Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Hanau-Münzenberg

2a. Visitationsausschreibena
1. März 1577

Wir, Philips Ludwig1, grave zu Hanaw undt Rhie-
negk, herr zu Mintzenbergk etc. entpieten allen
undt jeden unsern amptleutten, pfarherrn, schult-
heyssen, auch unsern undterthanen unser gnadt
undt günstigen gruß undt füegen euch zu wissen.
Nachdem wir vermittels göttlicher gnaden auß
frembden landen wieder zu unserer graff- undt her-
schafft khommen, auch seitthero unß der regierung
neben unsern verordtneten vormundern undterzo-
gen, so haben wir undter anderm vornemlichen be-
trachtet, wie das hailig undt allein seligmachendte
wortt Gottes außgebreittet undt die christlich kirch
zum besten möcht regiertt werden, undt befunden,
daß beneben dem fleiß der pfarherrn, auch schutz
unserer amptleutthe, zu solchem hailigen werck ein
visitation, welche nhun ein zeittlang verplieben, inn
allewege von nötthen sein werde. Derhalben wir
auch dieselbig für die handt zunhemen undt durch
Ulricum Cubicularium beneben andern gaistlichen
undt weltlichen darzu verordtnetten personen auff
khünfftigen ein unndt zwantzigsten tag des monats
Aprilis inn unser stadt Hanaw anzufahen undt vol-
gendt inn andern kirchen zuverrichten, entschlossen
seindt, wie ihr auch solches auß beygelegter ver-

tzeichnus, mit A2, auch des Cubicularii außschrey-
bens, mit B signirt3, zusehen undt zuvernhemen
hapt, neben welchem uberschicken wir euch auch
ferner ettliche articull, mit C gemerckt4, darüeber
die pfarherrn, auch amptleutt undt andere auß der
gemaindt undterschiedtlich befragt sollen werden.
Langt derwegen an euch alle undt einen jeden inson-
derhait unser günstig gesynnen undt gnedigs bege-
ren, ihr woltt euch sampt ewern bevholenen kirchen
zu solchem christlichen, nutzlichen undt nottwen-
digem werck willig undt gehorsam lassen fienden,
euch auch uff den tag, daruff die visitation inn ei-
nem jeden flecken lautt obgemeltter mit A notirter
verzeichnus fürgenhomen soll werden, inheimisch
halten undt gegen denen von unß abgeordtneten
persohnen der gepüer nach christlich undt freundt-
lichen erzaigen, welches dan dem allmechtigen Gott
ein angenhem undt der christlichen kirchen ein
nützlich werck sein würdt. Undt wir wollens gegen
euch inn gnaden wieder bedenckenn.
Datum Hanaw undter unserm zurück auffgetrück-
ten Siegill, den ersten Martii Anno Domini millesi-
mo quingentesimo septuagesimo septimo.

Reverendis et venerandis viris d[ominis] d[ominis] pastoribus et ecclesiae ministris sub inclyto et generoso
domino domino Philippo Ludovico, comite in Hanaw et Rhieneck, domino in Mintzenberg, evangelium
Christi docentibus gratiam et sempiternam felicitatem optat

Reverendi viri, amici et fratres observandi, extant
in sacris literis dulcissimae descriptiones ecclesiae,
sed ego hoc quidem tempore eam, quae Math. xx [1]
recitatur quaeque cum multis aliis congruit, reliquis
omnibus antepono. Sic autem verba sonant: Simile

a Textvorlage (Handschrift): HStaatsA Marburg Best. 83,
Nr. 376.

1 Philipp Ludwig I. von Hanau-Münzenberg (1553-1580)
trat 1561 nominell die Regentschaft an, wurde jedoch
zunächst von einer Vormundschaftsregierung vertreten.

est regnum coelorum homini patrifamilias, qui sur-
git mane, ut conducat operarios in vineam suam.
Appellat ecclesiam vineam, sicut Isa. v [7], Psal.
lxxi5, Ioan. xv [5] et alibi quoque nominatur. Huic
praeficit gubernatorem seu curatorem, qui est aeter-

Seit 1575 regierte er eigenverantwortlich, Menk, Phil-
ipp Ludwig I., S. 134-163.
2 Liegt nicht vor, vgl. unten, Nr. 2b.
3 Siehe zweiter Teil dieses Ausschreibens.
4 Liegt nicht vor.
5 Ps 80,9.

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