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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0246
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

dern durch unsere arbeit regieren, das wir in auch
erkhennen lernen und im dienen.
Das dritte werck ist, das die hohe oberkeit in iren
herrschaften auch macht hat, eigne gesetz in welt-
lichen sachen zu machen, die doch nicht widerwertig
sind den göttlichen gesetzen, sondern helfen zu er-
haltung der göttlichen gesetz. AIs, Gott spricht: Du
solt nicht stelen [Ex. 20, 15], da mag und soll die
oberkeit vernünftigklich ordnen, wie es mit den
landtgütern soll gehalten werden, welchs eigen-
thumb oder lehen ist etc. Darzu haben die herr-
schaften eigne bücher, wie das römisch reich die
keyserliche recht hat.
Und ist war, das weltliche oberkeit zu diser leib-
lichen regierung und zum friden vernünftige gesetz
zu machen macht hat. Sie soll aber nicht ein götzen
aufrichten wie Nabuchodonosor [vgl. Dan. 3] und
eigne leere von Gott 25oder interim25 oder gottes-
dienst ausser Gottes wort ertichten. Denn damit
greift sie vil zu weit ausser irem befelch.
Das vierdt werck ist, das sie treulich und gleiche
execution thun soll auch diser irer eignen gesetz von
leiblichen sachen. Denn gesetz one execution, one
gericht und one ernstliche strafen ist nur ein spot.
Sondern Gottes wille ist, das ein eifer und zorn in
der herrschaft sey wider untugent. Und ist der alte
spruch gewißlich war: Nulla est utilitas civitatis,
quae non habet nervos contra injusta facientes26.
Es soll auch die oberkeit selbs gleichförmig leben
göttlichen gesetzen und den rechten, die durch

o Fehlt 1577.
p Auch 1577 hat ein Register, dem noch Errata an-
geschlossen werden.

ordenliche autoritet zu zucht und friden gemacht
sind.
Nachdem nun geredt ist von pflicht und wercken
der oberkeit, soll man auch dem volck die regel Pauli
fürtragen, das die underthanen der weltlichen ober-
keit gehorsam schuldig sind, also, das ungehorsam
sünd wider Gott sey und das gewissen unrein mache
[Röm. 13, 1-5].
Dises ist das göttlich band, damit die regiment
gefasst und bewart sind und helt alle gottfürchtige
menschen in willigem gehorsam gegen der oberkeit
umb Gottes willen. Darzu bedreuet es alle gottlosen,
das Gott die ungehorsamen strafen und stürtzen
werde. Denn so der heilig geist spricht, das ungehor-
sam das gewissen unrein mache, ist dises der ver-
stand, das Gott warhaftigklich zürne wider solche
ungehorsame und werde sie ewigklich strafen, so sie
nicht bekert werden.
Auch hat der herr Christus dise regel geben von
zeitlicher strafe, die begreift beide, tyrannen und
aufrürer: Alle, so das schwert nemen, werden durch
das schwert umbkommen [Mt. 26, 52]. Das ist, wer
das schwert selbs nimpt ausser göttlicher ordnung
als tyrannen, so sie die leut wider göttliche gesetz
tödten, oder aufrürer, die schuldigen gehorsam nicht
halten wöllen, dise werden auch in disem zeitlichen
leben gestraft und gestürtzt 27etc. [Blume]28
Finis.o27.
[Folgt: Register oder inhalt der fürnemsten artickel,
so in diser kirchenordnung gehandelt werden.]29P

25-25 Fehlt Neuburg 1554.
26 Neuburg 1554: + (das ist) die gesetz sind der stat
nicht nütz, die nicht ein gewalt oder volziehung
hat.
27-27 Fehlt Mecklenburg 1554.
28 Fehlt Neuburg 1554.
29 Register ähnlich auch in Neuburg 1554.

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