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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0270
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

chendiener uf- und abzug, auch translation halber
zutragen mögen, damit solcher puncten halber alß-
baldt richtiger beschaid geben werden mocht, siehet
die verordnete fur nutzlich und gut an, das bey der
cantzley im kirchenrat vier bücher alwegen zur hand
seyen.
1. Das erst buech hielt in sich ain vleissige ver-
zaichnuß aller pfarhen, competentzen, fruemessen,
diacon und schulmaister einkomen, wie sie vor alters
her alwegen gewest und durch den renovatorem von
item zu item ordenlich verzaichnet.
2. In das ander buch wurden verzaichnet aller
pfarhen, diacon, schulmaister etc. genante verord-
nete neue competentzen, wie sie hinfuro in diesem
tail der churf.[urstlichen] Pfaltz den kirchendienern
geraicht werden sollen.
3. In das dritt buch wurden verzaichnet der kir-
chendiener, pfarhern, diacon, schulmaister und
collatorn namen, uf welchen tag ain jeder angeno-
men, abgeschaffen, transferirt oder gestorben, welchs
zu abrechnung und ausschreibung halben gantz not-
wendig.
4. In das viert wurden verzaichnet die pfarhen,
diaconat und schulen, so zu yder zeit vacirent, auch
die namen der personen, so umb dienst anhalten
oder zu tranßferirn weren.
Der viert articul von dem armencasten.
[P.[rinceps] hat bedengkhen, ob allein die liechter,
so kunftig gegeben mochten werden, oder auch die
ewig liechter damit gemaint sein. Nota. Hyeme
opus erit luminibus.]
Der verordneten underthenigs bedengkhen ist,
das neben dem allgemainen kirchencasten auch ain
armercasten in yden stedten und flegkhen zu under-
haltung der armen leut aufgericht werde in anse-
hung, das burgermaister und gericht allerdings
nichts mit dem kirchencasten (so an ainem yden ort
dem gaistlichen verwalter bevolhen) [Soll der ver-
walter dieses castens zur visitation geburlich verord-
nung bescheen.] zu thun haben, den armen aber
nicht one des gerichts erkentnus solle geholfen wer-
den.

Sovil das einkomen belangt, sieht die verordneten
fur gut an, das zur underhaltung der armen sollen
verwendt werden, was bißher in der kirchen zu
wachs, öle, liechtern und dergleichen verordnet und
gestift.
Item an einem jeden Son- und feiertag vor der
kirchen beckhen aufsetzen und, anstat das bißher
das almusen mit dem segkhlin under den predigen
gesamlet, die leut ir almusen zu geben ermanet wer-
den. Dergleichen, so man das nachtmal helt, auch
ain begkhen aufgesetzt und die communicanten er-
manet, das die armen neben der gedechtnus des ein-
mal gescheenen opfers Christi auch Gott, das ist,
den armen leuten, opfern wollten, umb welchs op-
fers willen zum tail in der ersten kirchen das nacht-
mal ain opfer genent und durch die diacon ausge-
spent, dasselbig aber nachmals, do aus dem nacht-
mal ain meß worden, die pfaffen zu sich gezogen und
die diaconos darfur das evangelium und epistl lassen
lesen.
Gleicher gestalt, so ain christ verschieden, möcht
man auch bey der leicht und begrebnuß etwas neben
dem stogkh aufsetzen, darein die leut, so mit der
leich giengen, ir almusen, ain yder nach seinem ver-
mögen, legen möchten.
Wo aber der armen not so gros, das oberzelte
samblung neben der gestiften almusen zu underhal-
tung der armen nicht genugsam, werden churf.[urst-
liche] g.[naden] aus dem gemeinen kirchencasten, so
in der ersten kirchen thesaurus ecclesiae genant
worden, gnedige hilf erzaigen, damit die armen, dürf-
tigen leut nit not und hunger leiden dürfen.
Es mochten auch ir churf.[urstliche g.[naden] son-
dere ordnung furnemen, was fur personen zu solchen
castenpflegern erwelet, welcher gestalt sie das almu-
sen auspenden, wie sich auch diejhenigen, so das
almusen empfangen, halten sollen und was under-
schiedt under den armen zu halten.
Item, das auch der landtecken halben4 ain ernst-
lichs einsehen geschee, die auf den armen under-
thanen ligen und des merer tail schedlich leut seind.
Solche oberzelte puncten geben die verordneten
ferner zu erwegen und wer ir einfeltig bedengken,

4 Vgl. Lev. 19, 9.

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