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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0152
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

Marcus cap. x. [13-16]: Sie brachten kindlein zu
Jesu, das er sie anrürte. Die jünger aber furen die an,
die sie trugen. Da es aber Jesus sahe, ward er un-
willig und sprach zu inen: Lasset die kindlein zu mir
kommen und weeret inen nicht, dann solcher ist das
reich Gottes. Warlich, ich sage euch, wer das reich
Gottes nit empfahet wie ein kindlin, der wirdt nicht
hineinkommen. Und er 55umbfienge sie und legt die
hend55 auf sie und segnet sie.
Dieweil wir nun aus jetzgehörten worten unsers
herrny Christi des gewiß und sicher seind, das die
kinder, so Christo zugetragen, ime gefällig seind und
nun dises kind dem herrn Christo durch den tauf
auch züberantwort und wir verhoffenz, das es zum
reich der gnaden angenommen und nun ein kind
des allmechtigen und ein glidmaß unsers herren
Jesu Christi worden ist, dem die engel Gottes dienen
[vgl. Hebr. 1, 6], aso wöllets56 auch dafür haltena
und euch kein mühe noch arbeit verdriessen lassen,
jeder nach seinem beruf und verwandtschaft mit
disem kind, es dem herrn aufzuziehen und zu under-
weisen, das es lerne halten, das uns der herr zu hal-
ten bevolhen hat [Mt. 28, 20]. Daran57 ir eltern, ver-
wandten und gevattern für euch selbs keinen fleiß
sparen und es in die kirchen zu dem catechismo ge-
treulich fürdern bsollen, sobalde es desb alters und
verstands halber vähig sein mag, darmit es wol und
gründtlich erkennen lerne, was grosser und unauß-
sprechlicher gnaden und gaben im von Gott im hei-
ligen tauf geschenckt und übergeben seind und aus
dem dann seinen glauben in der gemein Gottes selbs
gern bekenne und verjehe, sage ab dem teufel und
der welt mit allen iren wercken und lüsten, ergebe
und stelle sich dar dem herrn und seiner heiligen
kirchen in gantzem gehorsam seins heiligen evan-
gelions, bleibe und lebe in unserm herrn Christo bis
y 1577: + Jesu.
z-z 1577: uberantwortet, zweifeln wir gar nicht.
a-a 1577: darumb sollet auch ihr solches gewiß glau-
ben.
b-b 1577: solt, sobaldt es dessen.
c 1577: seliglichen.
d 1577: + Es sollen auch die gahetauften kinder
ebenermassen in das obgedachte kirchenregister
neben des vatern und gevattern tauf- und zu-
namen eingebracht und verzeichnet werden.

an das ende, bringe als ein lebendigs glid Christi und
fruchtbare reb, die an dem rebstock Christo gsund
bleibt, vil frucht [Joh. 15, 5] zu dem preiß Gottes
und besserung seiner heiligen kirchen58.
Hierauf lasst uns also beten:
Allmechtiger Gott und vater unsers lieben herrn
Jesu Christi, der du diß kind durchs wasser und heili-
gen geist anderwerts geboren [vgl. Joh. 3, 3. 5] und
ime alle seine sünd vergeben hast, stercke es nun
mit deiner gnaden, meere in im deinen heiligen geist,
das es an leib und seel seligkeit59 c aufwachse und in
dem neuen göttlichen leben, darzu du es neu geborn
hast, zuneme, und gib seinen eltern und uns allen,
das wir dir hiezu an disem kind getreulich und seligc-
lich dienen, darmit auch durch es und uns alle dein
göttlicher name immer meer geheiliget und dein
reich erweitert werde [vgl. Mt. 6, 9-10], durch un-
sern herrn Jesum Christum.
Und zum beschlus sage er: Der frid des herrn sey
mit. dir und mit uns allen, Amen.
Wurden aber die leut, so das kindlin zum tauf
bringen, auf des kirchendieners frage ungewisse ant-
wort geben und sagen, sie wißten nicht, was sie60 in
solcher not und schrecken gedacht, vil weniger (wie
dann oftmals zu geschehen pfleget) was sie geredt
oder gethan hetten, so mache man nur nicht vil
disputierens, sonder taufe es on meldung einicherley
condition obgeschribner ordnung gemeß, wie alle
andere ungetaufte kinder getauft werdend
Von dem catechismo.
Catechismus in dem christenlichen glauben ist
ein mündtlicher bericht, darin die fürnembste und
nötige stuck der rechten, warhaftigen christlichen
religion erkläret werden. Und ist vorzeiten, da die
christlich kirch aus den alten, beid, Juden und hei-
55-55 Neuburg 1554, Württemberg 1553 und 1555:
hertzet sie und leget die hand.
56 Neuburg 1554: wöllet ir es; Württemberg 1553:
wöllens; Württemberg 1555: wöllents.
57 Neuburg 1554: Davon; Württemberg 1553: dar-
von.
58 Diese Ermahnung ist ganz ähnlich derjenigen, die
oben nach der gewöhnlichen Taufe vorgeschrie-
ben war.
59 Neuburg 1554, Württemberg 1553 und 1555:
seliglich.
60 Neuburg 1554: hie.

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