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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0129
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Polizeiordnung 1546

thumb der Pfaltz am Rheine biß auf künftige ver-
besserung zu halten fürgenommen. Setzen und orde-
nen demnach mit rechter wissen in kraft diß briefs,
ernstlich gebietendt, das die von unseren dienern
und underthanen strenglich gehalten, auch die uber-
dreter mit hierin aufgesatzten oder anderen gebür-
lichen penen onenachleßlich gestraft werden sollen,
alles, wie hernach volget.
[Vom predigen des gottlichen worts.]b
Nemblich und zum ersten, dweil wir christenleut
geheyssen, auch hertzlich und würcklich sein sollen,
darumb eynem jedern gebürt, seinen schuldigen ge-
horsam und liebe Gott und dem nechsten zu erzey-
gen, die göttliche eher und unserer seelen heyl zu
bedencken, auch vor allen dingen sein göttlichs
wort, darauß wir eynig gnade, trost und ewigen
siege gewißlich erlangen mügen, zu besuchen, fleissig
anzuhören, umb waren glauben zu bitten und unser
zeitlich leben darnach zu richten, so orden und
wöllen wir, das fürohin in allen unsern stetten, flek-
ken und dorfen unsers gebiets, zu den zeiten man
das wort Gottes verkündigt, durch jederman, die es
leibs halb vermügen, dasselb fleissig besucht, auch
die jugent darzu angehalten werde und niemandt
außwendig den kirchen uf märckten, gassen oder
andern dergleichen bletzen müssig gehendt oder
auch in gewerben und geschäften, die sunst zu ande-
rer zeit und an andern orten wole außgericht werden
könden, sich finden lassen noch andere, die zum
wort Gottes geen, darüber verspotten sollen, bey
vermeidung eyns halben reinischen gulden abdrags
oder der thurnstrafe nach gestalt der personen, so
oft eyner das verbrechen thet. Und es sollen jedes
orts durch schultheyssen oder burgermeister dar-
über besondere aufseher verordnet werden, bey iren
aiden die uberfarenden personen anzuzeygen.
[Vom gottslestern und schweren.]c
Zum andern weyß meniglich, wie erschrocklich
das grausam gotteslestern, unehren, fluchen und
schwern nahe bey jederman, geystlich und welt-
lichen, hoch und nider, alt und jungen, mans- und
frauenpersonen in diesen schweren zeiten dermaß
b Aus Wien.
c Aus Wien.

eingewurtzelt hat, das nit alleyn in mutwillen, zorn,
ob dem spiel, bey urten2 und viel andern leicht-
fertigkeyten unser schöpfer und erlöser dickermals3
zum höchsten gelestert und geschmecht, sonder
auch auß eiteler bösen gewonheyt fast in allem diser
welt thun durch unnotwendigs fluchen die göttliche
hocheyt und seine heyligen für und für frevelich an-
gegriffen und ungeehrt werden, zu was jamer, auch
forcht entlichs zorns und der straf Gottes, das alle
christenmenschen billich erindern solle, eyn jeder
guthertziger bey sich selbs bedencken. Und wir als
der unsern fürgesetzte oberkeyt neben der diener
des worts Gottes treuer warnung und abvermanen
etc. erkennen uns schuldig, solch hohes unchristlich
verdammlich ubel bey den unsern, soviel immer
müglich, auch mit dem ernst abzuschneiden.
Darumb so orden wir hiemit, die graven, herrn
und vom adel, so jederzeit an unserm hofe seindt,
günstig, gnedig und ernstlich ersuchent, den andern
allen strengklich gebietendt, das keyn unser hof-
gesind, ober- und underamptleut, diener, unser uni-
versitet verwandten, auch burgere, pauern und alle
unsers gebiets, geystlich und weltlich, inwonere,
dienstvolck und andere, manlich und weiblichs ge-
schlechts, alt und jung, sich fürbas meher, Gott
den allmechtigen zu lestern, so liederlich erzeygen
noch seinen und seiner heyligen namen, auch keyne
plagen der schweren seuchten, damit die welt irem
verschulden nach one das wol gestraft würdet, also
unnutzs und uppigkliche füren.
Es sollen auch sonderlich vater und mutter ire
kinde, dergleichen diejhenen, so die jugent in irer
pflege haben, sie davon ernstlich abhalten.
Alles bey vermeidung unser ungnade und unnach-
leßlicher gelt- oder thurnstraf nach gelegenheyt der
uberfarung und personen etc., da die wale der stra-
fen jederzeit zu uns oder unsern befelchhabern steen
etc.
Die jugent aber und kinde solln durch diejhenen,
den sie befolhen seindt, darob mit ruten also ge-
züchtiget, damit sie von solchem laster in sonderem
ernst abgezogen werden. Und welche eltern oder die,
so die jugent in irer pflege haben, das wissende un-
derliessen oder, wo sunst jemant der obgemelten
2 Mahlzeit, Zeche, Gesellschaft, vgl. DW XI, 3, 2562 ff.
3 Öfters, vgl. DW II, 1080.

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