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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0193
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Kirchenordnung 1556

ein fleisch von meinem fleisch. Man wirdt sie nach
dem mann heissen darumb, das sie vom mann ge-
nommen ist. Darumb wirdt ein mann sein vater und
mutter lassen und an seinem weib hangen, und wer-
den sein zwey ein leib.
Zum andern sollen sie auch hören das heilig evan-
gelion, wie sie einander verpflicht und verbunden
sein sollen, Matth. 19. [3-9]40t: Die Phariseer traten
zum herren Jesu, versuchten ine und sprachen zu
ime: Ists auch recht, das sich ein mann scheide von
seinem weib umb irgenteiner ursach willen? Er ant-
wort und sprach: Habt ir nit gelesen, das, der im
anfang den menschen geschaffen41 hat, der machet,
das ein mann und ein42 weib sein solt, und sprach:
Darumb wirdt ein mensch vater und mutter lassen
und an seinem weib hangen, und werden zwey ein
leib.Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der
mensch nit scheiden. Da sprachen sie: Warumb hat
dann Moyses geboten, zu geben einen scheidbrief
und sich von ir zu scheiden? Er sprach zu inen:
Moyses hat euch erlaubt, zu scheiden von euern
weibern von euers hertzen hertigkeit wegen, von
anbegin aber ist es nit also gewesen. Ich sag euch
aber, wer sich von seinem weib scheidet, es sey dann
umb des eebruchs wegen, und nimpt ein andere, der
bricht die ee und, wer die abgescheidne nimpt,
bricht auch die ee.
Zum dritten, so sollen sie auch das gebot Gottes
hören, wie sie sich gegeneinander sollen halten. Also
schreibt s.[anct] Paulus [Ephes. v. [25-29]]: Ir
männer, liebet eure weiber, wie Christus geliebt hat
die gemein und hat sich selbs für sie geben, auf das
er sie heiliget, und hat sie43 gereinget durch das
wasserbad im wort, auf das er ime selbs darstellet
ein heilige gemein, die nicht hab flecken oder runtzel
oder dero etwas, sonder das heilig sey und unsträf-
lich. Also wöllenu auch die männer ire weiber lieben
als ire eigne leib. Wer sein weib liebet, der liebet sich
selbs. Dann niemands hat jemal sein eigen fleisch
gehasset, sonder neeret es und pfleget sein, gleich
wie auch der herr sein gemein.
t In 1577 als Marginal, nicht im Text.
u GMMH: sollen.
w Marginal fehlt 1577.
40 Neuburg 1554, Württemberg 1553 und 1555 Mar-
ginal: + Mat. 19.

Die weiber seyen underthon iren männern als dem
herrn. Dann der mann ist des weibs haupt, gleich
wie auch Christus das haupt der gemein, und er ist
seines leibes heiland. Aber nun, wie die gemein
Christo ist underthan, also auch die weiber iren
männern in allen dingen [Eph. 5, 22-24],
Zum vierdten sollen sie hören den segen, damit
unser herr Gott den eelichen stand gesegnet hat.
Dann also steet geschriben [Gen. ii. [1, 27-28]]w:
Gott schuf den menschen ime selbs zum bild, ja zum
bild Gottes schuf er in, und schuf sie ein mänlin und
fräulin. Und Gott segnet sie und sprach zu inen:
Seyet fruchtbar und mehret euch und füllet die
erden und machet sie euch underthon. So spricht
auch Salomon [Prov. xviii, [22]]: Wer ein weib über-
kompt, der überkompt ein gut ding und wirdt wol-
gefallen von dem herren schöpfen.
Zum fünften sollen sie auch hören das creutz, das
Gott auf den eelichen stand gelegt hat. [Gen. iii.
[16-19]]: Also sprach Gott zum weib: Ich will dir
vil kummer schaffen, wann du schwanger wirdst. Du
solt deine kinder mit kummer geberen und solt dich
ducken vor deinem mannx. Und zum mann sprach
Gott: Dieweil du gehorcht hast der stimm deines
weibs und gessen von dem baum, davon ich dir ge-
bot und sprach: Du solt darvon nit essen, verflucht
sey der acker umb deinetwillen, mit kummer solt
du dich darauf erneeren44 dein leben lang. Dorn und
distel soll er dir tragen und solt das kraut auf dem
feld essen. Im schweiß deines angesichts solt du dein
brot essen, bis das du wider zur erden wirdest, davon
du genommen bist. Dann du bist erden, und zur
erden solt du werden.
Zum sechsten soll neben dem creutz auch der trost
und underhaltung in dem creutz vermerckt werden.
Dann unser herr Christus hat die sünd, von dero-
wegen der mensch mit dem creutz beladen wirdt,
auf sich genommen und gebüßt, auch durch sein
creutz, das er von unsertwegen auf sich genommen,
alle creutz denen, so an ine glauben, gesegnet und
geheiliget. Darumb sagt der psalm von dem mann
41 Neuburg 1554: erschaffen.
42 Fehlt Neuburg 1554, Württemberg 1553 und
1555.
43 Neuburg 1554: sich.
44 Neuburg 1554: nehren.

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