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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0192
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

tract, gleich wie sonst andere weltliche conträct,
möcht auch wol auf den rätsheusern oder andern
gemeinen, offentlichen, eerlichen und burgerlichen
orten verrichtet werden, jedoch, dieweil in der
ersten außbreitung des heiligen evangelions Christi
nach der apostel zeit sich vil funden haben, so den
eelichen stand für ein unheiligen stand, mit dem
die kirch Christi nicht zu thun haben solt, gehalten,
auch sonst36 durch anrichtung des Satans, 1der
aller göttlichen ordnung feind ist1, den eeleuten in
irem stand allerley unrichtigkeit begegnet, darin die
vergwisung irer göttlichen zusamenfügung inen in
irem gewissen nötig, so ist es zur besserung der kir-
chen fast nützlich, das die neuen eeleut in offent-
licher versamlung der kirchen eingesegnet werden,
damit menigklich daraus ermanet werde, das der
eestand an im selbs ein eerlicher und gottgfelliger
stand sey, das auch die eeleut, so inen was unglücks
begegnet, dardurch zur gedult und anrüfung Gottes
bewegt werden mögen.
Es soll aber die verkündigung und einlaitung der
neuen eeleut mit volgender ordnung geschehen.
mVon eeleuten, wie man die einlaiten soll.m
Zum ersten soll man die leut darzu vermanen undn
darob halten, das die, so sich eelich zusamen ver-
pflicht haben, osich gute zeit darvor, ehe dann sie zu
kirchen geen, irem pfarrero anzeigen, auf das man
sich möge erkundigen, ob sölche leutp nach gött-
lichem und natürlichem rechten one alle hindernuß
eelich mögen beyeinander wonen, und nit heut aus
unwissenheit zusamengeben werden, die man dar-
nach mit schand und ergernus wider von einander
scheiden müsse. Darumb soll man fürohin ein jet-
lichq par volck in stetten und flecken dreymal und
auf drey sontag, auch in einer kirchen, wenn die
l-l In 1577 in Klammern.
m-m Fehlt 1577.
n 1577: + mit ernst.
o-o 1577: sich ihrem pfarherr beneben ihren eltern,
freunden, vormünden oder andern ehrlichen leu-
then, so umb ihre verehelichung und andere ge-
legenheit gnugsame wissenschaft tragen, eine
gute zeit davor, ehe dann sie zu kirchen gehen.
p 1577: + sich rechtmessig und nit etwa heim-
lichen und ungebürlicher weise gegeneinander
versprochen, item ob sie.

gemein beyeinander versamlet, offentlich und also
verkündigen.
Wie man verlobt eeleut verkündigen soll.
N. und N. wöllen nach göttlicher ordnung zum
heiligen stand der ee greifen, begeren zu solchem ein
gemein christlich gebet, das sie disen christlichen
eelichen stand in Gottes namen anfahen und seligk-
lich zu Gottes lob volenden mögen. Und hat jemands
darein zu sprechen, der thue es bey zeit oder schweig
darnach und enthalt sich, etwas zu verhinderung37
darwider fürzunemen, und Gott geb inen seinen
segen.
Wann sie nun in die kirchen kommen, rsollen sie in
den fordern stülen still beleiben stehen, biß sie von
dem pfarrer berufen werden. Der pfarrer aber soll
vor38 dem gelegnesten altar den neuen eeleuten von
dem eelichen stand nachvolgender weis vorlesenr.
Es seind neue eeleut hierein kommen, mit namen
N. und N., und wöllen in Gottes namen ir eeliche
pflicht vor der christenlichen kirchen bestetigen
lassen und den segen göttlichs worts empfahen.
Hierauf, das sie den heiligen stands nicht mit unver-
stand göttlichs worts wie die ungleubigen anfahen,
so sollen sie zum ersten aus der heiligen schrift ver-
nemen, wie der eelich stand von Gott ist eingesetzt
worden.
[Gen. ii. [18-24]]39 Gott, der herr, sprach: Es ist
nit gut, das der mensch allein sey, ich will ime ein
gehilfen machen, die umb ine sey. Da lies Gott, der
herr, einen tiefen schlaf fallen auf den menschen,
und er entschlief, und name seiner rippen eine und
schloß die statt zu mit fleisch. Und Gott, der herr,
erschuf ein weib aus der ripp, die er von dem men-
schen name, und bracht sie zu ime. Da sprach der
mensch: Das ist einmal bein von meinen beinen und
q 1577: jedes.
r-r 1577: soll der pfarherr für den altar treten, breu-
tigam und braut dergleichen, und ihnen von dem
ehelichen stand nachvolgender weise fürgelesen
werden.
s 1577: ehestand.
36 Neuburg 1554: sich.
37 Neuburg 1554: verhindern.
38 Neuburg 1554: von.
39 Württemberg 1553 und 1555 Marginal: 1. Mose
am 2. Gene. 2.

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