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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0276
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Nassau-Weilburg

yWarzu nützet uns die Tauffe?
Daß wir darait versichert werden, Gott hab uns
zu seinen kindern angenommen und wölle sich in
allen dingen als ein gnediger, gütiger Vatter gegen
uns erzeigeny.
zWas ist das Abendmal unsers Herrn Jhesu Christi?
Das Abendmal deß Herrn ist ein Sacrament oder
Göttliche handlung, da der Herr Christus selbst ge-
genwertig ist, und ubergibt uns mit Brod unnd Wein
seinen waren Leib und Blut zur gewissen versiche-
rung, daß wir vergebung der sünden |V3r| haben
und mit ihm in ewigkeit leben söllen.
Welchs seindt die wort der Eynsatzung deß Abend-
mals des Herrn?z
Unser Herr Jhesus Christus, in der nacht, da er
verrahten wardt, nam er das Brodt, dancket unnd
brachs und gabs seinen Jüngern und sprach: Nem-

y-y Agende 1618: Soll man auch die junge Kinder tauffen?
Ja, denn Christus befihlet, alle Creaturen zu tauffen; so
bedürffen sie auch der Widergeburt, weil sie in Sünden
empfangen und geboren sind.
Wie soll sich ein Christ seiner Tauff im Leben und ster-
ben trösten? Daß er dardurch in den Gnadenbund Got-
tes angenommen und zu einem Kind Gottes worden seye
und daß sich Gott als ein gnadiger Gott in allen Dingen
gegen ime erzeigen wölle.
z-z Agende 1618: Wer hat das Nachtmal eingesetzt? Unser
Herr Jesus Christus.
Welches sind die Wort der Einsetzung deß Abendmahls
Christi? Also schreiben die Heyligen Evangelisten Mat-
thaeus, Marcus, Lucas und Sanct Paulus.
a-a Agende 1618: Was gibt uns der Herr Christus im Nacht-
mal zu essen und zu trincken? Er gibt uns mit Brot und
Wein seinen wahren Leib unnd Blut laut seiner Wort:
Das ist mein Leib, der für euch gegeben wirt; Das ist
mein Blut, das für euch vergossen wirt [Mt 26,26-28;
Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25].
Warumb gibt uns der Herr Christus seinen Leib und
Blut im heyligen Abendmahl? Darumb, daß durch die
Niessung desselbigen unser schwacher Glaub gestercket
werde.
Welches ist derselbige Glaub? Daß Jesus Christus sein
Blut am Stamme deß heyligen Creutzes vor uns vergos-
sen hat zur Vergebung der Sünden.
Wie soll sich ein Christ schicken und bereiten, wenn er
wil zum Tisch deß Herren gehen?
Er soll sich prüffen, wie S. Paulus sagt, 1. Cor. 11 [28],
das ist, er soll Busse thun.

met hin, esset; das ist mein Leib, der für euch ge-
geben wird; solchs thut zu meinem gedechtnuß.
Desselbigen gleichen nam er auch den Kelch nach
dem Abendmal, danckt und gab ihnen den und
sprach: Nemmet hin und trincket alle darauß. Die-
ser Kelch ist das neuwe Testament in meinem Blut,
das für euch und für viel vergossen wirt zur verge-
bung der sünden; solchs thut, so offt ihrs trincket,
zu meinem gedechtnuß151.
aWarzu ist uns das Abendmal deß Herrn nütz?
Wir werden damit versichert, daß, ob wir gleich
unsern Vatter im Himmel erzür- |V3v| net haben,
willb er doch uns solchs verzeihen und unser gnedi-
ger Vatter seyn und bleiben. Und ist also die Tauff
ein versicherung, daß uns Gott zu kindern angenom-
men hat, Das Abendmal aber, daß er unsc unsers
ungehorsams nicht wil entgelten lassena.

Was heist Buß thun? Es heisset, die angeborne unnd be-
gangene Sünd hertzlich unnd demütig erkennen unnd
berewen Unnd denn an Christum, den Heyland der Welt,
der für die Sünde genug gethan unnd bezahlet hat, von
Hertzen glauben unnd endlich ein Christlichen Vorsatz
haben, von allen Sünden wider das Gewissen abzulassen
unnd das sündliche Leben durch Gottes Hülff zu bes-
sern.
Was ist das Ampt der Schlüssel? Nichts anderst, denn
daß die Kirch Macht hat, auff den Befehl unnd im Na-
men deß Herren Christi rewenden und bußfertigen Sün-
dern ihre Sünde zu vergeben unnd den Himmel auffzu-
schliessen, Unbußfertigen Sündern aber die Sünde vor-
zubehalten unnd den Himmel zu versperren.
Sag her die Einsetzung dieses Ampts der Schlüssel.
Johannis am 20. [22-23] bließe Jesus seine Jünger an
unnd sprach zu ihnen: Nemet hin den Heyligen Geist.
Welchen ihr die Sünde vergebt, denen sind sie vergeben,
und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.
Unnd Matth. am 16. [19]: Dir wil ich die Schlüssel deß
Himmelreichs geben. Was du auff Erden binden wirst,
das soll im Himmel gebunden seyn, unnd was du auff
Erden lösen wirst, das soll auch im Himmel loß seyn.
Und Luc. 10 [16]: Wer euch höret, der höret mich, unnd
wer euch verachtet, der verachtet den, der mich gesandt
hat.
b Im Druck: weil.
c Fehlt KO/Agende 1609.

151 1Kor 11,23-25; vgl. Mt 26,26-28; Mk 14,22-24;
Lk 22,19-20.

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