3. Unterricht der visitatoren an die pfarrherrn im kurfürstenthum zu Sachsen. 1528.
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Christum zu beten, Luce am 22.: Bittet, das ihr
nicht in versuchung fallet. Denn der teufel ist
nicht ein geringer und schwacher feind, sondern
der fürst der welt, wie ihn Christus selbs nennet,
Johannis am 12. 14. und 16. und ein gott dieser
welt, wie Paulus in der 2. zun Corinth. am 4.
spricht. Darümb haben wir zu kempfen, wie
S. Paulus schreibt, zun Ephesern am 6., nicht
mit fleisch und blut, sondern mit fürsten und ge-
waltigen, mit den weltregenten der finsterniss, mit
den geistern der bosheit unter dem himel. Doch
ist das unser trost, das, wie S. Johannes in seiner
epistel am 4. sagt, der, so in uns ist, grösser ist,
denn der in der welt ist.
Dieses stück christlicher freiheit, solt man
oft treiben, dadurch die leute zu forcht und
glauben gereizt würden. Denn es ist kein stück
christlicher lere, das fromen herzen grössere freude
mache und bringe, denn dieses stück, das wir
wissen, das uns gott also regiren und behüten wil,
wie denn Christus zugesagt hat, Matth, am 16.,
die pforten der hellen werden nichts dawider ver-
mügen.
Das ander stücke christlicher freiheit ist, das
uns Christus nicht bindet an die ceremonien und
gerichtsordnung des gesetzes Mosi, sondern das
christen mügen brauchen gerichtsordnung aller
lender. Die Sachsen sechsische rechte, die andern
römische rechte. Solche ordenung alle, wo sie nicht
wider gott oder vernunft sind, approbirt und be-
stetigt gott, wie droben gesagt ist. Und stehet
geschrieben, zun Römern am 13.: Alle gewalt ist
von gott, nicht allein jüdische, sondern auch aller
lender gewalt. Und S. Peter in der 1. am andern
sagt: Seid unterthan aller menschlicher ordenung.
Das dritte stücke christlicher freiheit betrifft
menschliche kirchenordnung, als fasten, feiern,
und der gleichen. Da ist von nöten zu wissen,
das solche ordenung halten, hilft nicht frümickeit
für gott zu erlangen, wie Christus spricht, Matth,
am 15.: Sie ehren mich vergeblich mit menschen
geboten. Von diesem stücke aber haben wir
droben angezeigt, das dreierlei kirchenordnung
sind.
Etliche die nicht on sunde mögen gehalten
werden, als die satzung, dadurch die ehe verboten
ist. Solche ordenung sol man nicht halten, denn
man sol gott mehr gehorsam sein, denn den
menschen, act. am 5. So nennet es S. Paulus in
der 1. zu Timotheo am 4. teufels lere. Zu dem so
schilt Christus selbs solche aussatzung, die zu
sündigen gebieten, Matth, am 15.
Die andern ordnung sind gemacht, nicht damit
gnade zu erwerben, oder für die sunde genug zu
thun, auch nicht, das von nöten sei, die selbigen
zu halten, sondern das sie nützlich sind, als das
man sontag, ostern, pfingsten, weihennachten feire,
welche zeit geordenet ist, das die leute wissen
wenn sie zusamen komen, und gottes wort lernen
sollen. Nicht das von nöten sei, eben solche zeit
zu halten, oder das sunde sei, daran handerbeit
zu thun, sondern dieweil jederman solche zeit
weis, ists gut, das mans halte, zusamen zu komen,
und lernen.
Die dritte ordnung sind gemacht, damit gnade
zu erwerben für unsere sunde, als gesetzte fasten,
am freitag nicht fleisch essen, die sieben gezeiten
beten, und der gleichen. Solche meinung ist
wider gott, darumb mag man auch solche gebot
fallen lassen, denn Paulus heisst es teufels lere,
solche ordenung der meinung halten, oder foddern,
das damit gnade erworben werde, oder das sie
von nöten sind, gnade von gott zu erlangen.
Vom turken.
Es schreien auch etliche prediger frevelich
vom türken, man sol dem türken nicht widerstehen,
darümb das rache den christen verboten sei. Dis
ist eine aufrürische rede, welche nicht sol gelitten
oder gestattet werden. Denn der öbrickeit ist das
schwerd und gewalt gegeben und geboten, alle
mörderei und rauberei zu strafen, darumb sie auch
schuldig ist mit kriege zu weren, denen, die wider
recht krieg anfahen, und raub und mord anrichten.
Diese rache ist nicht verboten. Denn S. Paulus
spricht zun Römern am 13., die öbrickeit sei eine
racherin gottes, das ist, von gott geordnet und
geboten, der auch gott in der not hülfe erzeigt.
Aber die rache ist den christen verboten,
die nicht durch öbrickeit fürgenomen wird, auch
nicht aus befelh der öbrickeit. Und wie die schrift
den christen sonderliche und einzele eigene rache
verbeut, also gebeut sie rache der öbrickeit, und
nennet die rache, so durch die öbrickeit geschicht,
gottes dienst, ja das beste almusen ist, mord mit
dem schwerd weren, wie gott befolhen hat, wie
Genesis am 9. stehet: Wer menschen blut vergeusset,
des blut sol wider vergossen werden.'1
Es sagen auch etliche, man sol den glauben
mit dem schwerd nicht verteidingen, sondern wir
sollen leiden, wie Christus, wie die aposteln etc.
Darauf ist zu wissen, das war ist, das die, so
nicht regiren, sollen für sich ein jeder in sonder-
heit leiden, und sich nicht weren, wie sich Christus
nicht geweret hat. Denn er hat keine weltliche
öbrickeit und regiment gehabt noch haben wöllen,
wie er denn Johannis am 6. sich von den jüden
zu keinem könige nicht wolt aufwerfen lassen.
Die öbrickeit aber sol die ihren wider un-
rechte gewalt schützen. Es werde solcher unrechter
gewalt fürgenomen, umbs glaubens, oder umb
anderer sachen willen.
Und dieweil die gewalt sol gute werk ehren,
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Christum zu beten, Luce am 22.: Bittet, das ihr
nicht in versuchung fallet. Denn der teufel ist
nicht ein geringer und schwacher feind, sondern
der fürst der welt, wie ihn Christus selbs nennet,
Johannis am 12. 14. und 16. und ein gott dieser
welt, wie Paulus in der 2. zun Corinth. am 4.
spricht. Darümb haben wir zu kempfen, wie
S. Paulus schreibt, zun Ephesern am 6., nicht
mit fleisch und blut, sondern mit fürsten und ge-
waltigen, mit den weltregenten der finsterniss, mit
den geistern der bosheit unter dem himel. Doch
ist das unser trost, das, wie S. Johannes in seiner
epistel am 4. sagt, der, so in uns ist, grösser ist,
denn der in der welt ist.
Dieses stück christlicher freiheit, solt man
oft treiben, dadurch die leute zu forcht und
glauben gereizt würden. Denn es ist kein stück
christlicher lere, das fromen herzen grössere freude
mache und bringe, denn dieses stück, das wir
wissen, das uns gott also regiren und behüten wil,
wie denn Christus zugesagt hat, Matth, am 16.,
die pforten der hellen werden nichts dawider ver-
mügen.
Das ander stücke christlicher freiheit ist, das
uns Christus nicht bindet an die ceremonien und
gerichtsordnung des gesetzes Mosi, sondern das
christen mügen brauchen gerichtsordnung aller
lender. Die Sachsen sechsische rechte, die andern
römische rechte. Solche ordenung alle, wo sie nicht
wider gott oder vernunft sind, approbirt und be-
stetigt gott, wie droben gesagt ist. Und stehet
geschrieben, zun Römern am 13.: Alle gewalt ist
von gott, nicht allein jüdische, sondern auch aller
lender gewalt. Und S. Peter in der 1. am andern
sagt: Seid unterthan aller menschlicher ordenung.
Das dritte stücke christlicher freiheit betrifft
menschliche kirchenordnung, als fasten, feiern,
und der gleichen. Da ist von nöten zu wissen,
das solche ordenung halten, hilft nicht frümickeit
für gott zu erlangen, wie Christus spricht, Matth,
am 15.: Sie ehren mich vergeblich mit menschen
geboten. Von diesem stücke aber haben wir
droben angezeigt, das dreierlei kirchenordnung
sind.
Etliche die nicht on sunde mögen gehalten
werden, als die satzung, dadurch die ehe verboten
ist. Solche ordenung sol man nicht halten, denn
man sol gott mehr gehorsam sein, denn den
menschen, act. am 5. So nennet es S. Paulus in
der 1. zu Timotheo am 4. teufels lere. Zu dem so
schilt Christus selbs solche aussatzung, die zu
sündigen gebieten, Matth, am 15.
Die andern ordnung sind gemacht, nicht damit
gnade zu erwerben, oder für die sunde genug zu
thun, auch nicht, das von nöten sei, die selbigen
zu halten, sondern das sie nützlich sind, als das
man sontag, ostern, pfingsten, weihennachten feire,
welche zeit geordenet ist, das die leute wissen
wenn sie zusamen komen, und gottes wort lernen
sollen. Nicht das von nöten sei, eben solche zeit
zu halten, oder das sunde sei, daran handerbeit
zu thun, sondern dieweil jederman solche zeit
weis, ists gut, das mans halte, zusamen zu komen,
und lernen.
Die dritte ordnung sind gemacht, damit gnade
zu erwerben für unsere sunde, als gesetzte fasten,
am freitag nicht fleisch essen, die sieben gezeiten
beten, und der gleichen. Solche meinung ist
wider gott, darumb mag man auch solche gebot
fallen lassen, denn Paulus heisst es teufels lere,
solche ordenung der meinung halten, oder foddern,
das damit gnade erworben werde, oder das sie
von nöten sind, gnade von gott zu erlangen.
Vom turken.
Es schreien auch etliche prediger frevelich
vom türken, man sol dem türken nicht widerstehen,
darümb das rache den christen verboten sei. Dis
ist eine aufrürische rede, welche nicht sol gelitten
oder gestattet werden. Denn der öbrickeit ist das
schwerd und gewalt gegeben und geboten, alle
mörderei und rauberei zu strafen, darumb sie auch
schuldig ist mit kriege zu weren, denen, die wider
recht krieg anfahen, und raub und mord anrichten.
Diese rache ist nicht verboten. Denn S. Paulus
spricht zun Römern am 13., die öbrickeit sei eine
racherin gottes, das ist, von gott geordnet und
geboten, der auch gott in der not hülfe erzeigt.
Aber die rache ist den christen verboten,
die nicht durch öbrickeit fürgenomen wird, auch
nicht aus befelh der öbrickeit. Und wie die schrift
den christen sonderliche und einzele eigene rache
verbeut, also gebeut sie rache der öbrickeit, und
nennet die rache, so durch die öbrickeit geschicht,
gottes dienst, ja das beste almusen ist, mord mit
dem schwerd weren, wie gott befolhen hat, wie
Genesis am 9. stehet: Wer menschen blut vergeusset,
des blut sol wider vergossen werden.'1
Es sagen auch etliche, man sol den glauben
mit dem schwerd nicht verteidingen, sondern wir
sollen leiden, wie Christus, wie die aposteln etc.
Darauf ist zu wissen, das war ist, das die, so
nicht regiren, sollen für sich ein jeder in sonder-
heit leiden, und sich nicht weren, wie sich Christus
nicht geweret hat. Denn er hat keine weltliche
öbrickeit und regiment gehabt noch haben wöllen,
wie er denn Johannis am 6. sich von den jüden
zu keinem könige nicht wolt aufwerfen lassen.
Die öbrickeit aber sol die ihren wider un-
rechte gewalt schützen. Es werde solcher unrechter
gewalt fürgenomen, umbs glaubens, oder umb
anderer sachen willen.
Und dieweil die gewalt sol gute werk ehren,