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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0339
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81. Generalia, alle superintendentes belangende. 1555.

311

burgermeister oder aber wer von rathswegen darzu
verordenet wirdet, die schulen mit vleis besuchen,
die schüler examinieren und verhören, und was
sie vor mengel in deme und sonsten befünden, in
besserunge bringen.
Beschliesslich und entlich was unsere ver-
ordente visitatores bei kirchen und schulendienern
mangel spüren, oder an sie gelangen wurde, der-
halben einsehen zu.thun von nöten, was sie auch
sonst an iderm ort, zu erhaltunge christlicher lahr
und zucht dinstlichen befünden, wollen wir ihnen
hirmit macht und gewalt geben haben, nach irem
christlichen bedenken, solchs unvorzuglich vor-
zunehmen, in gnediger zuvorsicht, sie werden in
allen sachen die sie auf diesen unsern bevelich
und abfertigung furnemen, handeln und an sie ge-
langen, oder furfallen werden, an muglichem und
getreuen vleis nichts erwinden lassen, wie wir

ihnen dann in solchem hochem wichtigem werk
und handel gnediglichen vertrauen, und begeren
in sonderheit, das sie alle ire handlunge in eigent-
liche vorzeichnus bringen, und dieselben in unsere
canzlei mit gnugsamen bericht uberschicken, damit
wir ob iren verordnungen und handlung desto bas
zu halten, und so jemandes darinnen beschwerunge
furwenden wolte, uns gegen denselben mit gebur-
licher antwort hetten zu vernehmen lassen. An
deme allen thun sie unser gnedige gefellige und
genzliche meinunge. Zu urkund haben wir uns
mit eignem handen underschrieben, und diese
unsere instruction mit unserm secret besiegeln
lassen. Geschehen und geben zu Dresden, am
sontage invocavit den dritten monatstag Martii
anno domini funfzehnhundert und im funfund-
funfzigsten.

31. Generalia, alle superintendentes belangende. 1555.
[Nach Kemberg, Superintendentur-Archiv, Yisitationsmatrikel von 1555. Verglichen mit Magdeburg, St.A. A. 50*
XI. Nr. 66, Visitationsakten des Amtes Schweinitz, Bl. 221 ff. Vgl. oben S. 106—109.J

Generalia, alle superintendentes be-
langende 1).
Der probst zu Kemberg als superintendens,
soll vleissig acht geben auf der pfarrern lehr,
leben und vleiss, so seiner inspection unterworfen
sein, und damit er sich desto gewisser solches
alles erkunden kann, sol er bisweilen unvorwarnet
1) Das Magdeburger Exemplar (vgl. oben S. 108)
beginnt:
Verordnung der superintendentien halben.
Nachdem Wittenberg die hauptstadt in der cur
zu Sachsen, und aldo an stat des stifts eine hohe schule
und ein consistorium ist und lange zeit die ordinatio
der kirchendiener aus vielen landen aldo gesuchet und
gehalden ist worden, soll diese kirche im kurkreis zu
Sachsen eine metropolis sein, nach der sich die kirchen
im curkreis richten und der pfarer daselbst soll die
öbere superintendentur haben bei deme sich andere
superintendentes und pfarer im kurkreis rats erholen
sollen. (Folgt die Aufzählung der sonstigen Super-
intendenturen: Kemberg, darunter Schmiedeberg und
Pretzsch, und die Dörfer vor der Elbe des Amts Witten-
berg; Bitterfeld, darunter Brehna und alle Dörfer im
Amte Bitterfeld; Gräfenheinichen, darunter die Dörfer
dieses Amts; Belzig, darunter Bruck, Niemegk und die
Dörfer des Amts Belzig; Gommern, darunter Plotzka,
Elmanau sammt Dörfern; Jessen, darunter Clöden,
Schweinitz, Prettyn, Lochau, sammt Dörfern; Herzberg,
darunter Schonewald und umliegende Dörfer; Lieben-
werda, darunter Wartenbruck, Ubigau sammt Dörfern;
Schlieben, darunter Baruth, sammt den Dörfern des
Junker von Schlieben und des Amts Schlieben.)
Hierauf folgt der Abschnitt „Wahl der Superinten-
denten. Es soll aber forthin mit der wahl eines super-
intendenten (wörtlich = General - Artikel von 1557)
— und dergleichen ursachen halben voracht werde.“
Sodann beginnt die Übereinstimmung mit der Fassung
des Kemberger Exemplars.

selbst in die stete flecken und dorfer reisen und
die predigt anhoren, sich bei den zuhorern ihres
wandels halben befragen, auch bisweilen etliche
junge teuf verhorren in catechismo, desgleichen
die schulen besichtigen und erfaren, was fur ord-
nung darin gehalten werde, und wie sich die knaben
bessern. Und damit sich die superintendentes
des unkostens halben, so zu solcher reis von nothen,
nit zubeschweren hatten, hat unser gnedigster
herr herzog Augustus churfurst zu Sachsen gne-
digst gewilliget, zu notturft ufgewante zerung
wider zuerlegen und zuerstatten, jedoch sollen die
superintendentes, solche ire zerung wöchentlich
verzeichnen, wie viel für essen, trinken, mietlon
eines oder zweier pferd, (do von ferren wegen
des orts dem superintendenti einer fuhr von nothen
were) an einem jeden ort und uf welchen tag uf
gelofen und verzeret sei, unserm gnedigsten hern
zu ihr churfürstlichen gnaden eigen handen uber
schicken. Daruber soll ein jeder superintendens
nach seiner und der benachbarten pfarhern ge-
legenheit alle jar zwischen ostern und pfingsten
einen synodum halten und dazu berufen aus den
steten, flecken und dorfern alle pfarrer, so in seine
superintendentiam gehoren und aldo derselben
relation horen, wie sie ire pfarrkinder in examine
befunden und was sie sunst für gebrechen und
irrige sachen anzuzeigen haben, und do etwas fur
fiele, dass er nicht vorrichten kunte, soll er solches
sparen bis uf die zusammenkunft aller superinten-
dentium zu Witteberk und do selbst untersuchen.
Die pfarrer aber, so uf den synodum zihen, sollen
ein jeder von seiner kirchen gemein einkommen,
mit notturftiger zerung versehen werden. Do
 
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