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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0281
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21. [Erneuerung des Bildermandats vom 14. Dezember 1557]1

Ottheinrich, von Gotts gnaden pfalntzgrave bei
Rhein, deß heyligen romischen reichs ertztruchsäß
und churfurst, hertzog in Nidern- und Obernbaiern
etc.
Lieben getreuen, unß kombt mehr als in einen weg
fuir, das ungeachtet unser hievor außgangner gebot
und bevelch vast hin und wider in euerm von unß
dragenden ambt beneben einwurtzelenden allerhandt
lastern auch die schendlich und schedliche abgötte-
rey der bilder, altharien und anderer dergleichen
ding in den kirchen und clostern noch unabgeschafft
bleiben und also zu vieler guthertiger leut ergernuß
geduldet werden sollen, das unß dann als ainer christ-
lichen obrigkhait, wie ir [_a]chten, nicht unbilli-
chen zu gemuth gehet und g[anz be]schwerlich zu
vernemen ist, umb soviel meh[r], das uns [auch?]
daruber fur Gott, dem almechtigen, rechn[un]g zu
geben geburt, wo die kirchen von der ergerlichen
mißbreuchen und abgöttereyen gerainigt werden.
Dernhalben wir dan abermaln und zu entledigung
unsers gewissens mit sonderm ernst bevelhen, vori-
gem unserm haißen2 nach diese greuel der erger-
lichen bildnuß, altharien und ander abgöttischen
ding hinwegzuschaffen und daneben unsern predi-
canten, pastorn und kirchendhienern einzubinden,
das sie zugleich auch auf den cantzeln mit gutem

1 Druckvorlage: Orig., Ausfertigung für die Stadt
Mosbach, gerichtet an Philipp von Bettendorf, Fauth
zu Mosbach und den Schultheißen dortselbst, in
GrLA Karlsruhe, 77/4280 (mit Präsentationsver-
merk vom 14. Dezember 1557: Mein gnedigster herr
leß mir schreyben, das ich soll bericht geben, ob die
altarien auß den kirchen gethon.)

christenlichen underricht, lehr und vermanungen
die schwachglaubigen sittsamlich underweysen, was
grosser sunde und auch gefahr leibs und der sehlen
auf solchen abgöttischen stücken und darin gefasten
aberglauben beruhen thu, damit sie nicht allein die
bildnußen und anders auß den augen, sonder auch
auß dem herzen ziehen und verschlagen mögen, an-
gesehen das one das sonsten die verenderung der
bilder etc. auch bei vielen zum ergernuß geraichen
mag und derhalben vonnöten i[st, zu] gewinnung
und erbouung der ainfaltigen, [solc]he sachen mit
guter christlicher lehr zu dr[eiben] und zu [han]dlen.
Und damit wir auch ainist wissen mögen, was
doch hiebevorige bevelch gewurcket und außge-
richt, wollen wir, das ir uns daruf der execution und
volnziehung derselben zum furderlichsten und in
vierzehen tagen nach dato berichten und sonderlich,
ab solche ergerliche abgöttische altharien und bild-
nuß abgeschafft oder aber und an welchen orten,
auch auß waß ursachen solchs underlaßen wehre.
Des wollen wir uns zu euch also endtlich zu bescheen
verlassen und ir khennt daran unsern ernstlichen
willen und bevelch.
Datum Haidelberg, den 14. Decembris anno etc.
[MD]LVII.

Abdruck bei Rott, Kirchen- und Bildersturm,
238-239, Anm. 2. Ein ähnlicher Befehl erging am
13. Dezember 1557 an das Sapienzkolleg in Heidel-
berg, Text bei Hautz, Greschichte der Universität
Heidelberg, Bd. I, 442-443 Anm. 100.
2 Oben Nr. 20 und das nicht erhaltene frühere Bilder-
mandat vom Februar 1557, vgl. Einleitung S. 32-33.

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