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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0311
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Eheordnung 1563

bandt der seelenp, leibs und guts, höchster lieb, treu
und fürderung zu allen tugenden sein sol, so tregt
sich doch je zu zeiten und an vielen orten zu, das
etzliche eheleut auß anreytzung des sathans (wel-
cher ein abgesagter feindt aller zucht und erbarkeyt
ist) und böser, unrüwigen leuth grossen neidt, zorn,
haß und andern unwillen gegeneynander fassen und
tragen, nit allein in unfriden leben, sondern auch
bißweilen von einander laufen, kein eheliche bey-
wonung thun und doch beyde in disen landen, auch
wol zur zeit in einer statt wonhaftig bleiben. Solches
der gebür abzuschaffen und zu vermeiden, sollen
unsere jedes orts verordnete amptleut, auch unsere
eherichterq und rät müglichen fleis anwenden, da-
mit solche verworne eheleuth widerumb versönet,
zusammengetheidigetr und verglichen, zur gebür-
lichen buß und christlicher verzeichung ermanet
und getrieben, auch wa es vonnöten, nützlich unds
ersprießlich, ernstliche straf des thurns und sonst
ansehenliche handlungen fürgenommen werden, da-
mit dieser gottselige standt nit zertrent und gele-
stert, den ehegemechten und kindern keine ursach
zu eignen verderben, auch dem nechsten kein erger-
nus geben werde.
Im fall aber solche versönung und zusamen-
theydigung bey den halßstarrigen keine statt haben
wurde, gedencken wir gegen solchen mutwilligen
verächtern und zerstörern ehelichs standts in andere
ernstliche wege als mit verweisung unsers landts
oder sonst nach gelegenheyt zu verfahren.
tuwVon der ehescheydung.w
Weil etzliche eheleuth, so durch unsere verordnete
eherichterx und rhäte gescheiden seind, sich eigens
p OP LR 1606: gemüter.
q JC 1578: stadthalter.
r OP 1563: zusammengetheidinget.
s Fehlt OP 1563.
t-t Fehlt LR 1611 hier, vgl. unten S. 286.
u LR 1582, OP LR 1606 Überschrift: + Der XI.
titul.; 1583: VI.
w-w LR 1582, 1583, OP LR 1606: Von anderwerts ver-
heuratung geschiedener eheleut.
x JC 1578: stadthalter.
y LR 1582, OP LR 1606 Überschrift: + XII. titul.;
1583: VII.; LR 1611: Der XI. titul.
LR 1582, 1583, OP LR 1606, LR 1611: nach ver-
mög unsers deßwegen hiebevor publicierten [OP
LR 1606, LR 1611: + und zu end dieser ehe-

gewalts und one erlaubnus understehen anderwerts
zu verheurathen, so ist unser ernstlicher will und
meinung, daß hinfüro kein geschieden ehegemecht
sich eigens willens, sonder mit erlangter, vorgeender
erlaubnus unserer eherichterx und rähte widerumb
zur andern ehe begebe40t.
yVom ehebruch, hurerei, kupplerey
und unehelichem beywohnen.
Nachdem am tag, das neben andern vilfältigen,
verbotnen, sträflichen und ergerlichen lastern der
ehebruch, uneheliche beywonungen, hurerey, kupp-
lerey und dergleichen leichtfertigkeyten, welche
Gott, der herr, jederzeit nicht allein an privatperso-
nen, sonder auch mit außrottung und zerstörung
land und leuth gantz ernstlich getraft hat, bey vilen,
darzu von etlichen one scheuhe geübt werden, ge-
dencken wir, fürbas solche ergerliche und schädliche
unzucht, kupplerey und bübisch leben zan leib,
leben oder gut nach gestalt und gelegenheyt der
sachen ernstlich und unnachleßlich zu strafen, wie
wir dann deßwegen unsern ambtleuten bevelch zu-
kommen lassenz.
Wurden dann eltern oder fürmünder befunden,
die fürterhin dergleichen sträfliche leichtfertigkey-
ten ihren kindern oder der jugendt, so sie in ihrer
versehunga haben, wissentlich gestatten oder zu-
sehen, die sollen, wie obenb, darumb selbs auchc ge-
straft werden.
Und wer solchem leichtfertigem, ergerlichem volck
wissende underhaltung gebe oder zu irer boßheyt
fürderung thet, die sollen, so oft sie es verbrechen,
wie obgemeldt, gestraft und in dem allem niemandt,
sey was standts dasd wölle, verschonet werden.
gerichtsordnung widerholten] mandats an leib,
leben oder gut nach gestalt und gelegenheit der
sachen ernstlich und unnachläßlich zu strafen.
[Mandat und Constitution von 1575 mit seinen
Erneuerungen, unten Nr. 56, vgl. S. 484-488].
a LR 1582, 1583, OP LR 1606, LR 1611: verwal-
tung.
b LR 1582, 1583, OP LR 1606, LR 1611: + ge-
meldt.
c Fehlt LR 1582, 1583, OP LR 1606 LR 1611.
d LR 1582, 1583, OP LR 1606, LR 1611: der.
40 Hier Einschränkung der Wiederheirat gegenüber
Von den Ehesachen von 1556, oben Nr. 8, vgl.
S. 224.

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