den Herrenberger Steinmetzen
Jakob Forster nicht nur als Verfertiger von „Grabsteinen mit Wappen und Schilden“ geschätzt, er
ist auch 1626 als Gutachter für ihn eingetreten. Von da her ist es nahehegend, das Denkmal seines
Sohnes mit der Werkstatt Forsters zu verbinden und von hier aus die Zuschreibung weiterer Her-
renberger Denkmäler an die Werkstatt der Forster zu wagen5. Die sich um klassische Proportion
bemühende Kapitalis war schon 1603 für das Grünmger-Denkmal gewählt worden, das folglich zu
derselben Werkgruppe gehört.
a Die römischen Zahlen mit Uberstreichungen.
1 Phi 1,21.
2 Zu Schickhardt vgl. Fleischhauer, Renaissance 1971, 276 — 299; hier vgl. nrr. 260, 325.
3 Sein Epitaph von 1603 ist erhalten; vgl. nr. 299.
4 Sie heiratete in 2. Ehe 1625 den Bürgermeister Johann Jakob Adlung; Pfeilsticker § 1406, 2416. Zu den Leyrer vgl.
auch nr. 341.
5 Zur Werkgruppe Forsters vgl. Einleitung XXXVIIf.
Hess, Chronik Herrenberg, HStA J1 Nr.256, p.780; WLB Cod.hist. F 278 Bd.3(c), p. 120, 143. — Herrenberg,
Stadtarchiv, Otto Schmid, Grabsteine 1927 (Manuskript ohne Paginierung). — Friess, Inschriften Herrenberg, 613
nr. 17.
367
Merklingen (Stadt Weil der Stadt), Haus Hausener Str. 19 1624
Bauinschriften am ehemaligen Amtshaus des Klosters Herrenalb. Großes, giebelständiges Fachwerk-
haus mit massivem Untergeschoß; Inschriften I und II an der hofseitigen Eingangsfront. Gelber Sand-
stein.
I. Eckquader, H. 41, B. 75, Bu. 5 cm. - Fraktur Abb. 162
Den 24 Maij . 1624 / Hatt der Ambtman / G(eorg) V(alentm) W(eingärtner) /
Den Ersten Stein gelegt
II. Türsturz, H. ca. 45, B. ca. 115, Bu. 7-10 cm. - Kapitalis
1624 / GOTT VERGILTS WOL
Georg Valentin Weingärtner aus Blaubeuren war 1608 — 1619 Oberratsschreiber in Stuttgart und
1619 — 1629 Herrenalber Pfleger zu Merklingen; er starb am 4. Februar 16351. Während seiner Amts-
zeit wurde das Merklinger Amtshaus errichtet. Die Initialen seines Namens sind zugleich die
Anfangsbuchstaben seiner Devise.
253
GEWIN.
Der Verstorbene ist 1588 als ein Sohn des Architekten Heinrich Schickhardt (1558 — 1635) und als ein
Urenkel des Schreiners Heinrich Schickhardt, des Schöpfers des Herrenberger Chorgestühls von 1517,
geboren2. Johanns Mutter Barbara war eine Tochter des Bürgermeisters Johann Grünmger3. Johann
durchlief als Keller und Kastenpfleger zu Herrenberg die typische Amtsträger-Laufbahn eines Gliedes
der Ehrbarkeit. Durch seine 1613 geschlossene Ehe mit Brigitte, Tochter des Herrenberger Unter-
vogtes Bernhard Leyrer (gest. 1602) und der Anna geb. Mayer, verband er sich mit einer weiteren
einflußreichen Familie seiner Vaterstadt4.
Für sein Epitaph wurde die für die Herrenberger Ehrbarkeit typische schlichte Form gewählt, die
bereits am Grabmal seines Großvaters Grüninger auffiel. Auch hier ist die Ausführung der Inschrift
im einzelnen hervorragend, insgesamt aber ist die Gestaltung schmucklos und trocken: ein rein archi-
tektonisch gebildeter Rahmen umfaßt das Inschrift-Feld. Die Kartusche am Sockel, geeignet für das
Wappen des Verstorbenen, bheb auch hier wie bei den meisten Herrenberger Denkmälern leer. Die
Inschrift ist der klassischen Kapitalis nachempfunden sowohl in den Proportionen der einzelnen
Buchstaben als auch in deren Formgebung. Ligaturen und Kürzungen sind vermieden. Das Denkmal
nimmt trotz seines schlechten Erhaltungszustandes für Herrenberg eine Schlüsselstellung ein. Denn
da Johannes zu Lebzeiten seines Vaters Heinrich Schickhardt (gest. 1634) verstorben war, ist anzu-
nehmen, daß das Epitaph nicht ohne dessen Wissen und Einflußnahme gefertigt wurde. Heinrich
Schickhardt hat als der damals bedeutendste Architekt des Landes den Herrenberger Steinmetzen
Jakob Forster nicht nur als Verfertiger von „Grabsteinen mit Wappen und Schilden“ geschätzt, er
ist auch 1626 als Gutachter für ihn eingetreten. Von da her ist es nahehegend, das Denkmal seines
Sohnes mit der Werkstatt Forsters zu verbinden und von hier aus die Zuschreibung weiterer Her-
renberger Denkmäler an die Werkstatt der Forster zu wagen5. Die sich um klassische Proportion
bemühende Kapitalis war schon 1603 für das Grünmger-Denkmal gewählt worden, das folglich zu
derselben Werkgruppe gehört.
a Die römischen Zahlen mit Uberstreichungen.
1 Phi 1,21.
2 Zu Schickhardt vgl. Fleischhauer, Renaissance 1971, 276 — 299; hier vgl. nrr. 260, 325.
3 Sein Epitaph von 1603 ist erhalten; vgl. nr. 299.
4 Sie heiratete in 2. Ehe 1625 den Bürgermeister Johann Jakob Adlung; Pfeilsticker § 1406, 2416. Zu den Leyrer vgl.
auch nr. 341.
5 Zur Werkgruppe Forsters vgl. Einleitung XXXVIIf.
Hess, Chronik Herrenberg, HStA J1 Nr.256, p.780; WLB Cod.hist. F 278 Bd.3(c), p. 120, 143. — Herrenberg,
Stadtarchiv, Otto Schmid, Grabsteine 1927 (Manuskript ohne Paginierung). — Friess, Inschriften Herrenberg, 613
nr. 17.
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Merklingen (Stadt Weil der Stadt), Haus Hausener Str. 19 1624
Bauinschriften am ehemaligen Amtshaus des Klosters Herrenalb. Großes, giebelständiges Fachwerk-
haus mit massivem Untergeschoß; Inschriften I und II an der hofseitigen Eingangsfront. Gelber Sand-
stein.
I. Eckquader, H. 41, B. 75, Bu. 5 cm. - Fraktur Abb. 162
Den 24 Maij . 1624 / Hatt der Ambtman / G(eorg) V(alentm) W(eingärtner) /
Den Ersten Stein gelegt
II. Türsturz, H. ca. 45, B. ca. 115, Bu. 7-10 cm. - Kapitalis
1624 / GOTT VERGILTS WOL
Georg Valentin Weingärtner aus Blaubeuren war 1608 — 1619 Oberratsschreiber in Stuttgart und
1619 — 1629 Herrenalber Pfleger zu Merklingen; er starb am 4. Februar 16351. Während seiner Amts-
zeit wurde das Merklinger Amtshaus errichtet. Die Initialen seines Namens sind zugleich die
Anfangsbuchstaben seiner Devise.
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