8. Von den eesachen, wie dieselbige in2 des durchleuchtigisten, hochgebornen fürsten
und2 herrn, hern Ottheinrichs, pfaltzgraven bey Rhein, 3des heiligen römischen
reichs ertzdruchsessen und churfürsten3,4hertzogen in Nidern- und Obernbayrn4
etc. 5chur- und fürstenthumben5 gehalten werden soll.6 M. D. LVI.71
Der allmechtig, barmhertzig Gott hat gleich im
anfang, da er den menschen erschaffen, den eelichen
standta gestift und eingesetzt und dem man sein
eelich weib zugeordnet [vgl. Gen. 2,18-25] mit disem
bescheid, das er seinem und sonst keinem andern
weib beywonung thun soll etc.
Damit hat Gott offentlich zu versteen geben, das
er selbs sey ein rein, keusch wesen und sey aller un-
ordenlichen, schendtlichen unzucht von hertzen
feind. Und hat darauf mit allerley erschröcklichen
exemplenb bewisen, das er solche unordenliche un-
zucht zeitlich und, so man sich nit bekeret, auch
ewig strafen wölle.
Darumb, nachdem die weltliche oberkeit zu Got-
tes dienerin [Röm. 13, 4] und dahin verordnet, das
sie Gottes ordnung fürdern, schützen und hand-
haben soll, so wil irem ambt und beruf gebüren, das
sie sich der eelichen sachen mit ernst underfahe und
darin rechtmessige ordnung halte, damit aller un-
ordenlicher unzucht, sovil in disem menschlichemc
gebrechen müglich, geweeret werde, bevorab zu
diser zeit, da der mutwill des gemeinen pöfels diser-
gestalt überhandgenommen, das gar nahet die un-
zucht für kein sünd mehr geachtet werden wil.
a H: stand.
b H: exempeln.
c H: menschlichen.
d H: Jedoch.
e H: ire.
f H: in.
1 Druckvorlage: Druckexemplare in Staatsh.
München 40 J. can. P. 303 (separat) und 40 Po-
lem. 2247 d (an KO 1556, aus dem Besitz von
L. C. Mieg), Universitätsb. Göttingen Jus sta-
tut. II 2295 (an KO 1556, mit hs. Eintragungen),
und Prakt.-Theol. Seminar Heidelberg (an KO
1556).
[Aij-B iij], 8 unfol. Blätter in 40 Titelrückseite
und letzte Seite leer, ohne Ort und Drucker, nach
Es begeben sich aber fürnemlich dreierley ver-
wirrung in eesachen.
Zum ersten in der eeverlobung, so zwischen den
jungen, die noch im gewalt irer eltern sind, one der-
selben eltern vorwissen und verwilligung geschicht.
Hierin halten die vermeinten geistlichen recht be-
melte verlobung, so sie gestendig oder bewisen,
stracks für einc bündige, kreftige ee, es sey gleich
den eltern lieb oder leid. Aber die weltliche keyser-
liche recht halten sie für unbündig und kraftloß.
Nun sind in diser saeh die keyserliche recht der ord-
nung Gottes und dem natürlichen gesetz am aller-
nechsten. Und ist billich, das der eltern wolbedach-
ter will höher und grösser dann der unbesonnen mut-
will der jungen beclacht werden soll.
Yedochd, weil ein grosser underscheid der eltern
ist und etlich halten sich gegen iren kindern väter-
lich, erziehen sie mit fleiß in aller zucht und versau-
men nichts, sovil an inen ist, etliche aber halten sich
unväterlich, achten irere kinder weniger dann des
vichs, gestatten inenf allerley mutwillen und lassen
sie alle täntz und hochzeit außlaufen, so soll auch
billich ein underscheid zwischen der jungen eever-
lobung gehalten werden.
Typen und Initialen wie KO 1556 bei Hans Kilian
in Neuburg.
Abdruck bei Hauss-Zier, 99-106.
Wie bei der KO 1556 (Nr. 7) gibt es davon eine
andere Ausgabe, die bei gleichbleibendem Satz
zwei Druckfehler verbessert, eine Überschrift er-
gänzt und orthographische Abweichungen und
vermehrte Großschreibung bietet.
Exemplar: Universitätsb. Heidelberg Q 7206
0/2 (an KO 1556). Abk.: II
2-2 Neuburg 1554: meines gnedigen.
3- 3 Fehlt Neüburg 1554.
4- 4 Neuburg 1554: hertzog in Obern- und Niderbayrn.
5- 5 Neuburg 1554: fürstenthumb.
6 Neuburg 1554: + [Wappen Ottheinrichs].
7 Neuburg 1554: M.D.LIIII.
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und2 herrn, hern Ottheinrichs, pfaltzgraven bey Rhein, 3des heiligen römischen
reichs ertzdruchsessen und churfürsten3,4hertzogen in Nidern- und Obernbayrn4
etc. 5chur- und fürstenthumben5 gehalten werden soll.6 M. D. LVI.71
Der allmechtig, barmhertzig Gott hat gleich im
anfang, da er den menschen erschaffen, den eelichen
standta gestift und eingesetzt und dem man sein
eelich weib zugeordnet [vgl. Gen. 2,18-25] mit disem
bescheid, das er seinem und sonst keinem andern
weib beywonung thun soll etc.
Damit hat Gott offentlich zu versteen geben, das
er selbs sey ein rein, keusch wesen und sey aller un-
ordenlichen, schendtlichen unzucht von hertzen
feind. Und hat darauf mit allerley erschröcklichen
exemplenb bewisen, das er solche unordenliche un-
zucht zeitlich und, so man sich nit bekeret, auch
ewig strafen wölle.
Darumb, nachdem die weltliche oberkeit zu Got-
tes dienerin [Röm. 13, 4] und dahin verordnet, das
sie Gottes ordnung fürdern, schützen und hand-
haben soll, so wil irem ambt und beruf gebüren, das
sie sich der eelichen sachen mit ernst underfahe und
darin rechtmessige ordnung halte, damit aller un-
ordenlicher unzucht, sovil in disem menschlichemc
gebrechen müglich, geweeret werde, bevorab zu
diser zeit, da der mutwill des gemeinen pöfels diser-
gestalt überhandgenommen, das gar nahet die un-
zucht für kein sünd mehr geachtet werden wil.
a H: stand.
b H: exempeln.
c H: menschlichen.
d H: Jedoch.
e H: ire.
f H: in.
1 Druckvorlage: Druckexemplare in Staatsh.
München 40 J. can. P. 303 (separat) und 40 Po-
lem. 2247 d (an KO 1556, aus dem Besitz von
L. C. Mieg), Universitätsb. Göttingen Jus sta-
tut. II 2295 (an KO 1556, mit hs. Eintragungen),
und Prakt.-Theol. Seminar Heidelberg (an KO
1556).
[Aij-B iij], 8 unfol. Blätter in 40 Titelrückseite
und letzte Seite leer, ohne Ort und Drucker, nach
Es begeben sich aber fürnemlich dreierley ver-
wirrung in eesachen.
Zum ersten in der eeverlobung, so zwischen den
jungen, die noch im gewalt irer eltern sind, one der-
selben eltern vorwissen und verwilligung geschicht.
Hierin halten die vermeinten geistlichen recht be-
melte verlobung, so sie gestendig oder bewisen,
stracks für einc bündige, kreftige ee, es sey gleich
den eltern lieb oder leid. Aber die weltliche keyser-
liche recht halten sie für unbündig und kraftloß.
Nun sind in diser saeh die keyserliche recht der ord-
nung Gottes und dem natürlichen gesetz am aller-
nechsten. Und ist billich, das der eltern wolbedach-
ter will höher und grösser dann der unbesonnen mut-
will der jungen beclacht werden soll.
Yedochd, weil ein grosser underscheid der eltern
ist und etlich halten sich gegen iren kindern väter-
lich, erziehen sie mit fleiß in aller zucht und versau-
men nichts, sovil an inen ist, etliche aber halten sich
unväterlich, achten irere kinder weniger dann des
vichs, gestatten inenf allerley mutwillen und lassen
sie alle täntz und hochzeit außlaufen, so soll auch
billich ein underscheid zwischen der jungen eever-
lobung gehalten werden.
Typen und Initialen wie KO 1556 bei Hans Kilian
in Neuburg.
Abdruck bei Hauss-Zier, 99-106.
Wie bei der KO 1556 (Nr. 7) gibt es davon eine
andere Ausgabe, die bei gleichbleibendem Satz
zwei Druckfehler verbessert, eine Überschrift er-
gänzt und orthographische Abweichungen und
vermehrte Großschreibung bietet.
Exemplar: Universitätsb. Heidelberg Q 7206
0/2 (an KO 1556). Abk.: II
2-2 Neuburg 1554: meines gnedigen.
3- 3 Fehlt Neüburg 1554.
4- 4 Neuburg 1554: hertzog in Obern- und Niderbayrn.
5- 5 Neuburg 1554: fürstenthumb.
6 Neuburg 1554: + [Wappen Ottheinrichs].
7 Neuburg 1554: M.D.LIIII.
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