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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0120
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Regierungszeit Friedrichs II. 1544—1556

reynigkeit nicht hette, siech mit eyner ersamen
zuchtigen person, so nicht ergerlich were, verhey-
raten wolle, soll im frey gelassen werden61. Doch das
die, so vor bey inen gewonet und in der gemein un-
züchtig und vage libidinis, auch mit gemeyner scor-
tacion berüchtig gewesen weren, nicht solten von
inen geelicht werden on sonderlich erlaubnus der
superattendenten und visitatoren, die darin ersucht
werden sollen. Sed deligant sibi potius honestas
exemplares et boni nominis.
[Zusätzlicher Erlass vom 2.Mai 1546]
Nachvolgende artickel sein dem dechan zum hey-
ligen geist angezeigt und bevolhen worden uf sontag
Quasimodogeniti anno xlvi.
1. So communicanten verhanden, soll man das ampt
uf dem creutzaltar vorm chor62 halten.
2. Man soll die verba consecrationis und die collec-
ten zu teutsch singen63.

3. Die stiefthern sollen siech auch wochenlich zu der
communion geschickt machen.
4. Man wurdt vorm creutzaltar ein gestüel machen,
daruf sollen die evangelien, episteln und andere
lectiones zu teutsch gelesen werden64.
5. Die arbeit des chors soll under die stiefthern auß-
getheylt werden und siech keyner beschemen,
sein kirchendienst in teutscher sprach vermog der
ordenung zu verriechten65.
6. Welche hievor frumess gehalten und darumb der
metten frey gewesen, die sollen das morgens das
frühegebeth halten, wie dan solches mit guter
ordenung soll angestelt werden66, und so sie des
nicht geschickt weren, andere an ire stat bestellen.
7. Man soll nur ein ampel67 in der kirchen lassen,
den uberigen kosten des oles und wachs abstellen,
zu andern nötigen diensten der kirchen gebrau-
chen.

3. Gemaine maß, die kirchen- und gottesdinst anzurichten, bis das hierin durch
kunftige visitatores und superattendenten weiter bericht gegeben würde [verkündet
am 21. April 1546]1

Erstlich soll alle tag sommerzeit aumb viera und
winterzeit umb funf aur zub morgens frue vor tag
fur das gesinde, handwercker und tagloner, so des
61 Vgl. Köln 1543, fol. 150 recto - verso und oben
Nr. 1, S. 90.
62 Altare sancti crucis, meist vor dem Lettner als
Parochialaltar, vgl. LThK VI, 617—618.
63 So auch in der Kirchenordnung von 1546, unten
Nr. 3, S. 97.
64 Deutsche Lesungen auch in der Kirchenordnung
von 1546, unten Nr. 3.
65 Kirchenordnung von 1546, unten Nr. 3.
66 Vgl. das Frühgebet in der Kirchenordnung von
1546, unten Nr. 3, 95-96.
67 Das ewige Licht als Zeichen der Gegenwart Chri-
sti, vgl. LThK III, 1266-1267.
a-a Fehlt Würzburg.
b Fehlt Würzburg.
c Fehlt Würzburg.
1 Druckvorlage: Zeitgenössische Kop. (mancli-
mal fehlerhaft), aus Heidelberg an den Kaiser zur
Kenntnisnahme gesandt, in Haus-, Hof- und
Staats-A. Wien, Palatina 1 a, fol. 212-219, mit
dem Dorsalvermerk: Pfalzgravische churfurst-
liche kirchenordnung.

tags in die kirchen nit kommen mogen, das frue-
gepet und cristlichec lection uf volgende weiß gehal-
ten werden2 .
Kop. des 16. Jhs. in Staats-A. Würzburg,
Mainzer Domkapitels-Urkunden Nr. 24/38 R, fol.
1 recto — 9 verso Abdruck bei Seibrich: Die erste
ev. Kirchenordnung der Kurpfalz von 1546, 121-
128. Abk.: Würzburg.
Kop. des 18. Jhs. in Gr.S. Hilgard: Beschrei-
bung der Stadt Bacharach am Rhein (Hs. von
1775), 116-123, in Landesb. Karlsruhe, Karls-
ruher Hs. 613 (aus dem Nachlaß von F. P. Wundt).
Hilgard schöpfte aus dem (wohl inzwischen verlo-
renen) ,,Eines Anonymi zu Bacharach sehr altes
Manuscript von denen Geschichten seiner Zeit
von 1544-1556“. Abk.: Karlsruhe. Danach Ab-
druck bei Rott, Friedrich II., 132-142.
Kop. von 1793, aus denselben Quellen, wohl
auch aus dem Nachlaß von F. P.Wundt, in Lan-
des- und Hochschulb. Darmstadt, Hs. 1325,
1-27. Abk.: Darmstadt.
Die beiden späten Kopien modernisieren, oft
fehlerhaft, den Text sprachlich und lassen mehr-
fach Worte und ganze Passagen, insgesamt die
Marginalien, entfallen, können aber an einzelnen,
angemerkten Stellen zur Textverbesserung dienen.

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