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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0273
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Visitationsinstruktion 1556

Durchleuchtigster, hochgeborner churfurst, gne-
digster herr. E.[uren] churf.[urstlichen] g.[naden]
kurtze relation ze thun der gehaltnen kirchenvisi-
tation in e.[urer] churf.[urstlicher] g.[naden] undern
Pfaltz, wellen wir dieselben in drei puncten oder ar-
ticl stellene.
Und erstlich e.[uren] churf.[urstlichen g.[naden]
erzelen den proceß, so wir allenthalben in den ämb-
tern, dahin wir komen, braucht und gehalten haben.
Furs anders, wo wir gewesen, was und wie wirs be-
funden, guet oder böß.
Und dann furs drit, welches in gemain die fur-
nembsten mengl und fel seien und wie dieselbigen
diser zeit kunden verbessert werden.
Sovil dann zum ersten denf proceß belangt.
In welches ambt wir komen, haben wir durch den
landtschreiber goder schulthaißg zu uns erfordern
lassen die pfarrherrn, caplän, schuldthaissen und
kirchenjuraten, so in sölch ambt gehörig, hsovern
das ambt über die zwelf stet und dörfer nit gehabt.
Dann sovil haben wir in ainem tag fertigen mögen.
In den grössern ämbtern aber seind sy rotenweis zu
zehen und zwelf kirchenpersonen ye nach gelegen-
hait sambt iren schulthaissen und juraten2 beschri-
ben wordenh. Und wann sy ytzt samentlich bey-
einander, hat inen in beysein des oberambtmans und
landschreibers von e.[urer] churf.[urstlicher] g.[na-
den] wegen mein junstiger junckher Walther Senft3
den furtrag gethan und in dem angezaigti: Dieweil
e.[ure] churf.[urstliche] g.[naden] die gegenwurtige
visitationk der kirchen furnemlich derhalben zu hal-
ten bevolhen haben, das sy aigentlich und grunt-
lichl erfaren mögen, welchermassen allenthalben in
den kirchen hausgehalten werde, ob auch der kir-
chendienst mit düchtigen, gelerten personen be-
stelt, die ir ambt mit predigen und sacramentraichen
treulich verrichten und dann auch die gemainden,
alt und jung, auf die heiligen feirtagm und sonst
e Konz. ursprünglich: verfaßen.
f Konz. ursprünglich: unseren.
g-g Fehlt Konz.
h-h Im Konz. am Rande nachgetragen.
i Im Konz. gestrichen: uß waß ursachen e.[ure]
churf.[urstliche] g.[naden] bewegt worden, die
gegenwertige kirchenvisitation tzu befelchen.
k Konz.: kirchenvisitation.

fleissig zu kirchen ziehen, Gotes wort hören und die
heiligen sacrament gebrauchen etc.
So seien nun auch sy, die herrn pfarrer, schult-
haissen und juraten dises ambts erfordert und gleich
wie die pfarrherrn insonderheit nacheinander erst-
lich irer beschwerden, die sy in irem ambt haben
mögen, nverhört. Und demnach irer leer halben alle
samentlich examinirt worden, also werden auch
die schulthaissen und juraten ainer yeden pfarr
auch insonderhait befragt werden, da sy bei iren
pflichten und aiden, so sy eur churf.[urstlichen]
g.[naclen] gethan, sollen anzaigen, was sy fur mengl
und fel wissen oder haben, die da billich sollten ver-
bessert werden.
Erstlich an dem pfarrer und seim ambt,
furs ander an der kirchen und dern järlichen ge-
fellen, davon sy im pau zu erhalten,
und dann furs drit von der gantzen gemaind, wie
sy sich zu der cristenlichen religion in- und ausser-
halb der kirchen schickeno.
Hierauf seind sy alle abgetreten und hat man zu-
erst eines yeden dorfs oder fleckens insonderhait
schulthaiß und kirchenjuraten samentlich beruefen
und inen dise volgende fragen ungeferlich furgehal-
ten:
Zum ersten, wie lang ir pfarrherr bei inen gewesen
und wie er zu inen komen sey.
Zum andern, wie oft er auf den Sonntag und sonst
in der wochen pfleg zu predigen und ob er verstendt-
lich sey also, das ain gemainde ab seiner leer ein ver-
nugen hab und darfur halt, das er inen Gottes wort
lauter und rain predige.
Zum driten, ob er inen auch die heiligen sacra-
ment gantz raiche nach des herrn Christi einsatzung
und bevelh und das nit in frembder, sonder in teut-
scher sprach. Item, wie oft im jar er das nachtmal
halte und ob die vorberaitung den Sambstag zuvor
gehalten und sich diejhenigen, so den volgenden
Sonntag communicirn wellen, sich auch insonder-
1 Im Konz. am Rande nachgetragen.
m Konz.: Sontäg.
n Konz.: + werden.
o Konz.: + etc.
2 Die Kirchengeschworenen.
3 Weltlicher Vorsitzender der Visitationskommission.

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