Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0133
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Polizeiordnung 1546

in unserer landtschaft eyner jeden zeit deß statt-
licher bekommen, sonderlich der bißher erschienen
mangel an eßfleysch fürterhin verhüt werden möge,
so orden und wöllen wir, das in unser oberkeyt
järlich vom sontag Invocavit ane biß auf iden
Ostertag16, auch an allen Freitag und Sambstagen
durchs jar hinauß17, darzu in den vier fronefasten
deß jars auf den Mittwoch18 niemandt eynicherley
fleysch esse noch frembden oder heymischen speise,
das auch unsere underthan von gemeltem sontag
Invocavit ungeferlich biß auf Palmarum niemandt
keyn vihe, jung oder alt, was da sey zu vermetzgen,
auß unserm gebiete verkaufen, auch selbs die ob-
gemelte zeit von Invocavit biß uf Freitag nach
Palmarum nit metzgen, noch solch zeit und sunst
alle Freitag durchs jar hinauß nit feylhabeni bey
vermeydung unnachleßlicher strafe, eynem jeden
verbrechenden nach gestalt seiner personek und ver-
mügens abzunemen. Doch krancken personen und
kindtbetterin sol hierin alle notturft zugelassen und
keyn maß geben sein.
[Wie man sich mit den kleydungen halten sol.]l
Zum fünftenm gibt die täglich erfarung zu erken-
nen, was abgangs deß gemeynen volcks zeitlicher
narung auß köstlicheyt und ubertracht irer kley-
dungen erfolgt. Darumb zu befürderung gemeynes
nutz orden und wöllen wir, das fürbaß in unserm
gebiet eyn jeglich einwonender oder underthan,
manlich und weiblichs geschlechts, alt und jung,
sich seinem standt gemess, zimlich und nit uberflüs-
sig oder ungewonlich bekleyde, damit der edel vor
dem unedlen, der geystlich vor dem leyen, der bur-

i-i Wien: Freitag nach Palmarum, deßgleichen alle
Freitag durchs jare hinauß niemandts eynicherley
vihe, jung oder alt, was das sei, vermetzge, feylhab
noch auß unser oberkeyt verkaufe.
k Wien: personen.
l Aus Wien.
m Wien: Zum sechsten.
n Aus Wien.
o Wien: Zum siebenden.
16 Das Quadragesimalfasten von Invocavit (oder
Aschermittwoch) bis zum Karsamstag, vgl. HDA II,
1244, und LThK VIII, 910-911.
17 Das Stationsfasten am Freitag und Samstag jeder
Woche.

ger vor dem bauern, jeder in seinem standt mögen
erkennt werden, also auch die frauen und junck-
frauen etc. Sonderlich solle den leichtfertigen per-
sonen nit zugelassen sein, sich den erbarn frauen
oder jungfrauen gemess zu schmücken etc. Auch den
studenten zu Heydelberg durch den rectorem ver-
kündet und darob gehalten werden, sich in kley-
dungen als studenten und nit als kriegßknechte se-
hen zu lassen, alles bey verwürckung derselben uber-
messigen kleydungen. Diß weiter in diesem fall die
bedachte deß heylgen reichs ordenung oder durch
uns selbs in unserm gebiete eyn fernere satzung
publicirt würdet, darnach dann eyn jeder, hoch und
nider, sich würt zu halten wissen.
Aber eyn jeder jude, der fürbas in oder durch un-
ser fürstenthumb wandlet, sofle er, die zeit er in
unsern stetten, flecken und dorfen ist, an seinem
ussersten kleyde, rock oder mantel, so er dregt,
offentlich eyn runden gelen ring in der weite eyns
talers haben, sie dabei zu erkennen, bey straf eyns
gulden, so oft er ubertretendt befunden wirdt, on-
nachleßlich zu geben.
[Von den feyrtagen.]n
Zum sechsteno orden wir, das fürbaß in all unsern
stetten, flecken und dorfen uf Sontag oder gebanten
feiertagen, nemlich uf den heyligen Christtag, sanct
Steffans19, sanct Johans evangelisten20, auf den tag
der beschneidung Christi21, der dreier könig22,
Marie liechtmeß23, Matthie, deß apostels24, Marie
verkündung25, den heyligen Ostertage, Möntag und
Dinstag darnach, sanct Philips und Jacobs26, der
auffart Christi, den heyligen Pfingstag, Montag und
18 Das Quatemberfasten, jeweils Mittwoch, Freitag
und Samstag nach dem 1. Sonntag in der Quadra-
gesima, in der Pfingstwoche, in der Woche nach der
Kreuzerhöhung (September) und nach dem 3. Ad-
ventssonntag, vgl. HDA III, 115-116, und LThK
VIII, 928-929. Freitag und Samstag sind hier nicht
erwähnt, weil schon im Stationsfasten inbegriffen.
19 26. Dezember.
20 27. Dezember.
21 1. Januar.
22 6. Januar.
23 2. Februar.
24 2 4. Februar.
25 25. März.
26 1. Mai.

107
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften