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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0262
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

etiam bonis exemplis ac doctrinam ornet honestate
vitae snae, necessarium est, ut qui suscipit admini-
strandam ecclesiam, mores vitae suae ita componat,
ut non solum actiones eius, sed etiam sermo, vestitus
et incessus, denique omnia tam facta quam dicta
eius documenta sint virtutum, ne, quod altera manu
aedificat, altera destruat, ne tam peccato quam
exemplo ecclesiam corrumpat. Cogitet sibi maxime
omnium dictum esse, quod Christus apud Matheum
ait: Qui offenderit unum de pusillis istis, qui in me
credunt, expedit ei, ut suspendatur mola asinaria in
collum eius ac demergatur in profundum maris
[Mt. 18, 6]. Ac breviter minister legat, relegat, iteret
ac repetat epistolas Pauli ad Timotheum et Titum,

ut ex iis omnem doctrinae et vitae suae rationem
cognoscat.
Postremo bona fide promittat se fideliterk fore
subditum illustrissimi principis ac domini, domini
Ottonis Henrici letc., electoris etc.l, domini nostri
clementissimi, et ut pro virili commoda sua procu-
ret, incommoda autem prohibeat, ordinationem
quoque ecclesiasticam, quam illustrissimus princeps
noster instituit, diligenter observet ac superatten-
denti suo, quem illustrissimus princeps noster ordi-
naverit, debitam obedientiam praestet et, si quid
controversiae acciderit, ad superattendentem aut
consiliarios illustrissimi principis referat et ab eis
cognitionem rei accipiat.

14. [Bedenken der Superintendenten über Schwenckfeldianer, Wiedertäufer und
andere Sekten von 1556]1

Nachdem glaubwirdiglich befunden, das die erger-
lichen und schedlichen irthumben der Schwengk-
feldianer, widerteufer und anderer secten in ader
churfurstlichen Pfaltza an etlichen orten nit allain
fur und fur einschleichen, sonder auch zu mergk-
licher ergernus der einfeltigen, zu gantz nachtailigen
zertrennungen der kirchen und zu verachtung der
rechten, warhaftigen lehr des heiligen evangeliums
und der hailigen sacramenten zunemen und die not-
turft erhaischt, denselben christlich und fuglich zu
begegnen, so haben die superattendenten dem ur-
sprung obbemelter secten vleissig nachgedacht und
befinden, das dieselben furnemlich an denen orten
entstanden, da entweder nicht christlich oder nicht
beschaiden, verstendig prediger des evangeliumsb
oder, da schon christlich und beschaiden prediger

k Neuburger Reinschrift: fidelem.
l-l Fehlt Neuburger Reinschrift.
a-a Neuburger Reinschrift: dem furstenthumb.
b Hier gestrichen: oder, da schon christlich und be-
schaiden, verstendig prediger des evangeliums.
c-c Neuburger Reinschrift: gemainer furstlicher.
d Neuburger Reinschrift: ursach.

sein, doch etlichen frembden und anhaimischen ge-
stat wirdet, die offenlichen predigen und kirchen-
ämbter zu verachten und aigene conventus in den
heusern und in den welden zu halten, do auch das
offentlich verrucht leben des gemainen volgks mit
vilerlei schweren, fluchen und andere unzucht nicht
vermög gottlicher und cunser churfurstlichenc
landtsordnung2, wie sich geburet, gestraft wirt, son-
der die laster also unverschambt uberhandt nemen,
das an ainem Sontag die leut vormittag das sacra-
ment des herrn nachtmal empfangen und gleich des-
selben tags sich mit fullerei und andern lastern so
ungeschigkt und unchristlich halten, das beede,
Schwengkfeldianer und widertaufer, vermainen,
billich ursachend daraus zu schopfen, sich von ainer
solchen kirchen, darin die sacramenta so offentlich

1 Druckvorlage wie oben Nr. 10-13 eine nach Neu-
burg übersandte, zeitgenössische Kop., in GLA
Karlsruhe 77/4277, fol. 141 recto-145 verso, als
Beilage B zu oben Nr. 10 bezeichnet. Ein entspre-
chender Text fehlt im Neuburger Entwurf ebendort,
findet sich aber in der Neuburger Reinschrift, eben-
dort, fol. 202 recto - 207 recto.
2 Ordnung christlicher und guter Polizei von 1546,
oben Nr. 4.

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