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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0528
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Hanau-Münzenberg

chen und un-I 314r | christlichen lastern abzuestehen
und sich zuebeßern. Im fall aber, solch geheim und
bruderlich ansprechen nichts bei den mangelhafti-
gen ausrichten würde, so soll er noch ein oder zween
eltesten zue sich nehmen, und da auch solches nicht

helfen wolte oder auch das gegebene ergernis men-
niglich bekant und ruchbar, so seint sie schuldig,
solches uf den gewonlichen convent der eltesten zue-
bringen, daselbsten dan ferner rhat geschaft werden
soll16.

Cap. IV: Von der eltesten zuesammenkunfft und handlung
Art. 1: Wan und wie offt sie Art. 3: Von der handlung in den
sollen zuesammen kommen zuesammenkunften in genere

Es sollen alle und verordnete eltesten oder vorsteher
sampt den kirchendienern eines jeden orts in den
stätten wochentlich nach der predigten eine, so in
der wochen gehalten werden, von 8 uhrenc biß 10, uf
dem lande aber nach gelegenheit des orts, größe und
notturft, in zwo oder drei wochen oder zum wenig-
sten uf den bettagen an einen ge- |314v| gewißen
gelegenen und darzue bestimbten ort zuesammen
kommen und keiner ohne erhebliche ursachen sich
davon absentiren oder aber die gesezte strafen erle-
gen.
Art. 2: Von dem praeside und seinem ampt
Dieweill aber umb guter anordnung willen nötig,
daß einer in solchem convent das directorium führe,
so soll der pfarrherr jedes orts praeses sein. Und an
welchem ort aber mehr als ein kirchendiener, da-
selbst soll von drei monaten zue drei monaten damit
umbgewechselt werden. Daß ampt aber und verrich-
tung eines praesidis in solcher versamblung soll sein,
daß er die action jeder zeit mit einem andechtigen
gebet anfahe und schließe, darnach das ganze werck
dirigire, was zue verhandlen, ordenlich proponire,
und was furbracht, daß davon ordenlich bescheiden
und fridlich geredet, und was zuethun und zuelaßen
erkant und beschloßen, daß solches auch ins werck
gerichtet werde. I315r |

Nachdeme nun die eltesten beieinander sich gesetzt
und die bibel sampt dieser unser eltisten- wie auch
disciplinordnung17 uf dem disch liegen haben, die
halßstarige daraus nach gelegenheit habend zue er-
innern, soll der praeses mit einem kurzen gebet der
handlung einen anfang machen.
Nach vollendigtem gebet soll der praeses, was er
bei sich bedacht, was zum baw der gemeinde dinst-
lich sein mögte, zue berhatschlagen furbringen, be-
langend die predig des wort Gottes, die handlung
der heiligen sacramenten, die kinderlehr, die under-
weisung der alten, die schulen, die almosen, besu-
chung der armen, krancken und gefangenen, item,
was in der gemeinde fur ergernuß im schwang gehen,
so viel beides, die religion und das leben und wandel,
betreffen thut, und wie denselben zuebegegnen. Auf
solches soll er ordenlich umbfragen halten und eines
jeden bedencken insonderheit anhören. |315v| Dar-
nach soll er auch alle verordnete eltesten und vor-
steher vermahnen anzuezeigen, was für ergernus ih-
res wißens in der gemeinde vorlaufen, wie sie mei-
nen, daß denselben zuebegegnen, auch sonst die ge-
meine in jetzt ermelten stücken beßer zue erbawen.
Darüber soll er aller meinung und gutdüncken nach
der ordnung hören und das seine auch darzue thun.
Wan nun beedes, prediger und mitteltesten, der-
jenigen angezeigt haben, welche entweder offentli-
che ergernus in der gemeinde angerichtet oder aber
sonsten gestraft und die ihme in geheim gethane

c Im Text: jaren. 16 Vgl. Mt 18,15-17.
17 Zuchtordnung von 1599/1602, oben, Nr. 7.

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