Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Einleitung

gen am 1. August 1574 in den Nassau-Weilburger Landesteilen übernommen und nach dem Anfall Nassau-
Saarbrückens Ende des gleichen Jahres dort ebenfalls in Geltung gesetzt.238
Die gedruckte Kirchenordnung besteht aus zwei Teilen, die jeweils mit eigenem Titelblatt versehen,
aber zusammengebunden und durchgehend paginiert sind. Bei dem einen Teil handelt es sich um die „Kir-
chenordnung und Reformation“, bei dem anderen um eine umfangreiche „Agenda“. Die „Kirchenordnung
und Reformation“ trat laut Nachwort am 1. August 1574 in Kraft. Offizielle Geltung in den Saarbrücker
Landesteilen erlangte sie im darauffolgenden Jahr und gedruckt wurde sie gemeinsam mit der „Agenda“
erst 1576.239 Während sich die „Kirchenordnung“ mit Anstellung und Lebensführung der Prediger, dem
sittlichen Verhalten der Gemeinde sowie Ehefragen befasste, regelte die „Agenda“ sämtliche Belange der
Gottesdienste und Befugnisse der Inhaber kirchlicher Ämter.240
Die Nassau-Saarbrücker Kirchenordnung, die vom Weilburger Superintendenten Laurentius Stephani
ausgearbeitet worden war, griff nicht auf die Weilburger Kirchenordnung von 1554 zurück, sondern nahm
andere Ordnungen zum Vorbild, zum einen die hessische Reformationsordnung von 1572, zum anderen die
hessische Agende von 1574.241 Daneben enthält sie einige Passagen aus der Pfalz-Zweibrücker Kirchenord-
nung von 1557:242

„Kirchenordnung und Reformation
Vorrede Hess. Reformationsordnung 1572
Von einigkeit der Lahr und Predicanten "
Von der Predicanten Leben und Wandel "
Von annemmung und beurlaubung der Predicanten "
Daß die Underthanen fleissig in die Predigt ... "
Von Cristallensehern, Warsagern und Aberglaeubigen "

Von Widertaeuffern
Von Kirmessen und Tantzen
Von Gottslaestern und vollsaufen
Von heimlichen Verloebnussen
Von denen in Ehesachen verbottenen ... Gradibus
Von Ehebrechern

Geschichte, S. 637; KNODT, Die von den Grafen, S. 16;
Conrad, Einfluss, S. 88f.; Klein, Stephani, S. 101f.
238 Herrmann, Reformation, S. 69; Schliephake/Men-
zel, Geschichte 6, S. 356; Schmitz, Das kirchliche
Leben, S. 78f.
239 Schnell, Kirchenordnungen 1930, S. 56; Herrmann,
Quellen, S. 30f.; Reu, Quellen III, 1, S. 1226*f.; Rich-
ter, Kirchenordnungen II, S. 400; RICHTER, Saarge-
biet, S. 70f.; Fritzemeyer, Ausbildung, S. 100f.;
Schmitz, Das kirchliche Leben, S. 76f.; Matthis, Lei-
den, S. 20-23.
240 Zum Inhalt siehe KNODT, Die von den Grafen,
S. 23-163; Schliephake/Menzel, Geschichte 6,
S. 356-363; Schnell, Kirchenordnungen 1930, S. 57-59;
1931, S. 4, 14-16, 20, 27-29, 35-38; Herrmann, Refor-
mation, S. 80-102; Conrad, Einfluss, S. 92-95; Klein,
Stephani, S. 104; Schmitz, Das kirchliche Leben,
S. 79-90; Fritzemeyer, Ausbildung, S. 101-104. Vgl.
auch RICHTER, Saargebiet, S. 72-90 unter Einbezie-
hung von Visitationsberichten. Zum Katechismus inner-

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halb der Ordnung siehe Reu, Quellen III, 1, S. 1226*-
1228*, zur Konfirmation siehe Conrad, Einfluss,
S. 95-98; ders., Umstrukturierung, S. 62; Ernst/Adam,
Katechetische Geschichte, S. 329-331. Zur Beschreibung
der pfarramtlichen Aufgaben in der Ordnung siehe
Schaback, Pfarramt, S. 136-159.
241 Adam, Kirchengeschichte, S. 237; Herrmann, Refor-
mation, S. 69, 75. Die ältere Forschung ging davon aus,
dass sich die Kirchenordnung von 1574/76 aus der Nas-
sauer Ordnung von 1533 (siehe oben, Nr. 30) und derje-
nigen von 1553 bzw. 1554 (Nr. 31) entwickelt habe, so
Schmitz, Das kirchliche Leben, S. 79; Eichhoff, Kir-
chen-Reformation, S. 52; Nebe, Zur Geschichte 1863,
S. 32, 46; Jacobson, Geschichte, S. 627; Fritze-
meyer, Ausbildung, S. lOOf.
242 Siehe auch KNODT, Die von den Grafen, S. 21-23 und
ihm folgend Herrmann, Reformation, S. 71-73 und
Conrad, Einfluss, S. 89-92. Vgl. auch Schmitz, Das
kirchliche Leben, S. 77f.

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