27. Kirchen- und Sittenzuchtordnung [1581]/1587
27. Kirchen- und Sittenzuchtordnunga
[18. Oktober 1581]1 / 12. Februar 1587
Ordnung der kirchenhochzeitt unnd kindtauff, auch wuchers unnd gottslesterung halben
bmit veränderungen de anno 1590b |
Enderung in etlichen puncten wye volgt, fürgenommen mense Novembris 1590
Wir, Philips2, unnd wir, Heinrich3 von Ysenburgk,
graven zue Buedingen etc., gevetter etc., thun kund
unnd zue wiesen menniglichen.
Demnach Gottes wortt unnd unser von dem al-
mechtigen anbevohllenes ampt uns zu gemuth fuh-
ren unnd erinnern, das nemlich uns als unserer un-
derthanen von Gott vorgesatzter obrigkeitt ernstli-
chen gepueret unnd oblieget, welcher gestald nicht
allein ein jeder unser underthanen vor sich unnd
sein angehörige bey gutem rechten unnd dem seinen
möge geruiglichen beschutzt unnd gehandhabt unnd
dagegen wieder unpillichen gewald, unrecht unnd
ander beschwerung beschirmt unnd vertheidigt wer-
den, sondern auch, daß das vornembst unnd not-
wendigst, was maßen Gott dem almechtigen unnd in
unser herrschafft und under unsern underthanen
möge eine christliche kirch unnd sein reich gebawet
unnd gepflantzet, unsere underthane zue recht-
schaffener erkandnus unnd furcht des almechtigen
unnd seines seligmachenden wortts angewiesen
unnd gebracht, dan auch unnd daneben eußerlichen
under ihnen gutt policey, ordnung, burgerliche
zucht, erbarkeitt unnd tugend angericht unnd er-
halten werden, wie auch unsertheils durch Gottes
gnaden so wol auch unsere geliebte vorfahrn hierin-
nen an unserm vleis, muhe, arbeitt unnd costen
nichts haben mangeln noch erwinden laßen, | als ha-
ben wir zu mehr gedachten unsern underthanen das
gnedig vertrawen unnd zuversicht gehapt, sie solt-
ten erstlich unnd zuvorderst Gottes hohe gnad unnd
a Textvorlage (Handschrift): FYBA Büdingen Kulturwe-
sen Fasz. 15/90.
b-b Von anderer Hand.
c Am Rand ergänzt: sondern sie erregen und pringen.
1 Zur Datierung siehe oben, S. 565f.
wolthat in dem, das er in kirchen unnd schulen un-
serer herschafft sein heiliges göttlichs wortt und den
prauch der h. sacramenten rein, lautter unnd unver-
felscht eingefurtt unnd noch gnedig erheltt, dan
auch unser zu beforderung solcher ehr Gottes und
erhalttung burgerlicher zucht unnd policey ange-
wende mühe unnd ungespartten fleis mit schuldigem
danckbarem, demutigem gemuth zu ihrer höchsten
wolfarth aufgenommen unnd erkand haben.
Aber diesem zuewieder kommen wir in glaub-
wurdige erfahrung, das der gröste unnd meinste
hauf unser gemeinen underthanen unnd burger zu
Buedingen Gottes wortt, die hochwurdige sacra-
ment, das heilig predigamptt unnd hiermit Gott
selbsten mit allen seinen wolthaden aufs höchst
unnd eußerst unehren unnd verachten, laßen auch
ihre kinder unnd haußgesind weder zu kirchen,
schulen noch der lehr des heiligen catechismi kom-
men, leben in allerley sunden, schand unnd laster,
desgleichen erzeigen sie ebenmeßigen ungehorsam
unnd verachtung gegen unsern hiebevor vielfaltigen
aufgerichten christlichen unnd nutzlichen ordnun-
gen unnd halten, deren zue entgegen, kein ziel noch
maß der uberflußigen4 zerung auf hochzeitt, kind-
tauff unnd dergleichen, dahero dan solche gottloße
leutt nicht allein vor ihre person mit ihren kindern
in armut unnd an bettelstab gerathenc, | auch Gottes
gerechten zorrn, ungnad unnd straff auf ein gantzes
land, wie dan der almechtig uns ein lange zeitt hero
mitt allerley plagen, als geschwinder, theuerer zeitt,
2 Philipp II. von Ysenburg-Birstein (1526-1596), siehe
oben, S. 556.
3 Heinrich von Ysenburg-Ronneburg (1537-1601), siehe
oben, S. 553 Anm. 46.
4 Unmäßigen, verschwenderischen, Grimm, DWb 23,
Sp.221.
703
27. Kirchen- und Sittenzuchtordnunga
[18. Oktober 1581]1 / 12. Februar 1587
Ordnung der kirchenhochzeitt unnd kindtauff, auch wuchers unnd gottslesterung halben
bmit veränderungen de anno 1590b |
Enderung in etlichen puncten wye volgt, fürgenommen mense Novembris 1590
Wir, Philips2, unnd wir, Heinrich3 von Ysenburgk,
graven zue Buedingen etc., gevetter etc., thun kund
unnd zue wiesen menniglichen.
Demnach Gottes wortt unnd unser von dem al-
mechtigen anbevohllenes ampt uns zu gemuth fuh-
ren unnd erinnern, das nemlich uns als unserer un-
derthanen von Gott vorgesatzter obrigkeitt ernstli-
chen gepueret unnd oblieget, welcher gestald nicht
allein ein jeder unser underthanen vor sich unnd
sein angehörige bey gutem rechten unnd dem seinen
möge geruiglichen beschutzt unnd gehandhabt unnd
dagegen wieder unpillichen gewald, unrecht unnd
ander beschwerung beschirmt unnd vertheidigt wer-
den, sondern auch, daß das vornembst unnd not-
wendigst, was maßen Gott dem almechtigen unnd in
unser herrschafft und under unsern underthanen
möge eine christliche kirch unnd sein reich gebawet
unnd gepflantzet, unsere underthane zue recht-
schaffener erkandnus unnd furcht des almechtigen
unnd seines seligmachenden wortts angewiesen
unnd gebracht, dan auch unnd daneben eußerlichen
under ihnen gutt policey, ordnung, burgerliche
zucht, erbarkeitt unnd tugend angericht unnd er-
halten werden, wie auch unsertheils durch Gottes
gnaden so wol auch unsere geliebte vorfahrn hierin-
nen an unserm vleis, muhe, arbeitt unnd costen
nichts haben mangeln noch erwinden laßen, | als ha-
ben wir zu mehr gedachten unsern underthanen das
gnedig vertrawen unnd zuversicht gehapt, sie solt-
ten erstlich unnd zuvorderst Gottes hohe gnad unnd
a Textvorlage (Handschrift): FYBA Büdingen Kulturwe-
sen Fasz. 15/90.
b-b Von anderer Hand.
c Am Rand ergänzt: sondern sie erregen und pringen.
1 Zur Datierung siehe oben, S. 565f.
wolthat in dem, das er in kirchen unnd schulen un-
serer herschafft sein heiliges göttlichs wortt und den
prauch der h. sacramenten rein, lautter unnd unver-
felscht eingefurtt unnd noch gnedig erheltt, dan
auch unser zu beforderung solcher ehr Gottes und
erhalttung burgerlicher zucht unnd policey ange-
wende mühe unnd ungespartten fleis mit schuldigem
danckbarem, demutigem gemuth zu ihrer höchsten
wolfarth aufgenommen unnd erkand haben.
Aber diesem zuewieder kommen wir in glaub-
wurdige erfahrung, das der gröste unnd meinste
hauf unser gemeinen underthanen unnd burger zu
Buedingen Gottes wortt, die hochwurdige sacra-
ment, das heilig predigamptt unnd hiermit Gott
selbsten mit allen seinen wolthaden aufs höchst
unnd eußerst unehren unnd verachten, laßen auch
ihre kinder unnd haußgesind weder zu kirchen,
schulen noch der lehr des heiligen catechismi kom-
men, leben in allerley sunden, schand unnd laster,
desgleichen erzeigen sie ebenmeßigen ungehorsam
unnd verachtung gegen unsern hiebevor vielfaltigen
aufgerichten christlichen unnd nutzlichen ordnun-
gen unnd halten, deren zue entgegen, kein ziel noch
maß der uberflußigen4 zerung auf hochzeitt, kind-
tauff unnd dergleichen, dahero dan solche gottloße
leutt nicht allein vor ihre person mit ihren kindern
in armut unnd an bettelstab gerathenc, | auch Gottes
gerechten zorrn, ungnad unnd straff auf ein gantzes
land, wie dan der almechtig uns ein lange zeitt hero
mitt allerley plagen, als geschwinder, theuerer zeitt,
2 Philipp II. von Ysenburg-Birstein (1526-1596), siehe
oben, S. 556.
3 Heinrich von Ysenburg-Ronneburg (1537-1601), siehe
oben, S. 553 Anm. 46.
4 Unmäßigen, verschwenderischen, Grimm, DWb 23,
Sp.221.
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