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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0265
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Superintendentenbedenken 1556

Schwengkfeldischen oder widerteuferischen ur-
sachen von der predig, catechismo und nachtmal
Christi enthalten, sollt mit inen, den eltern, vorer-
zelter gestalt gehandelt und die jungen von dem
ambtman geschigkhth, auch inen mit ernst und be-
troeung bevolhen, das sy die kirchendienst unan-
gesehen irer eltern anweisung besuchen sollen. Dann
die christlich lieb und götlich ordnung der oberkait
erfordert, das in ainem solchen fall die weltlich ober-
kait als ain gemainer vater anstat der eltern, als der
verfuerten, unsinnigen leuten, eintrete und fur der
jungen hail sorg trage.
So aber an der grenitz des landts in frembder
oberkait widerteuferische oder Sehwengkfeldiani-
sche versamblung gehalten und die landtsessen zu
denselben iren zulauf haben wurden, wie dann vor
augen, soll der ambtman des orts sein vleissig ach-
tung darauf haben und den zulauf seinem orden-
lichen beruf nach weren. Es möcht auch unser gne-
digisteri herr mit der anstossenden herschaft, dar-
under obvermeltek versamblung geduldt, handlung
pflegen lassen, das dieselben abgestellt und seiner
churf.[urstlicher]l g.[naden] underthanen zu dem
irthumb kain ursach gegeben werde.
Das möchten verhoffenlich durch Gottes gnade

bequeme und fugliche mittl sein, dardurch die erger-
liche und schädliche irthumb der Schwengkfel-
dianer und widerteufer nicht ferrer umb sich fressen,
dann so man mit irrenden leuten, die sonst ain erbar,
zuchtig und gehorsam leben furen, mit der scherpfe
der straf unzeitig faren wolltm.
Und wiewol villeicht durch obbemelte mittel die
irthumb nit gantz allerding vom grundt außgereu-
tet nmöchten werdenn, ydoch in ansehung, das
gleich wie die Israheliten haben mussen in irem
landt die Amorither und Jebusither, wiewol irem,
der Israeliten, gewalt underwurflich, gedulden, und
wir alle mussen noch die stundeo in blut und fleisch
tragen und leiden und uns daran benugen lassen,
das der gaist daruber gewaltig sey, also soll sich die
christenlich kirch benugen lassen und dem herrn
Gott dangkhen, das die wahr leer des hailigen evan-
gelii und der recht gebrauch der hailigen sacramen-
ten die oberhandt behelt, obwol daneben vil un-
krauts aufwechst, welchs auch derhalben, wie Chri-
stus selbs sagt, nicht gleich außgereiftp werden mag,
das auch nit das guet darmit außgerissen werde
[vgl. Mt. 13, 24-30] und man furnemlich darauf ar-
baiten soll, das nur dem grobsten und schedlichsten
geweret werde.

15. [Bedenken der Verordneten und Generalsuperintendenten über das Verfahren
mit trunksüchtigen Kirchendienern von 1556]1

Under andern feel und mengeln, so sich in der kir-
chen zutragen, ist nicht der geringst ainer, das etlich
ministri ecclesiarum sich mit trungkenhait der-
massen beflegken, das sie iren pfarr- und predig-
kindern, auch sonst meniglich grosse, unleidenliche
ergernus geben. Und nachdem die weinsucht als ain

h Neuburger Reinschrift: beschickt.
i Neuburger Reinschrift: gnediger furst und.
k Neuburger Reinschrift: obgemelte.
l Neuburger Reinschrift: f.[urstlicher],
m Neuburger Reinschrift: + möcht draus, wie die er-
farung bis anher an etlichen orten beweiset hat,
vil ergers entsteen.
n-n Neuburger Reinschrift: werden möchten.
o Neuburger Reinschrift: sunde.

schendtlich laster an ainichen menschen nicht allain
nit loblich, sonder auch streflich, so ist sy doch fur-
nemlich an den kirchendienern nicht zu dulden,
sonder mit ernst zu weren und mit geburlicher straf
zu verhueten. Wir reden aber ytzt nicht von solchen
weinsuchtigen ministris, so neben und mit der trun-
p Neuburger Reinschrift: ausgeraisst.
1 Druckvorlage wie oben Nr. 10—14 eine nach Neu-
burg übersandte, zeitgenössische Kop., in GLA
Karlsruhe 77/4277, fol. 146 recto - 148 recto, als
Beilage C zu oben Nr. 10 bezeichnet. Ein entspre-
chender Text fehlt im Neuburger Entwurf ebendort,
findet sich aber in der Neuburger Reinschrift eben-
dort, fol. 208 recto - 210 recto.

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