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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0164
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

und kind, acker, viehe und alle güter, mit aller
notturft und nahrung des leibs und lebens reich-
lich und täglich versorget, wider alle fährligkeit
beschirmet und vor allem ubel behütet und be-
waret, und das alles auß lauter väterlicher gött-
licher güte und barmhertzigkeit ohn alle meine
verdienst und wirdigkeit, das alles ich ihm zu
dancken und loben und darfür zu dienen und ge-
horsam zu sein schuldig bin. Das ist gewißlich
war.
Der ander artickel. Von der erlösung.
Und an Jhesum Christum, seinen einigen sohn,
unsern herrn, der empfangen ist von dem heiligen
geist, geboren von der jungfrauen Maria, gelitten
unter Pontio Pilato, gecreutziget, gestorben und
begraben, nidergefaren zur höllen, am dritten
tage auferstanden von den todten, aufgefaren
gen himmel, sitzend 24zu der24 rechten hand
Gottes, des allmechtigen vaters, von dannen er
kommen wird, zu richten die lebendigen und die
todten.
Was ist das? Antwort:
Ich glaube, daß Jhesus Christus, warhaftiger
Gott, vom vater in ewigkeit geborn, und auch
warhaftiger mensch, von der jungfrauen Maria
geborn, sey mein herr, der mich verlornen und
verdampten menschen erlöset hat, erworben, ge-
wonnen und von allen sünden, vom tode und von
der gewalt des teufels, nicht mit gold oder silber,
sonder mit seinem heiligen theuren blut und mit
seinem unschuldigen leiden und sterben, auf daß
ich sein eigen sey und in seinem reich unter ihm
lebe und ihm diene in ewiger gerechtigkeit, un-
schuld und seligkeit, gleich wie er ist auferstan-
den von todt, lebet und regiret in ewigkeit. Das
ist gewißlich war.
Der dritt artickel. Von der heiligung.
Ich glaub an den heiligen geist, ein heilige
christliche kirche, die gemeine der heiligen, ver-
gebung der sünden, auferstehung des fieisches
und ein ewigs leben, Amen.
Was ist das? Antwort:
Ich glaube, daß ich nicht auß eigener vernunft
oder kraft an Jhesum Christum, meinen herrn,
glauben oder zu im kommen kan, sonder der hei-
lig geist hat mich durchs evangelion berufen, mit
seinen gaben erleuchtet, im rechten glauben ge-
heiliget und erhalten, gleich wie er die gantze
christenheit auf erden berüft, sammlet, erleuch-
tet, heiliget und bey Jhesu Chritso erhelt in rech-
tem einigen glauben. In welcher christenheit er
mir und allen gläubigen täglich alle sünde reich-
lich vergibt und am jüngsten tage mich und alle
todten auferwecken wirdt und mir sampt allen
gläubigen in Christo ein ewiges leben geben wirdt.
Das ist gewißlich war.

24 L und C: zur.
25 L und C: behält.

Das vaterunser, wie ein haußvater dasselbige
seinem gesinde aufs einfältigest fürhalten sol.
Vater unser, der du bist im himmel.
Was ist das? Antwort:
Gott will uns damit locken, daß wir glauben
sollen, er sey unser rechter vater und wir seine
rechte kinder, auf daß wir getröst und mit aller
zuversicht ihn bitten sollen, wie die lieben kinder
ihren lieben vater.
Die erste bitt: Geheiliget werde dein name.
Was ist das? Antwort:
Gottes name ist zwar an ihm selbs heilig, aber
wir bitten in diesem gebet, daß er bey uns auch
heilig werde.
Wie geschicht das? Antwort:
Wo das wort Gottes lauter und rein gelehret
wird und wir auch heilig als die kinder Gottes
darnach leben, das hilf uns, lieber vater im him-
mel. Wer aber anders lehret und lebet, dann das
wort Gottes lehret, der entheiliget unter uns den
namen Gottes. Da behüt uns vor, himlischer
vater.
Die ander bitt: Dein reich komme.
Was ist das? Antwort:
Gottes reich kompt wol ohn unser gebet von
ihm selbs, aber wir bitten in diesem gebet, daß
es auch zu uns komme.
Wie geschicht das? Antwort:
Wann der himlische vater uns seinen heiligen
geist gibt, daß wir seinem heiligen wort durch
seine gnade glauben und göttlich leben, hie zeit-
lich und dort ewiglich.
Die dritte bitt: Dein wille geschehe, wie im
himmel, also auch auf erden.
Was ist das? Antwort:
Gottes guter gnediger wille geschicht wol ohn
unser gebet, aber wir bitten in diesem gebet, daß
er auch bey uns geschehe.
Wie geschicht das? Antwort:
Wann Gott allen bösen rath und willen bricht
und hindert, so uns den namen Gottes nicht hei-
ligen und sein reich nit kommen lassen wöllen, als
da ist des teufels, der welt und unsers fleischs
wille, sonder stercket und erhelt25 uns veste in
seinem wort und glauben biß an unser ende, das
ist sein gnediger und26 guter wille.
Die vierde bitt:
Unser täglich brot gib uns heut.
Was ist das? Antwort:
Gott gibt das täglich brot auch wol ohn unser
bitten allen bösen menschen, aber wir bitten in
disem gebet, daß er uns erkennen lasse und mit
dancksagung empfahen unser täglich brot.
26 Fehlt L und C.

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