Kirchenordnung 1556
wol in antretung unsrer jetzigen churfürstlichen re-
gierung berichtsweis fürkommen, auch daran nit
zweiflen, da weilend der hochgeborn fürst, unsern
freundtlicher, lieber herr und vetter, pfaltzgraf
Friderich, churfürst, seliger gedechtnus, nach Got-
tes gefallen lenger bey leben gebliben, das sein lieb
(verhoffenlich) nit abgelassen, sonder zu auferbauung
und erhaltung des hauß Gottes enderung und besse-
rung fiirgenommen hette, so haben wir doch, als
wir jetzo auf weilend seiner lieb tödtlicheno abgang
zu vermelter churfürstlichen wirde und des heiligen
reichs ertztruchsessenamptP aus schickung Gottes
ordenlich kommen, die religion an leere undq kir-
chendienst nicht one mißfallen irrig und dergestalt
unrein befunden, das wir aus christlichem undr
schuldigem eifer von ambts und obrigkeit wegen
billich bewegt worden, disem christlichen handel
mit ernstlichem fleiß nachzudencken, bevorab dar-
umb, das ainer allgemeinen vergleichung und be-
schluß, wie wir leider erfarn, in unsrer heiligen reli-
gion wenig zu verhoffen. Derwegen wir nit allein
unser hievor im druck außgangne, sonder auch an-
der mehr namhafte kirchenordnungen etlichen un-
sern fürnemen theologen und andern gelerten räthen
jetzt von neuem zugestellt und gnedigklich bevol-
hen, den allmechtigen mit embsigem gebete umb
gnad anzerüfen und darüber ze sitzen, den handel
nach seiner wirde und wichtigkeit christenlich und
treulich zu erwegen und entlich dahin ze lenden und
ze schliessen, wie ein gottselige, heilwertige ordnung
der leere, sacramenten und ceremonien halb in un-
sern kirchen biß auf einen allgemeinen oder des
mehrern theils der waren christen einhelligen be-
schluß möcht zusammengetragen und verfasst wer-
den, die auch dem heiligen christenthumb gemeß
unds den gottliebenden leidenlich und auferbeulich
sein möcht. Darauf sich etlich unsere theologen und
räthe dises wichtigen handels, wiewol mit schwerem
mute und t erkhentnus irer ungnugsamheit, dem
allmechtigen zu eern und uns zu gehorsam ernstlichs
fleiß angenommen, ein gute zeit darob gesessen undu
n H und GB: unnser; G MMH: unser.
o H und BGi: tödtlichen; GMMH: tödlichen.
p H und BG: Ertztruchsessen Ampt; GMMH:
Ertzdruchsessen Ampt.
q H und BG: unnd; GMMH: und.
r H und BG: und; GMMH: unnd.
haben sich nach möglicher fleissiger erwegung heili-
ger biblischer schrift und gelerter menner rath-
schlege von der christlichen kirchen leere, iibung
und ceremonien ainer form und maß verglichen und
dieselb in das gegenwertig buch verleibt, wie sol-
lichs seins inhalts von capituln zu capituln im truck
offenlich außgangen ist. Dieweil wir dann die ange-
regt unser christenliche kirchenordnung zu fürde-
rung der eere des allerhöchsten für unser person nit
allein nit wissen zu verbessern, sonder auch durch
ander gottselig, verstendig menner für christenlich
und leidenlich hören rümen, so sind wir im namen
Gottes bedacht und entschlossen, dieselb biß auf
gemeinen oder des mehrern teils christenlichen be-
schluß in unsern kirchen allenthalb durchauß zu
halten ernstlich auferlegen ze lassen. Euch hiemit
alle und einen yeden besonder gnedigklich und ernst-
lich ermanend und bevelhende, ir wöllend angeregte
unser kirchenordnung umb der eere Gottes und un-
sern willen danckbarlich annemen undw unsern
gnedigen christlichen willen undx gemüte darbey
erkhennen, auch dieselb nach irem rechten verstand
erstlich euch selbst und dem gemeinen mann, sovil
für ine gehört, auf der cantzel fleissig und wol ein-
bilden, darnach leern, thun und leben und darvon nit
setzen noch lassen, ir wurdet dann eins andern von
uns durch rathe gottseliger gelerter menner bericht,
ungezweifelter zuversicht, wann das wort Gottes
dermassen seinen freyen gang hat und besserung
menschlichsy leben darauf ervolgt, wir wöllen sambt
euch und andern unsern getreuen lieben undertho-
nen in christlicher rue und friden seligklichen dar-
bey erhalten und also vermittelst göttlicher genaden
seiner immerwerenden glori und unzergengklicher
ewiger erbschaft teilhaftig werden. Deß helfe uns
allen Gott, der allmechtig. Und wir wöllen uns deß,
wie oblaut, zu geschehen zu euch endtlich versehen.
Actum in unser stat Altzey am Osterabend, den
vierdten tag des monats Aprilis nach Christi, unsers
lieben herrn und seligmachers, gepurt tausentfünf-
hundertfünftzigundsechs jar.f
s H und BG: unnd; GMMH: und.
t H und BG: unnd; GMMH: und.
n H und BG: Und; GMMH: Unnd.
w H und BG: unnd; GMMH: und.
x H und BG: unnd; GMMH: und.
y H und BG: menschlichs; GMMH: Menschlichs.
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wol in antretung unsrer jetzigen churfürstlichen re-
gierung berichtsweis fürkommen, auch daran nit
zweiflen, da weilend der hochgeborn fürst, unsern
freundtlicher, lieber herr und vetter, pfaltzgraf
Friderich, churfürst, seliger gedechtnus, nach Got-
tes gefallen lenger bey leben gebliben, das sein lieb
(verhoffenlich) nit abgelassen, sonder zu auferbauung
und erhaltung des hauß Gottes enderung und besse-
rung fiirgenommen hette, so haben wir doch, als
wir jetzo auf weilend seiner lieb tödtlicheno abgang
zu vermelter churfürstlichen wirde und des heiligen
reichs ertztruchsessenamptP aus schickung Gottes
ordenlich kommen, die religion an leere undq kir-
chendienst nicht one mißfallen irrig und dergestalt
unrein befunden, das wir aus christlichem undr
schuldigem eifer von ambts und obrigkeit wegen
billich bewegt worden, disem christlichen handel
mit ernstlichem fleiß nachzudencken, bevorab dar-
umb, das ainer allgemeinen vergleichung und be-
schluß, wie wir leider erfarn, in unsrer heiligen reli-
gion wenig zu verhoffen. Derwegen wir nit allein
unser hievor im druck außgangne, sonder auch an-
der mehr namhafte kirchenordnungen etlichen un-
sern fürnemen theologen und andern gelerten räthen
jetzt von neuem zugestellt und gnedigklich bevol-
hen, den allmechtigen mit embsigem gebete umb
gnad anzerüfen und darüber ze sitzen, den handel
nach seiner wirde und wichtigkeit christenlich und
treulich zu erwegen und entlich dahin ze lenden und
ze schliessen, wie ein gottselige, heilwertige ordnung
der leere, sacramenten und ceremonien halb in un-
sern kirchen biß auf einen allgemeinen oder des
mehrern theils der waren christen einhelligen be-
schluß möcht zusammengetragen und verfasst wer-
den, die auch dem heiligen christenthumb gemeß
unds den gottliebenden leidenlich und auferbeulich
sein möcht. Darauf sich etlich unsere theologen und
räthe dises wichtigen handels, wiewol mit schwerem
mute und t erkhentnus irer ungnugsamheit, dem
allmechtigen zu eern und uns zu gehorsam ernstlichs
fleiß angenommen, ein gute zeit darob gesessen undu
n H und GB: unnser; G MMH: unser.
o H und BGi: tödtlichen; GMMH: tödlichen.
p H und BG: Ertztruchsessen Ampt; GMMH:
Ertzdruchsessen Ampt.
q H und BG: unnd; GMMH: und.
r H und BG: und; GMMH: unnd.
haben sich nach möglicher fleissiger erwegung heili-
ger biblischer schrift und gelerter menner rath-
schlege von der christlichen kirchen leere, iibung
und ceremonien ainer form und maß verglichen und
dieselb in das gegenwertig buch verleibt, wie sol-
lichs seins inhalts von capituln zu capituln im truck
offenlich außgangen ist. Dieweil wir dann die ange-
regt unser christenliche kirchenordnung zu fürde-
rung der eere des allerhöchsten für unser person nit
allein nit wissen zu verbessern, sonder auch durch
ander gottselig, verstendig menner für christenlich
und leidenlich hören rümen, so sind wir im namen
Gottes bedacht und entschlossen, dieselb biß auf
gemeinen oder des mehrern teils christenlichen be-
schluß in unsern kirchen allenthalb durchauß zu
halten ernstlich auferlegen ze lassen. Euch hiemit
alle und einen yeden besonder gnedigklich und ernst-
lich ermanend und bevelhende, ir wöllend angeregte
unser kirchenordnung umb der eere Gottes und un-
sern willen danckbarlich annemen undw unsern
gnedigen christlichen willen undx gemüte darbey
erkhennen, auch dieselb nach irem rechten verstand
erstlich euch selbst und dem gemeinen mann, sovil
für ine gehört, auf der cantzel fleissig und wol ein-
bilden, darnach leern, thun und leben und darvon nit
setzen noch lassen, ir wurdet dann eins andern von
uns durch rathe gottseliger gelerter menner bericht,
ungezweifelter zuversicht, wann das wort Gottes
dermassen seinen freyen gang hat und besserung
menschlichsy leben darauf ervolgt, wir wöllen sambt
euch und andern unsern getreuen lieben undertho-
nen in christlicher rue und friden seligklichen dar-
bey erhalten und also vermittelst göttlicher genaden
seiner immerwerenden glori und unzergengklicher
ewiger erbschaft teilhaftig werden. Deß helfe uns
allen Gott, der allmechtig. Und wir wöllen uns deß,
wie oblaut, zu geschehen zu euch endtlich versehen.
Actum in unser stat Altzey am Osterabend, den
vierdten tag des monats Aprilis nach Christi, unsers
lieben herrn und seligmachers, gepurt tausentfünf-
hundertfünftzigundsechs jar.f
s H und BG: unnd; GMMH: und.
t H und BG: unnd; GMMH: und.
n H und BG: Und; GMMH: Unnd.
w H und BG: unnd; GMMH: und.
x H und BG: unnd; GMMH: und.
y H und BG: menschlichs; GMMH: Menschlichs.
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