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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0119
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Bedenken zur Reformation der Stiftskirchen 1546

uber feld gangen ist) soll ein yedes pfarvolck zu ge-
wonlicher zeit in seyner pfarkirchen zusammen-
khommen und, allerley misbreuch und onzucht zu
vermeiden, nicht mer uber feldt in andere kirchen
geen, sonder daselbst bleiben, biß der pfarher neben
andern gepreuchlichen ceremonien ein kurtze predig
oder vermanung thue vom gepete, dardurch das
volck fur krege, ungewieter, theurunge und pesti-
lentz ernstlich zu bitten angereitzt werde.34 Darnach
sollen sie die letany singen zu teutsch und mit eyner
collecten umb geystlichen und zeitlichen segen under
eynem beschlus beschliessen37.
38Item es sollen underwegen bleiben erstlich alle
spectacula und schauspiel, so man mit bildern ge-
trieben hat, als am palmtag mit dem esel39, am
Charfrytag mit dem crucifix40 und grabe41, am
Ostertag mit umbtragen des bildes der urstendt
Christi42, am Uffartstag mit ufziehung desselben43,
am Pfingstag mit herablossen der tauben44.
Darnach sollen auch underwegen bleiben alle pro-
cession und umbgenge umb die kirchen mit dem
weywasser45 und mit dem heyligen sacrament in der
monstrantzen46. Man soll auch nicht mer weyhen
oder segnen weyhwasser und saltze, wie alle sontag
beschehen47, noch wachs zur Liechtmes48, 49Puri-
b-b Zeile in Textvorlage irrtümlich doppelt.
mation noch fortdauern, HDA I, 1350-1351 und
S. 1353-1354. Wegen des Tragens des Stations-
kreuzes Kreuzwoche, HDA V, 534—535.
37 Fast wörtlich aus Neuburg 1543; Fol. 52 recto,
Oct. fol. 152 verso — 153 recto.
38-38 Wörtlich aus Neuburg 1543; Fol. fol. 52 verso,
Oct. fol. 153 recto - 154 recto.
39 Herumführen eines Christusbildes auf einem Esel
an Palmarum, HDA VI, 1381 — 1382.
40 Berühren des Kruzifixes mit Lebensmitteln oder
anläßlich der Lichterweihe, HDA V, 641, oder
dessen Kuß durch Epileptiker zur Heilung, HDA
V, 539.
41 Betreten des letzten Grabes auf dem Kirchhof zur
Abwehr von Krankheiten, HDA III, 1080.
42 Flurumgänge am Ostertag mit Bildern, HDA II,
1678.
43 Vgl. HDA IV, 18. 44 Vgl. HDA VI, 1685.
45 Wohl Verwendung des Weihwassers bei Bittgän-
gen.
46 Bei der Fronleichnamsprozession, aber auch bei
Feldumgängen.
47 Weihe von Weihwasser und des bei der Taufe ge-
brauchten Salzes, HDA VII, 898-899.
48 Wachs- bzw. Kerzenweihe an Mariae Lichtmeß
(2. Februar), HDA V, 1261-1262.

ficationis Marie49, noch aschen am Aschermitwoch50,
noch palmen am Palmtag51, auch nit osterstock-
taufe52 noch feuer53 am Osterobent, bauch nit fla-
den54, eyer55, fleische56 am Ostertag, noch würtze
undb creuter57 Assumptionis Marie58, noch wein an
sant Johans evangeliesten tag59. Dan solich segen
sein dem wort Gottes alle ongemes und zuwieder,
zum theil auch abgottisch und dienen mer zum
aberglauben dan zur gotseligkeit, wie das ein yeder
gelerter pfarher und seelsorger seynem volck auß
grundt der heyligen geschrieft wol wirdt wyssen an-
zuzeigen38.
Item er soll auch der dechan sein stieftspersonen
berufen und mit inen ernstlich handeln des onzuch-
tigen lebens halben, soviel under den priestern am
dag und der gemein ergerlich ist. Welich mit uner-
lichen, auch unzüchtigen und hochverdechtlichen
weibern haußhalten zu irer selbs seelen verdamnus
und anderer leut ergernuß, das sie (dweil solch un-
gotlich ergerlich leben hernach nyemandts, er sey,
wer er wölle, soll gestat werden) abzuschaffen erin-
dert werden, und herumb soll der dechan mit synen
stieftspersonen verschaffen, das diß unordenlich
wesen mit inen in monatsfrist geendert werde60.
Wo aber imandt, so jung oder, das er die gabe der
49—49 Fehlt Neuburg 1543.
50 Benediktion der aus verbrannten Palmzweigen
gewonnenen Asche am Aschermittwoch zum Be-
ginn der Fastenzeit, HDA I, 618.
51 Vgl. HDA VI, 1367-1369 und 1383, zum Nach-
leben in protestantischen Kirchen der Pfalz eben-
dort, 1365.
52 Die sog. Steckerlweihe am Karsamstag, HDA VI,
1062, II, 1439-1440.
53 Die Feuerweihe am Karsamstag, HDA II, 1439,
VI, 1333.
54 Weihe der Osterfladen am Ostertag, HDA II,
1571-1572.
55 Eierweihe zum erstmaligen Genuß nach der Fa-
stenzeit an Gründonnerstag, Karfreitag oder
Ostern, HDA VI, 1327-1328.
50 Fleischweihe zum erstmaligen Genuß nach der
Fastenzeit am Ostertag, HDA II, 1612—1613.
57 Kräuter- oder Wurzweihe von wilden und Kultur-
pflanzen, HDA V, 440-446.
58 Mariae Himmelfahrt, 15. August.
59 Weinweihe am 27. Dezember, vgl. HDA IV, 703,
IX, 307, III, 849.
60 Ähnlich in Köln 1543, fol. 147 recto, wo der Wan-
del der Kanoniker im allgemeinen kein Ärgernis
erregen soll. Zur Abschaffung der verdächtigen
Weiber oben Nr. 1, S. 90.

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