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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0264
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

zucht der kirchen halten sollen. Hierauf so were es
zu verhuetung aigner irriger secten nit undinstlich,
das die pfarher ire pfarkinder nicht allain zu empfa-
hung des heyligen nachtmals ermaneten, sonder
auch ir vleissigs aufmergkens hetten, welche mans-
oder weibspersonen under dem pfarvolgkh sich des
nachtmals ain lange zeit nit gebrauchent und die-
selben freuntlich und christlich ansprechen und er-
suchen, aus was ursach sie sich des gebrauchs des
nachtmals enthaltenu.
So dann dieselb person ain leidenlich ursach ires
thun hette, nemlich das die empfahung des nacht-
mals underbliben nit aus verachtung desselben, auch
nicht aus sectischer, irrischerw maynung, sonder das
sie entweder zu der zeit reichung des nachtmals ehe-
hafter gescheft halb nit alweg inhaimisch oder in
ainer sollicherx irriger rechtshandlung gegen dem
nechsten stegke, das sie sich biß anher nicht fuglich
hab hierzu wissen zu verfugen oder noch nit genug-
sam bericht were, das man das nachtmal in beeder-
leyy gestalt empfahen sollt, oder ainicher anderer
unsectischer ursach halben, soll der pfarherr gedult
tragen und die person freuntlich underrichten, das
sie sich furohin christlich zu halten wiss.
So aber ymants sich der empfahung des nacht-
mals aus Schwengkfeldianischer, widertouferischer
oder anderer sectischer, doch unaufrurischer (dann
die aufrurer haben sonst in andere wege ire weltliche
straf) ursach geeussert hett und nach gethanem
freuntlichem und christlichen bericht, so erstlich
durch den pfarher allain und zum ander mal in bey-
sein des ambtmans und sonst zweyer oder dreyer er-
licher, gotsfurchtigen menner gescheen soll, uf dem
sectischen irthumb beharret und des nachtmals
nimer neben und mit der offentlichen gemeinen kir-
chen gebrauchen wurde, soll es dem speciali super-
attendenti angezeigt und von dannen an den genera-
lem superattendentem gelangt werden, der es dem
examini superattendentium zu bedengken furbrin-
gen soll, ob erz, solcher irriger, ferner der versamb-

u Neuburger Reinschrift: + etc.
w Neuburger Reinschrift: irriger.
x Neuburger Reinschrift: solchen.
y Neuburger Reinschrift: bayder.
z Neuburger Reinschrift: ain.
a Neuburger Reinschrift: christlichem.

lung der superattendenten furzustellen und zu
examinirn sey. Dann so er auch alßdan halstarriglich
uf dem irthumb verharret und sich des nachtmals
nicht christlich gebrauchen wollt, sollt es sambt
gutem, grundtlichema bericht aller ergangnen hand-
lung unserm gnedigisten churf.[ursten]to und herrn
furgetragen werden. Und halten die superattenden-
ten darfur, nachdem das nachtmal Christi nit
allain zum trost des gewissens, sonder zur eusser-
lichen kuntschaft und erkantnußc der ainigkait mit
der rechten, gemainen christlichen kirchen baid, im
glauben und lieb, eingesetzt ist, das es zur erhaltung
christlicher zucht und frid lebens in der kirchen
dienstlich were, so unser gnedigisterd herr ain solche
obgemelte irrige, halstarrige person erstlich irer
erlichen ämpter, so sie derselben etlich truge, ent-
setzene, darnach auch, sof kain besserung gespüret,
des landts, als der burgerlichen freyhait und genieß
sy sich von wegen irer irrigen absunderung unwirdig
machtg, verwisen werde, damit nit durch das
exemplum des beywonenden irrigen und halstarri-
gen die andern einfeltigen auch verfueret und von
dem christlichen gebrauch des hailigen nachtmals
abgehalten wurden.
So auch jemants on gebrauch des sacraments und
andern ordenlichen kirchendiensten in widertaufe-
rischen oder Schwengkfeldianischen irthumb ab-
sturbe, soll dasselb weder mit leuten der glogkhen
noch mit leichtpredig zur erden bestetigt werden.
Und damit nit neben und mit den alten auch die
jugendt durch die Schwengkfeldianer und wider-
teufer irthumb verfuert werden, soll der pfarher
ydes orts furnemlich, do die personen des Schwengk-
feldischen und widerteuferischen irthumbs verdacht,
auf die jugent vleissig achtung haben, ob sy von den
eltern zu dem catechismo und zu der empfahung des
nachtmals geschigkht werden. Dann so er hierinnen
mangel spuret, soll er die eltern ansprechen und sy
irer versaumnuß freuntlich ermanen. So sich nun
befinden wirdt, das die eltern ire jugent aus
b Neuburger Reinschrift: fursten.
c Neuburger Reinschrift: bekannthnus.
d Neuburger Reinschrift: + furst und.
e Neuburger Reinschrift: entsetzten.
f Neuburger Reinschrift: da.
g Neuburger Reinschrift: tracht.

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