Regierungszeit Friedrichs II. 1554—1556
und daruf der priester ein collectam, die siech nach
gelegenheit der zeit am besten fuget, und dan mit
dem segen beschliessen.
Es soll aber in dem stieft die landesmess18 sampt
allen andern nebenmessen stilsteen und aufhoren.
Anstat aber der frumess soll ein fruhegebeth vor das
gemein hantwercksvolck und dagloner angericht
werden19.
Item es sollen auch hinfurt alle vigilien und seel-
ampter stilsteen, biß das in diesem und anderm bes-
serung furgenommen würdt. Doch sollen alle gulte
und zinß bey dem stieft bleiben und under die per-
son, do der kirchen treulich dienen, ausgeteilt wer-
den zu irer underhaltung, alles biß auf pesserunge,
und den absentibus et negligentibus, ausgenommen
als pfarher, prediger und caplan, ire porcion abge-
schlagen werden. Und soll in dem der dechan ein
vleissigs aufsehens haben, den ungehorsamen ex
officio strafen und suspendiren, nachdem es ine nütz-
lich dünket20.
Die vesper soll im wercktag hora tercia oder on-
geverlich ehe gesungen werden, aber an sontagen
und feyertagen soll die vesper allwegen hora secunda
gesungen werden umb der predig und cathecismus
willen, die man uf die vesper verordnen soll21.
Item von den heyligen soll im chore nichts gesun-
gen werden dan, das die schrieft von inen sagt, und,
so historien weren verhanden, die reyner und hey-
liger schrieft nicht zuwieder, die mogen auch ge-
braucht werden22.
18 Wohl eine besondere Votivmesse für die Landes-
wohlfahrt, gegen Krieg, Seuchen und Hungersnot.
19 Entsprechend der Kirchenordnung von 1546,
unten Nr. 3, S. 94-95.
20 Ähnliches schreibt Köln 1543, fol. 147 verso-148
recto, dem Domdechanten vor.
21 Die Vesper entsprechend in der Kirchenordnung
von 1546, unten Nr. 3, S. 99.
22 Ähnlich in Brandenburg 1540 (Sehling III, 72).
23 Ähnlich Brandenburg 1540 (Sehling III, 71—72)
und Neuburg 1543; Fol. fol. 32 recto, Oct. fol.
93 recto—verso.
24 Neuburg 1543; Fol. fol. 36 verso - 39 verso, Oct.
fol. 106 recto — 112 recto.
25 Symbolischer Himmelfahrtsbrauch, HDA IV, 18;
IV, 414.
28 Symbolischer Himmelfahrtsbrauch, HDA IV,
414.
27 Symbolischer Himmelfahrtsbrauch, HDA IV, 18;
IV, 414.
28 Vgl. HDA IV, 18.
Derhalben will vonnöten sein, etlich stieftsperson
zu verordnen, die gesangbucher zu ersehen und zu
pessern, collect, sequentz und responsoria, so uf die
heyligen gehen ad invocationem, das ist, zu irer an-
rufung und nicht ad imitationem et honorem sancto-
rum dienen, abschaffen23.
Es soll auch nachmals kein letany im stieft nach
in rogatoribus mit anrufung der heyligen gesungen
werden, sonder die recht letaney mit anrufung des
namen Gottes, wie in hertzog Otheinrichs ordenung
verzeichent ist24.
Die nonas am heyligen Auffartstag und Pfingsten
sollen züchtiglich und bescheidenlich, wie bißher,
gesungen und gehalten werden, ausgeschlossen das
wassergiessen25, auch kein hostien oben aus dem
gewelb werfen26 noch kein feuer herabwerfen27,
darzu kein bildnus Christi aufziehen28 nach kein
bildnus des heyligen geists herablossen29 30, sonder
soll mit dem singen und der predig, so daruf volget,
gnung sein.
Weyhennacht und Ostermetten sollen gehalten
werden etwas neher dem tag dan zu mitternacht in
massen, wie oben de horis canonicis gesagt ist31.
Desgleichen sollen die dry metten in der char-
wochen zu irer gewonlichen zeit auch nach obgemel-
tem underricht, doch on alles klopfen, rumpeln und
getummel32, gehalten werden33.
34 An sant Marx tag35 und die drey tag vor Ascen-
sionis Domini in der creutzwochen36 (da man zuvor
mit den creutzen von eyner kirchen in die andern
29 Herablassen einer Taube als symbolischer Pflngst-
brauch, HDA VI, 1685.
30 Diese Bestimmungen auch in Neuburg 1543; Fol.
fol. 52 verso, Oct. fol. 153 recto — verso, und in
Brandenburg 1540 (Sehling III, 88).
31 Entsprechend Neuburg 1543; Fol. fol. 51 verso
und 52 recto, Oct. fol. 150 verso - 151 recto und
152 recto.
32 Wohl ein Musikzauber wegen der schweigenden
Kirchenglocken, HDA VI, 650, aber auch apotro-
päisch gegen das Toben der wilden Jagd, HDA IV,
1028.
33 Diese Bestimmung auch in Neuburg 1543; Fol. fol.
51 verso, Oct. fol. 151 recto.
34-34 wörtlich aus Neuburg 1543; Fol. fol. 52 recto,
Oct. fol. 152 recto - verso.
35 25. April, Termin für Feldprozessionen, HDA I,
1350 und 1353-1354, V, 1703-1704.
36 Bettage zwischen Rogate und Himmelfahrt mit
Bittgängen und Feldprozessionen, die in lutheri-
schen Territorien teilweise auch nach der Refor-
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und daruf der priester ein collectam, die siech nach
gelegenheit der zeit am besten fuget, und dan mit
dem segen beschliessen.
Es soll aber in dem stieft die landesmess18 sampt
allen andern nebenmessen stilsteen und aufhoren.
Anstat aber der frumess soll ein fruhegebeth vor das
gemein hantwercksvolck und dagloner angericht
werden19.
Item es sollen auch hinfurt alle vigilien und seel-
ampter stilsteen, biß das in diesem und anderm bes-
serung furgenommen würdt. Doch sollen alle gulte
und zinß bey dem stieft bleiben und under die per-
son, do der kirchen treulich dienen, ausgeteilt wer-
den zu irer underhaltung, alles biß auf pesserunge,
und den absentibus et negligentibus, ausgenommen
als pfarher, prediger und caplan, ire porcion abge-
schlagen werden. Und soll in dem der dechan ein
vleissigs aufsehens haben, den ungehorsamen ex
officio strafen und suspendiren, nachdem es ine nütz-
lich dünket20.
Die vesper soll im wercktag hora tercia oder on-
geverlich ehe gesungen werden, aber an sontagen
und feyertagen soll die vesper allwegen hora secunda
gesungen werden umb der predig und cathecismus
willen, die man uf die vesper verordnen soll21.
Item von den heyligen soll im chore nichts gesun-
gen werden dan, das die schrieft von inen sagt, und,
so historien weren verhanden, die reyner und hey-
liger schrieft nicht zuwieder, die mogen auch ge-
braucht werden22.
18 Wohl eine besondere Votivmesse für die Landes-
wohlfahrt, gegen Krieg, Seuchen und Hungersnot.
19 Entsprechend der Kirchenordnung von 1546,
unten Nr. 3, S. 94-95.
20 Ähnliches schreibt Köln 1543, fol. 147 verso-148
recto, dem Domdechanten vor.
21 Die Vesper entsprechend in der Kirchenordnung
von 1546, unten Nr. 3, S. 99.
22 Ähnlich in Brandenburg 1540 (Sehling III, 72).
23 Ähnlich Brandenburg 1540 (Sehling III, 71—72)
und Neuburg 1543; Fol. fol. 32 recto, Oct. fol.
93 recto—verso.
24 Neuburg 1543; Fol. fol. 36 verso - 39 verso, Oct.
fol. 106 recto — 112 recto.
25 Symbolischer Himmelfahrtsbrauch, HDA IV, 18;
IV, 414.
28 Symbolischer Himmelfahrtsbrauch, HDA IV,
414.
27 Symbolischer Himmelfahrtsbrauch, HDA IV, 18;
IV, 414.
28 Vgl. HDA IV, 18.
Derhalben will vonnöten sein, etlich stieftsperson
zu verordnen, die gesangbucher zu ersehen und zu
pessern, collect, sequentz und responsoria, so uf die
heyligen gehen ad invocationem, das ist, zu irer an-
rufung und nicht ad imitationem et honorem sancto-
rum dienen, abschaffen23.
Es soll auch nachmals kein letany im stieft nach
in rogatoribus mit anrufung der heyligen gesungen
werden, sonder die recht letaney mit anrufung des
namen Gottes, wie in hertzog Otheinrichs ordenung
verzeichent ist24.
Die nonas am heyligen Auffartstag und Pfingsten
sollen züchtiglich und bescheidenlich, wie bißher,
gesungen und gehalten werden, ausgeschlossen das
wassergiessen25, auch kein hostien oben aus dem
gewelb werfen26 noch kein feuer herabwerfen27,
darzu kein bildnus Christi aufziehen28 nach kein
bildnus des heyligen geists herablossen29 30, sonder
soll mit dem singen und der predig, so daruf volget,
gnung sein.
Weyhennacht und Ostermetten sollen gehalten
werden etwas neher dem tag dan zu mitternacht in
massen, wie oben de horis canonicis gesagt ist31.
Desgleichen sollen die dry metten in der char-
wochen zu irer gewonlichen zeit auch nach obgemel-
tem underricht, doch on alles klopfen, rumpeln und
getummel32, gehalten werden33.
34 An sant Marx tag35 und die drey tag vor Ascen-
sionis Domini in der creutzwochen36 (da man zuvor
mit den creutzen von eyner kirchen in die andern
29 Herablassen einer Taube als symbolischer Pflngst-
brauch, HDA VI, 1685.
30 Diese Bestimmungen auch in Neuburg 1543; Fol.
fol. 52 verso, Oct. fol. 153 recto — verso, und in
Brandenburg 1540 (Sehling III, 88).
31 Entsprechend Neuburg 1543; Fol. fol. 51 verso
und 52 recto, Oct. fol. 150 verso - 151 recto und
152 recto.
32 Wohl ein Musikzauber wegen der schweigenden
Kirchenglocken, HDA VI, 650, aber auch apotro-
päisch gegen das Toben der wilden Jagd, HDA IV,
1028.
33 Diese Bestimmung auch in Neuburg 1543; Fol. fol.
51 verso, Oct. fol. 151 recto.
34-34 wörtlich aus Neuburg 1543; Fol. fol. 52 recto,
Oct. fol. 152 recto - verso.
35 25. April, Termin für Feldprozessionen, HDA I,
1350 und 1353-1354, V, 1703-1704.
36 Bettage zwischen Rogate und Himmelfahrt mit
Bittgängen und Feldprozessionen, die in lutheri-
schen Territorien teilweise auch nach der Refor-
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