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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0701
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20. Konsistoriumsordnung 1608

20. Konsistoriumsordnunga
23. Januar 1608
bCopia Graff Wolfgang Ernstl cantzley- und consistorialordnung de 1608

Wir, Wolffgang Ernst, graf zu Ysenburg und Büdin-
gen, entbieten allen unsern räthen, secretarien, re-
gistratorn, cantzleyverwandten und dienern unserer
graf- und herrschafft unsere gnade und fugen den-
selben sambt und sonders hiermit zu wissen.
Nachdeme durch g[nädige] schickung des all-
mächtigen wir nunmehr zum besitz und regierung
der gantzen grafschafft Büdingen gelangt und seit
antrettung solcher unser regirung unß nichts höhers
angelegen sein lasen, als die kirchen solcher unser
grafschafft von den uberpliebenen reliquien des
pabstthumbs zu säubern und zu reinigen, dargegen
die reine, unverfälschte lehre des h[eilige] evangely
darin zu pflantzen und beneben deme zu unser graf-
schafft und derselben armen underthanen gedeili-
chem ufnehmen, heil und wolfahrt eine gute, besten-
dige policey und regiment beides, in geist- und welt-
lichen sachen, anzurichten, alß haben wir zu dem
endt nachfolgende cantzleyordnung zu künfftiger
observantz biß uf fernere unsere verbesserung uf pa-
pir bringen laßen. Setzen, ordnen und wollen dem-
nach, daß alle unsere cantzleyräthe, secretary, die-
ner undt verwandten diese unsere cantzleyordnung
in allen ihren puncten und clausuln, so viel dieselbe
einen jeden berühren thut, steiff und fest halten und
bey verrichtung ihrer geschäffte für augen haben
und davon weder zur lincken noch zur rechten ab-
weichen, sondern derselben gestracks nachgehen sol-
len.
Undt nachdeme alle geschäffte, wie heuffig und
vielfaltig die auch sein, durch nütz-, ordentliche un-
derschiedene ordnung der zeit, persohnen, form und
proceß in handlung und der | gescheffte selbst mit

a Textvorlagen A und B (Handschriften): FYBA Büdin-
gen Kulturwesen Fasz. 16/98.
b'' Dieser Abschnitt fehlt in A, folgt hier Textvorlage B.

empfindlichem nutzen verrichtet und aller mühse-
ligkeit, versaumnüs und verwahrlosung leichtlich
enthaben, dargegen aber durch confusion obbemel-
ter aller oder etlicher derselben umbständt nicht al-
lein schwer, heuffig müheselig und unerträglich, ge-
macht, sondern auch vielmahls verlaßet, versaumet
und mit unserm und der herrschafft nachtheil ver-
wahrloset worden, so wollen wir unser von Gott
ahnbefohlenes regiment erstlich in ein collegium
consistoriale, zum andern in ein collegium iuridicum
sive cancellaria und dan zum dritten in ein collegi-
um camerale abtheilen und dieselben mit gewissen
persohnen auß unsern räthen und dienern bestellen,
allermasen wie folgt.
Daß kein rath consistorialis oder auch cantzley-
diener täglich uber die bestümbte stundt auß dem
[consistorium] oder der cantzley wissentlich pleiben
solle, er habe dan erlaubnüs oder es verhindere ihnn
schwachheit oder andere erhebliche ursachen.
Erstlich wollen wir, das unser director sambt allen
zu angeregten dreyen collegiis verordneten persoh-
nen zu Budingen sich wesentlich2 verhalten und ih-
ren geschefften nach inhalt dieserer unserer ordnung
abwarten3, auch über die hernach bestümbte stundt
auß dem rath nicht bleiben noch verreisen sollen, es
haben dann deren einer oder mehr von uns oder un-
sern abwesens von dem, welchem andern unsern rä-
then er es uftragen wirdt, sonderlich erlaubnus oder
möge es kranckheit seines leibs oder andern erheb-
lichen ursachen halben nit thun, welches er gleich-
wol jederzeit unserm | directori, oder dem er es seines
abwessens ufgetragen, also balt anzeigen soll, damit

1 Wolfgang Ernst I. von Ysenburg-Birstein (1560-1633),
siehe oben, S. 559 Anm. 76.
2 Rechtschaffen, ordentlich, Grimm, DWb 29, Sp. 597.
3 Nachkommen.

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