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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0238
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

[vgl. Röm. 1, 21-32], endtlich auch menschen zum
opfer getödtet etc.79
Also sind die ketzer und Mahomet auch 80durch
die teufel80 getriben und von Gottes wort gewichen
und haben andere götter und andere gottesdienst
gemacht. Und mit diser weise schleicht allezeit die
abgötterey in die welt, so man von Gottes wort
weicht und folgt eignen fantaseyen.
Also haben bepst und münche Gottes wort ver-
lassen und eigne gottesdienst aufgericht, eeverbot,
underscheid der speise, heiligenanrüfung, gebot81
von erzelung der sünden und satisfaction, bepstliche
meß, müncherey etc. Und haben an solche ire werck
dise lesterung angehengkt82, das dise werck verge-
bung der sünden verdienen, welches offentlich ist
dem herrn Christo sein eigne eere geraubet.
Dise irrthumb soll man strafen und verlassen83
und disen regeln folgen: Wer ein ander evangelium
prediget, soll verflucht sein [Gal. 1, 8-9], item: Man
soll Gott mehr gehorsam sein denn den menschen
[Apg. 5, 29].
Und soll die bekhentnus volgen, wie die Israeliten
zu Babylon des königs götzen nicht anbeten wolten
[vgl. Dan. 3] und allezeit die rechtglaubigen bekhent-
nus gethan haben, wenn man sie hat zwingen wöl-
len, abgötterey oder falsche leer anzunemen. Dar-
umb sollen wir jetzund auch bekhentnus thun, nicht
die bepstlichen irrthumb, interim84, widerteuferey
etc. annemen, sondern in reiner göttlicher leere des
evangelii bleiben.
Und sollen glaub und werck durch Gottes wort
regieret werden, wie der prophet spricht: Lucerna
pedibus meis verbum tuum85 [Ps. 119, 105]. Und
sind alle gesetz, die wider göttliche gebot streiten,
unrecht.
Darumb alle die personen, welchen der eestand
nötig ist, sollen in der eelichen keuscheit leben. Denn
Gott zürnet ernstlich über unzucht und alle ver-
mischung wider seine gebot. Er selb ist rein und
keusch und wil, das wir im gleichförmig sein nach
seiner ordnung und underscheid mercken zwischen
keuscheit und unzucht und in erkhennen als ein

79 Fehlt Neuburg 1554.
80-80 Neuburg 1554: von den teufeln.
81 Neuburg 1554: gebet.
82 Neuburg 1554: angehangen.

reinen Gott, der keuscheit liebet, und dargegen wis-
sen, das die teufel unreine geister sind und treiben
grausamlich zu allerley unzucht und blutschanden,
Gott zur schmach und verdrieß und den armen
menschen zu schaden. Denn sie wissen, das seer
grosse strafen zeitlich und ewigklich nach der un-
zucht folgen wie die strafen Sodoma [vgl. Gen. 19]
und der Cananeer [vgl. Deut. 7, 1-5] etc.86 bewei-
sen.
Und ist hoch zu beklagen, das der teufel die elende
menschliche natur so mancherley zu grausamer un-
reinigkeit treibt. Und ist noch mehr zu beklagen,
das solche sünden gesterckt und gemehret werden
durch disen schein, das die bepst und münche das
eeverbot für ein besonder heilig werck fürgeben wi-
der klare, offentliche gotteswort. Darumb soll den
priestern und personen, die in klöstern gewesen sind,
eelich zu werden nach christlicher ordnung zuge-
lassen sein.
Und sollen die leut von andern menschengeboten
in der kirchen auch recht underricht werden, das sie
wissen, das allein dise werck gottesdienst sind, die
Gott geboten hat, und also allein, so sie in rechtem
glauben zum herrn Christo geschehen. Und mag man
die unnutzen ceremonien gantz underlassen.
Aber Sontages feyer und etliche andere fest und
ordnung der historien der zeit nach im lesen, singen,
predigen, als von der geburt Christi, leiden, aufer-
stehen, himmelfart, sendung des heiligen geistes etc.
halten wir, damit offentliche, eerliche versamlung
bleiben zu erhaltung des öffentlichen ministerii und
predigampts. Denn, wie droben oft gesagt ist, Gottes
willen ist, das sein evangelium offentlich gepredigt
werde, und erhelt darzu selbs gnedigklich eerliche
versamlungen. Zeit aber und stunden lasst er die
pastores sampt der kirchen nach gelegenheit ordnen.
Und soll solche ordnung recht verstanden werden,
das die gewissen damit nicht verwirret werden und
dennoch das predigampt, raichung des sacraments,
semptlich gebet und dancksagung züchtigklich ge-
halten werde und das das volck gern und fleissig dar-
bey sey.
83 Neuburg 1554: verlestern.
84 Fehlt Neuburg 1554.
85 Neuburg 1554: + hoc est, dein wort ist ein leuchte
meiner füsse. 86 Fehlt Neuburg 1554.

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