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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0673
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17. Kirchenordnung 1598

glauben undt derselbigen gemeinschafft Christi ge-
deyen laßen, durch denselbigen deinen lieben sohn
Jesum Christum, amenk.
Von sontagspredigten
Auff jeden sontag wirdt zwier gepredigt und frue
das dominicale evangelium, zur underpredigt81 der
catechismus ercläret.
Von wochenpredigten
In der woche soll auff die mittwochen | frue in der
pfarkirchen eine predigt gehalten werden, und was
der kirchendiener fur materiam ex libris canonicis
darauff außleget, soll er im convent berichten.
In der karwochen soll einl mittwochenspredigtt
auff den karfreitag verlegt und wasm auß der histo-
ria des leidens, sterbens und begräbnuß unsers herrn
Christi82 außgelegt werden. Auch sollen sich die kir-
chendiener darnach richten, daß die zeitt uber fur
dem osterfest die gantze historia des leidens und
sterbensn dem volck furgelesen und nohtwendige
heilsame lehren darauß erkleret werden.
Von festen undt feiertagen
Festen werden gehaltten: Der Christag mit dem
nachfolgendem tag, der ostertag mit folgendem
montago, der pfingstag mit folgendem montag, der
newe jarstag oder beschneidung des herrn Christi
und himmelfart des herrn; darauff die gewonliche
historiae ex sacris [litteris] de tempore zuercleren.
Wie sich die pfarrhern
in ihren predigten verhalten sollenn
Ein jederp pfarrher wirdt sich bevleißen, das er
k In B fehlt der vorige Abschnitt bis hier.
l B: die.
m B: etwas.
n B: sterbens des herrn Christi ordenlich.
o B: montag, der newjahrstag.
p B: jedweder.
q Fehlt B.
r-r Fehlt B.

dieq fruepredigtten deß sontags und an festen nicht
under oder uber eine stundt, die underpredigt aber
und in der woche nicht under oder uber drey viertell
stunde verziehe. Und sollen die predigtten rnicht al-
leinr mit hertzlichem gebett fur das anliegen und
nott der gantzen christlichen kirchen sange-
fangen, sondern auch in sonderheits mit gewonlicher
formb, wie hernacher beschrieben wirdt, beschlossen
werden.
Von der offentlichen lehre undt privat repetition des
catechismi in der kirchen und daheimb
Die underpredigtt jedes sontags soll zu der erclerung
des catechismi angeordtnet und bestimpt sein. Und
sollen die kirchendiener nach dem gesang | (welcher
auff furstehende predig gerichtet) undt gebett einen
spruch fur sich nehmen, darinnen das stuck des ca-
techismi, so sie ordentlich außzulegen furhabens, ge-
grundet sey, auch ferner die predigt mit verlesung
der funff hauptstuck83 beschlossen und dan das ex-
amen catecheticum fur die handt nehmen, da sich
ein jeder kirchendiener seines tragenden ampts, fur-
nemblicht underrichtung des jungen volcks, wohl er-
innern soll in betrachtung, daß durch dieß mittel
zuforderst die kirchen Christi erbawet werde. Und
soll niemandt zum tisch des herrn gehen oder zur
gevatterschafft zugelaßen noch in den ehestandt
eingesegnet werden, der nicht zum wenigsten die im
catechismo begriffene hauptstuck christlicher lehr
gelehrnet hab und wiße.
Und damit das volck desto vleißiger darzu ge-
halten und ein jeder kirchendiener, was seine zuhö-
rer von mehrgemelten hauptstucken christlicher,
zur seeligkeit notwendiger lehre wißen und verste-
hen, sich erkhundigen und ergrunden mögen, soll er
gemelte catechismilehre mit einer jeden familia sei-
ner anbefolenen pfarrkindern und also mit jung und
s-s Fehlt B.
t B: furnemblich in.

81 Zweite, nachgeordnete Predigt.
82 Mt 26-27; Mk 14-15; Lk 22-23; Joh 18-19.
83 Zu den fünf Hauptstücken des Katechismus siehe oben,
S. 214 Anm. 17.

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