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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0472
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Hanau-Münzenberg

4. Auch sollen die almusenpfleger der negstgele-
genen statt fur aufseher solches siechenhauses, daß
durch die darin wohnende personen recht und
christlich gehauset, auch eine tüchtige person aus
ihrem, dero außezigen, mittell verordnet werde, wel-
che den krancken notwendige handreichung thue,
sich gebrauchen laßen.

auch besondere hauser mit allerhand zuegehöriger
notturft verordnet sein, darin in | 340v | sterbensleuf-
ten und ahnsteckenden, gefehrlichen seuchten de-
ren, so damit behaftet, gepfleget und also der gesun-
den verschonet werden möge. Derowegen anstellung
beschehen soll, wie es furderlich in das werck zue-
richten.

III. Pestilentzhauser
Ahn den furnembsten orthen (da es sein kan und
vielleicht noch nicht angestellet ist) solten billich

VII. Cap.: Wie es mit frembdlingen, so armen schülern, so auch andern,
die dem betteln nach- oder nicht nachziehen, zuehalten

I. Frembde arme schüler
Dieweill bißweilen arme knaben, sowohl frembde als
inländische, den schulen nachziehen, deren man sich
billich annehmen soll, andere aber unterm schein
der schüler allein des betlens auswarten84, auch sich
zue bößen gesellschaften schlagen und die leuth
umbs geldt und brot bringen und liegen in winckeln,
da nur unzucht und viel unrhats angestiftet wirt, so
soll hinfuro, als bald ein frembder knab ahn einen
orth kompt und sich fur einen schüler ausgiebet,
demselben auf dem land mit einer stewer fortgehol-
fen, in der statt aber, da er zue bleiben gedenckt,
zue | 341r | einem schulmeister jedes orths gewießen
werden, der alsbalt seinen nahmen und vatterlandt,
auch, wo er an andern orten gewesen und aus was
ursachen von dannen hinweg kommen, zue erkün-
digen und solches in sein ordentlich prothocoll zue
verzeichnen hat. Und wo sich befindet, daß solcher
mit rechten sachen umbgehet, ihme alsdan, so viel
müglich, geholfen werden. Die undüchtigen aber
und die nicht mit rechten sachen umbgehen, sollen
zeitlich ab- und fortgeschaffet, auch, wo not, andere
negstgeseße[ne] schulmeister, sich fur solchen zue
huten, gewarnet und ins prothocoll verzeichnet wer-
den, auf daß man künftig jeden können85 möge.

c Im Text: benant.

II. Frembde wanderende personen,
so dem betteln nicht nachziehen
1. Es sollen auch arme frembde und durchreisende
personen, so ohne zehrung seindt, doch welche dem
bettelstab nicht nachziehen (denen man auch son-
sten aus natürlichen rechten allenthalben zum we-
nigsten das nachtläger im truckenen zue vergünnen
schüldig ist) uber nacht oder nach gelegenheit ihrer
stärcke, müde, wetters oder anderer umbstände len-
ger, nach erkantnus der almusenpfleger jedes orths,
da der spittal gelegen, beherberget und denen die
notturft mitgetheilt werden. | 341v |
2. Darzue dan in jedem spittal gewiße gemach,
auch bei jeder gemeindt gewiße orth und personen
nach gelegenheit verordnet sein sollen, zue welchen
solche durchziehende zue weißen, damit sie nicht
auf der gaßen liegen, hunger und durst leiden mü-
ßen. Sollen derwegen, wo solche frembde in eine
statt, flecken oder dorf kommen, also balt von den
nachbarn in solche spittal, wie die auch seindt oder,
da die nicht seindt, in der nachbarn heuser, mit de-
nen die almusenpfleger jedes orths, solche anzueneh-
men, zuehandeln und sich deßen mit ihnen zue ver-
gleichen, welche man auch ofentlich von der canzel
bekantc machen soll, gewießen werden, und jeder
spittalmeister oder meister und herr des benanten
84 Betreiben, Grimm, DWb 1, Sp. 1009.
85 Kennen.

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