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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0360
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Nassau-Weilburg

chendieners ein gab nach gelegenheit mittheilen und
solches bey den visitatoren oder woa sonsten die kir-
chenrechnung gehortb werden, geburlichen verrech-
nenc.
Von der conformitet din kirchensachen,
ceremoniend undt gebreuchen
Endlichen mogen wier kein umbgang nehmen, son-
derlich die kirchendiener in einer summa umb ab-
schaffung und verbesserung aller und jeder deren
gebrechen, so theils oben ahngedeutet und bey den
jungsten visitationibus, wie auch sonsten jederweiln
in acht genommen werden, mitt trewem ernst,
mitte verhutung unserer uhngenat und straffen noch
einmahl zum uberfluß abzumahnen, alß das in mit-
teldingen76 und denen stucken, die zu beforderung
undt erhaltung richtiger ordnung dienen, uß unser
kirchenagenda77 in viel weg geschritten worden mitt
ahnordnung des gesangs, der collecten, verlengerung
und abkurtzung der predigten, mitt uhngleicher ob-
servation undt celebrirung der gantzen und halben
feyertag, auch uhngleicher ahnstellung der bettag,
item der vorbereidung beym h. abentmahl, catechis-
muslehr und was dergleichen. Da einer die in der
kirchenordnung gesetzte collecta78 uf dief sontag
nach dem ersten gesang verlesen8, darauf die epistel,
nachmaln wieder ein gesang, so nit zu lang, alß:
Nuhn pitten wier den h. geist79 oder den glau-
ben80 undh dergleichen igeseng singen lasseni, wel-
ches dan unser kirchenordnung gemeß. Andere aber
haben entweder die furgeschriebene collecta gar aus-
gelasen oder ein andere ahn deroj stat eingeschoben

a B: wen.
b B: abgehöret.
c B: vermahnen.
d-d B. und gleichheit in kirchensachen.
e B: bey.
f B: dem.
g Fehlt A, ergänzt aus B.
h B: oder.
i-i B: gesungen oder singen lasen, eh die predig angefangen.
j B: derselbe.
k B: auch.
l-l B: solchen tag.
m B: oder.

oder aber den gesang uber ein halb stund verlengert
und wohl 2 oder 3 geseng vor der collecta singen
lassen und damitt den leuten ursach gegeben, die
kirchen desto langsamer zu besuchen, oder aberk
nach der collecta wieder zu lang gesungen. Einer
hatt uf die apostel- und ander predigttagen nach
dem gesang die collecta und etwa ein epistel verlesen
und wieder darauf de novo singen lasen; ein ander
aber hatt es bey einem gesang lassen bleiben uf
lsolche tagel und drauf die predigt ahngefangen, wel-
ches letzte dan unser kirchenordnung gemeser; die-
ser predigt etwa 1½ stund ahneinander, da doch die
kirchenordnung viel ein anders ausweiset und die
vernunfft auch erfahrung gibt, das in 3 viertel
|158v| stunden, auchm nach gelegenheitn wohl in ei-
ner halben stunden, dem volck uberflusig81 gnug zu
erkendnus Gottes und ihrer uferbawung kan gesagt
werden, da die predigten sonsten lehrhafft und dar-
nach ahngestelt.
Bey der vorbereitung des h. abentmalß haltens
etliche so, andereo anders, gerath, alß obs ihnen im
freyen willkuhr stunde. Einer helt fleisig ob der ca-
techismuslehr bey der jugent, trachtet auch dahin,
das die alten, wan es die gelegenheit geben kan, son-
derlich aber bey der vorbereitung des h. abentmalß,
zu grundlicher erkandnus gebracht werden. Zu dem
ende lest er niemand zum abentmahl ohne genug-
same specialexploration undt prufung und thut
recht und wohl daran. Ein ander thut obenhin
vomp abentmal ein erinderung, achtets nicht so
hoch, welches wurdige oder uhnwurdige geste oder
sonsten rohe, uhnberichtete leut seint oder nicht.
Etzliche geben gute achtung drauf, halten auch ihre

n B: gelegenheit auch.
o B: etliche.
p B: vom h.

76 Adiaphora, Dinge unerheblicher Bedeutung.
77 Kirchenordnung von 1576 in der letzten Fassung von
1609, siehe oben, S. 226.
78 Kollektengebet.
79 Luther: Nun bitten wir den Heiligen Geist, AWA 4,
Nr. 19.
80 Luther: Wir glauben all an einen Gott, AWA 4, Nr. 24.
81 Mehr als genug, Grimm, DWb 23, Sp. 222.

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